Kunst verändert Realität
Warum erschafft der Mensch überhaupt Kunst? Haben Sie sich das schon einmal gefragt. Zurück bis zu den Ursprüngen der Menschheit und bis in die entlegensten Ecken der Erde können wir künstlerische Werke finden. Kunst scheint etwas zutiefst Menschliches zu sein. Alles hat einen natürlichen Sinn, nichts passiert in der lebendigen Natur einfach nur so. Kunst ist Ausdruck unserer Fähigkeit zur Imagination. „Mithilfe der Imagination planen wir unsere Zukunft und können in mentalen Simulationen mögliche Wirklichkeiten erproben oder von entrückten Welten träumen. Die Macht der Imagination ist ein evolutionärer Jackpot, unsere Wahrnehmung ist der Schlüssel zu ihrem Verständnis“, beschreibt es Fred Mast in seinem Buch „Black Mamba oder die Macht der Imagination“ (S. 9). Kunst ist Imagination. Mittels der Imagination können wir Zukünftiges antizipieren und Unbekanntes sichtbar machen.
Kunst ist wildes Denken
Wir haben zwei Formen des Denkens. Der Psychologe und Nobelpreisträger in Wirtschaftswissenschaften Daniel Kahnemann unterscheidendes das langsame rationale Denken und das schnelle assoziative Denken. Die Ethnologin Dr. Kessler beschreibt es synonym als das nach außen gerichtete rationale Denken und das nach innen gerichteten „wilde Denken“.
Während das planmäßige und lineare Denken über Faktenchecks, Analysieren und Zerlegen von Bestandteilen in ihre Einzelteile langsame Schlüsse zieht, agiert das wilde Denken für den aktiven Geist blitzschnell und oft unbewusst in endlosen vernetzten Assoziationsketten. „Wie Kräuselwellen auf der Oberfläche eines Teiches breitet sich die Aktivierung durch einen kleinen Teil des riesigen Netzwerks assoziativer Vorstellungen aus“, schreibt Kahnemann in seinem Buch „Schnelles Denken, langsames Denken“ (S. 71). Unser Unbewusstes kann mühelos unendliche Assoziationen hervorrufen. Auf diese Weise verbinden sich über das Kunstwerk den Schöpfer und Betrachtenden. Das Werk beginnt zu sprechen.

Was denken Sie über eine Maus?
Um es etwas griffiger zu machen. Was denken Sie, wenn Sie die Maus betrachten, die von einem Mädchen aus meiner Flüchtlingsgruppe stammt? Das Bild wurde für unser Krafttierkartenset gestaltet www.krafttier.reisen
Mit dem rationalen Denken ordnen wir die Maus beispielsweise einer Tiergattung zu: „speziell ein Nagetier aus der Überfamilie der Mäuseartigen, meistens aus der Familie der Langschwanzmäuse (Muridae), speziell die Hausmaus aus der Gattung der Mäuse“ (wikipedia)
Die Assoziationsketten, die sich beim schnellen Denken bilden, sind bei jedem Menschen individuell.
Ich denke bei der Maus zum Beispiel an meine Kindheit bei Oma. Dort habe ich erstmals eine niedliche Spitzmaus im Garten gesehen, die meine Oma gar nicht so süß fand. Dann fallen mir gleich noch die Maulwürfe ein, die ich auch besonders zauberhaft fand, die aber von meinem Opa mittels Maulwurffallen getötet wurden. Für mich war das ein unverständlicher und barbarischer Akt. Und schon kommt mir Purzel in den Sinn, der Hund meiner Großeltern, den ich sehr gliebt habe, der aber auch gern Mäuse und Maulwürfe tötete.
Welche Assoziatinsketten kommen Ihnen in den Sinn? Diese Ketten können endlos weitergehen. Die können jedenfalls mühelos erkennen, dass die zwei Formen des Ausdrucks unterscheidliche Ergebnisse hervorrufen. Und beide Formen des Denkens sind nötig. Der künstlerische Ausdruck hilft uns, um ins wilde Denken zu wechseln. Diese andere Art des Denkens bringt uns neue Perspektiven aus festgefahrene Probleme.
Worte drücken aus, schaffen Klarheit, geben Orientierung
Unser Verstand schenkt uns die Gabe zum logischen und analytischen Prüfen. Mit unserem Verstand können wir das wilde Denken refeflektieren, sortieren und ordnen. Wenn ich etwas benennen kann, dann kann ich es begreifen. Worte sind unser alltägliches Handwerkszeug, mit dem wir Wirklichkeiten kreieren. Worte schaffen Klarheit. Klarheit ist Sehen und Sehen ist Präsenz.
Eine Balance zwischen Verstand und Gefühl, zwischen Analyse und Intuition bringt uns auf unserem Weg durch schwierige Lebenssituationen weiter.
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