Guillain-Barré-Syndrom

Welche Geschichte willst du aufschreiben, selbst wenn du wüsstest, dass du danach kein einziges Buch mehr schreiben dürftest? Und wenn dieses einzige und letzte Buch eines wäre, das außer dir niemand lesen will, würdest du es trotzdem schreiben? Dann hast du das Buch deines Lebens gefunden.

Sebastian Fitzek im Schriftstellerkurs Meet your Master

Mein neues Buch erscheint voraussichtlich im Winter 2023

Als Jugendliche erkrankte die Autorin am Guillain-Barré-Syndrom. Innerhalb weniger Tage verwandelte die Autoimmunerkrankung sie in einen erstarrten Körper mit einem eingesperrten Geist. Sie war komplett gelähmt. Es war ein körperlicher Shutdown, ein Totalrückzug aus der unerträglich gewordenen Welt.  Ein Gefühl der Lähmung kennen viele von uns, individuell wie kollektiv. Die Krankheitsgeschichte ist eingebettet in eine gesellschaftliche Atmosphäre, die eine kollektive Kälte beschreibt. Angst, emotionale Taubheit und Erstarrung sind Hauptmerkmale der Kriegsgeneration, die nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland mit ihrer Schuld und Scham leben mussten. Die Autorin beschäftigt sich als Gesprächs- und Kunsttherapeutin mit traumatischen Lebensereignissen. Das Buch besteht aus biografischen Elementen, die in die psychologischen und medizinischen Fakten eingebettet sind. Die Autorin wagt einen Metablick auf das Thema Krankheit, das immer auch in einem gesellschaftlichen Rahmen stattfindet und definiert wird. Anhand ihrer existenziellen Erfahrung erläutert sie den Hintergrund zu transgenerationalen Effekten der Traumaweitergabe. Die Grenzerfahrung zwischen Leben und Tod öffnet ebenso eine spirituelle Perspektive. Das Buch richtet sich an Betroffene und an alle Menschen, die der inneren Leblosigkeit entkommen und sterbend dem Leben begegnen möchten.

Psychologie: Kunst ist Elefantensprache

Seniorenresidenz Harburg – Kreativer Begegnungsraum“

Warum hilft uns die Kunst als Ausdrucksform, um die Sprache unserer Seele zu verstehen? Dazu möchte ich dir anhand des Modells von Elefant und Reiter etwas zum Hintergrund unserer zwei Denksysteme erzählen. Die Metapher von Elefant und Reiter geht auf den amerikanischen Psychologen John Haidt zurück.[1] Haidt beschreibt damit das Zusammenspiel von rationalem Denken und der automatischen Verarbeitung von Reizen. Diese unterschiedlichen Systeme kennen wir auch von Daniel Kahneman, Professor für Psychologie und Nobelpreisträger für Wirtschaft. Er unterscheidet das langsame, rationale Denken und das schnelle, assoziative Denken, welches der Intuition entspringt. Die Ethnologin Dr. Kessler bezeichnet es synonym als das nach innen gerichteten „wilde Denken“.[2]

Das rationale, langsame Denken läuft linear. Das bedeutet, dass solche Prozesse von der Vergangenheit über die Gegenwart in die Zukunft laufen. Es steht im Zentrum unseres Bewusstseins. Die Verarbeitung ist begrenzt. Im Vergleich zu intuitiven Prozessen ist es langsam. Kontrollierte Prozesse erfordern, die Sprache der Buchstaben und Worte sprechen zu können. Während das planmäßige und lineare Denken über Faktenchecks, Analysieren und Zerlegen von Bestandteilen in ihre Einzelteile langsame Schlüsse zieht, agiert das wilde Denken für den aktiven Geist blitzschnell und oft unbewusst in endlosen vernetzten Assoziationsketten. „Wie Kräuselwellen auf der Oberfläche eines Teiches breitet sich die Aktivierung durch einen kleinen Teil des riesigen Netzwerks assoziativer Vorstellungen aus“, konstatiert Kahneman.[3]

Intuitive Prozesse laufen mühelos und automatisch. Ein großer Teil dieser Prozesse ist unbewusst. Das wilde Denken erfordert keine Anstrengung oder Lenkung. Gleichzeitig sind seine Botschaften nicht immer leicht zu verstehen. Sie sind eher Symbolisch und metaphorisch. Die Metapher des Elefant und Reiter beschreibt anschaulich die Dynamik zwischen diesen beiden Polen. Der Reiter steht für den rationalen Geist, der auf dem Rücken des Elefanten sitzt und diesen lenkt. Der Reiter spricht die Sprache der Worte. „Der Reiter (…) ist das bewusste, kontrollierte Denken. Der Elefant ist dagegen alles andere. Zum Elefanten gehören Bauchgefühl, instinktive Reaktionen, Emotionen und Ahnungen, die die automatische Verarbeitung großteils ausmachen. Elefant und Reiter haben jeweils ihre eigene Intelligenz, und wenn sie gut zusammenarbeiten, kann die einzigartige Genialität der Menschen zutage treten.“[4]

Das wilde Denken ist Elefantensprache. Der Elefant steht für die weibliche Urkraft. Er mag die Künste, Mythen, Märchen und Geschichten. Er reagiert auf Emotionen. Es ist die Symbolsprache der Seele, die der Elefant versteht. Die Kunst ist eine Ausdrucksform dafür. Sie kann mühelos in dunklen Ecken schauen, in die wir oft nicht blicken wollen oder können. Der künstlerische Ausdruck ist eine Lichtquelle, um der Dunkelheit in uns zu begegnen. Oft ist ihre Sprache rätselhaft und für den Verstand nicht immer auf Anhieb zu verstehen. Es ist als seist du auf der Fährte des Elefanten unterwegs, die dich durch das Dickicht des Waldes auf eine Lichtung führt.

(c) Ulrike Hinrichs – Die Texte sind urheberrechlich geschützt.

Erscheint in Kürze:

Die Weisheit der weiblichen Wunde – Unterstützung aus der Kreativapotheke (mit Andrea Wandel)

Literatur


[1] Haid, Jonathan (2007). Die Glückshypothese. Was uns wirklich glücklich macht. Die Quintessenz aus altem Wissen und moderner Glücksforschung. Kirchzarten: VAK Verlag.

[2] https://christinakessler.com/wildes-denken-im-einklang-mit-der-welt/ (15.10.2022)

[3] Kahneman, Daniel (2011). Schnelles Denken, langsames Denken. München: Penguin Verlag

[4] Haidt, (2007, S. 34)

Der Archetyp der Priesterin

Durch das absichtslose und bewertungsfreie künstlerische Schaffen nehmen wir Kontakt zu unserem inneren Heiler / unserer Heilerin auf, jener Instanz, die Selbstheilungskräfte mobilisiert. Wir können dieses Leitsystem auch Intuition oder intuitive Führung nennen. Der Mediziner Dr. Hans Hein konstatiert, dass der innere Heiler so etwas wie ein eingebauter Resonanzdetektor sei, der sensibel auf die Wahrnehmung von körperlichen, emotionalen und seelischen Unstimmigkeiten ausgerichtet sei (in meinem Buch „Kunst als Sprache der Intuition“ (Synergia Verlag).

„Der physiologische Hintergrund dieser Fähigkeit speist sich aus all den Anteilen in unserem Nervensystem, die mit dem evolutionären und archaischen „Urwissen“ unserer Körperinformation verbunden sind. Die Kunst ist es genau das wahrnehmbar und zugänglich zu machen. Der Zugang gelingt über das Training der Intuition und die Übersetzung der inneren Wahrnehmungen in Bilder von Gestalten, die sehr oft mythischen Charakter haben, also eine Verbindung zum kollektiven Unbewussten herstellen. Mittlerweile gibt es eine wissenschaftliche Betrachtung von zwei Grundformen des Denkens, das schnelle und das langsame. Das schnelle entspricht der intuitiven holografischen Wahrnehmung, das langsame eher der dem logisch sequenziellen. Der innere Heiler ist eine Funktion der unmittelbaren Wahrnehmung der individuellen Realitäten mit der Chance die verzerrenden und krankmachenden Schwingungsmuster zu identifizieren und zu verändern“, so Hein.

Ich habe in meiner Gruppe in der Frauenberatungsstelle Biff Harburg, bei der ich auch selbst gern mitmache, gerade wieder diese Erfahrung machen dürfen. Wir haben den Anteil in uns gemalt, der für die Selbstfürsorge, das Selbstmitgefühl und die Selbstheilungskräfte steht. Mir erschien die Königin, die  in der Abbildung dargestellt ist.

Aus der Gruppe kam die Rückmeldung einer Priesterin. Die Priesterin traf mich ins Herz. Sie ist ein großer weiblicher Archetyp. Die Priesterin hat eine tiefe Verbindung zu allen verwundeten Wesen, egal ob Pflanzen, Tiere oder Menschen. Das hat mich sehr berührt. Ich kenne diesen Anteil in mir, fühle mich verbunden mit allen verwundeten Wesen. Und ich spüre eine unendliche Traurigkeit über die kollektive Zerstörung, die gerade in der Welt wütet. Klimakrise, Krieg, Folter, Vergewaltigung Artensterben, Tierquälerei in der Massentierhaltung, u.v.m..

Ich sehe in dem roten Hals der Priesterin, der mich an Blut erinnert, auch die kollektive Wunde aller verletzten Frauen. Dazu bald mehr in unserem Buch „Die Weisheit der weiblichen Wunde – Unterstützung aus der Kreativapotheke“ (mit Andrea Wandel), das noch in diesem Jahr erscheint.

Auch Du bist eine Narzisstin

Portrait von mir, gemalt von Alaa (Künstlergruppe für Flüchtlinge)

Verwandle dich von einer Marionette in eine Königin. Enthaupte deine kalte Mutter. Geh in deine narzisstische Kraft. Setze deiner inneren Narzisstin die Krone auf.

Wenn du eine Tochter einer narzisstischen Mutter bist, dann wird dir diese Aufforderung große Angst machen. Oberste Prämisse deines Lebens lautet: „Bloß nicht werden wie die Mutter“. Du hast gelernt, deine Bedürfnisse zurückzustellen, leise zu sein, dich anzupassen. Dir wurde beigebracht, dass es egoistisch ist, wenn du deinen Wünschen und Bedürfnissen folgst. Du hast Schuldgefühle, wenn du dich um dich selbst kümmerst. Du gehst permanent über deine Grenzen oder lässt andere über deine Grenzen trampeln. Dir wurde gesagt, dass deine Gefühle falsch sind. Du kennst dich gar nicht richtig, weil sich in dir alles taub anfühlt. Du kannst dir nicht vertrauen, weil dir gesagt wurde, dass du falsch bist. Du hast gelernt deine Wut zu unterdrücken. Als Kind hat dich vor allem der Liebesentzug existenziell bedroht. Du bist emotional verhungert. Aus Angst, nicht mehr geliebt zu werden, hast du alles dafür getan, die Aufmerksamkeit deiner Mutter zurückzugewinnen.  Dazu gehörte vor allem, dass du „lieb bist“, keinen Ärger bereitest. So verhältst du dich auch heute noch in Beziehungen. Deine kleinen und großen Erfolge wurden abgewertet. Vor allem in der Pubertät hat deine Mutter dich und dein Äußeres schlecht gemacht. „Du bist zu dick, zu hässlich, das kannst du sowieso nicht.“ Das glaubst du heute noch.

Enthaupte deine kalte Mutter

Wenn du in einem narzisstischen Umfeld aufgewachsen bist, kennst du all diese vergifteten Botschaften. Mit der Ablehnung eigener narzisstischer Anteile spaltest du dich aber auch von deinen gesunden narzisstischen Persönlichkeitsanteilen ab. Und das hält dich im System gefangen. Denn um dich aus dem vergifteten Netz zu befreien, musst du deine volle Kraft befreien. Das könnte sich zunächst einmal egoistisch oder gar narzisstisch anfühlen und Schuldgefühle produzieren.

Das willst du ändern?

Dann sei wütend auf dein inneres Opfer. Geh in deine narzisstische Kraft. Enthaupte deine innere kalte Mutter, jener vergiftete Anteil in dir, der immer noch den alten Glaubensmustern folgt.

Kröne deine Narzisstin

Portrait von mir, gemalt von Samera, Künstlergruppe für Flüchtlinge

Portrait von mir, gemalt von Samera, Künstlergruppe für Flüchtlinge

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Narzissmus wird heute geradezu inflationär eingesetzt. Nicht jede Selbstbezogenheit und Selbstüberhöhung beschreibt eine narzisstische Persönlichkeitsstörung. Narzisstische Anteile spiegeln ein breites Spektrum. Narzissmus ist in seiner gesunden Ausprägung eine wichtige Eigenschaft jedes Menschen. Der Narzissmus-Experte Jochen Peichl nennt es gesunde Eigenliebe. Gesunde narzisstische Anteile lassen uns strahlen, machen uns selbstbewusst, ehrgeizig und führungsstark. Narzissmus in seiner positiven Kraft bringt uns in Aktion, lässt uns im Rampenlicht stehen und Menschen begeistern.

Erkenne das vergiftete Netz, in welchem du gefangen bist. Befreie dich. Klarheit hilft. Ein positives Selbstbild ist die Quelle psychischer Stabilität.

Studien belegen, dass ein leicht übertriebenes Selbstvertrauen wie eine positive selbsterfüllende Prophezeiung wirkt. Es fördert Kreativität, Zuversicht, Durchsetzungsvermögen und Leidensbereitschaft (siehe dazu: Steve Ayan in Spektrum der Wissenschaft, kompakt, Ausgabe 02.22, S. 21 ff „Sich zu überhöhen ist gesund“)

Geh in deine narzisstische Kraft.

Lebe dein Leben.

Kröne deine innere Narzisstin

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Weitere Beiträge von mir zum Thema Narzissmus

Menschen mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung wirken auf ihr Umfeld zerstörerisch und oft menschenverachtend. Dazu habe ich als Betroffene und Therapeutin bereits zahlreiche Beiträge geschrieben, die ich dir hier verlinkt habe.

Siehe dazu auch meine Beiträge:

Unser neues Buch behandelt auch das Thema Narzissmus ausführlich

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Weiterführende Literatur

Ayan, Steve, in Spektrum der Wissenschaft, kompakt, Ausgabe 02.22, S. 21 ff „Sich zu überhöhen ist gesund“

Forward, Suzan (2015),  Wenn Mütter nicht lieben, München: Goldmann

Hagemeyer, Pablo (2020). „Gestatten ich bin ein Arschloch“. Ein netter Narzisst und Psychiater erklärt, wie Sie Narzissten entlarven und ihnen Paroli bieten. Hamburg: Eden books.

McBride, Karyl (2017),  Werde ich jemals genug sein?“ Töchter narzisstischer Mütter, Probst Verlag

Peichl, Jochen (2015), Narzisstische Verletzungen der Seele heilen. Das Zusammenspiel der inneren Selbstanteile. Stuttgart: Klett-Kotta.

Wardetzki, Bärbel (2020). Weiblicher Narzissmus. Der Hunger nach Anerkennung. München: Kösel-Verlag.

Ulrike Hinrichs Heilpraktikerin für Psychotherapie, Kunsttherapeutin (M. A.), Traumazentrierte Fachberaterin

Das Narzissenhaus

Die Narzisse steht als Blume für den Narzissmus. Zu narzisstischen Persönlichkeitsstrukturen und den toxischen Folgen für das Umfeld, habe ich bereits einige Artikel veröffentlicht. In diesem Beitrag widme ich mich einer typischen Folge des narzisstischen Missbrauchs, der Dissoziation.

Siehe dazu auch meine Beiträge:

Kinder, die in einem narzisstischen Familiensystem aufgewachsen sind, haben im Erwachsenenalter das Problem nicht fühlen zu können, ihren Gefühlen nicht zu vertrauen, ihrer Wahrnehmung nicht zu glauben. Immer wieder höre ich von meinen Klientinnen die Frage: „War das vielleicht gar nicht so schlimm was ich da erlebt habe?“

Die Zweifel an der eigenen Wahrnehmung vom narzisstischen Missbrauch rühren daher, dass den Kindern ihre eigenen Bedürfnisse systematisch abtrainiert wurden. Was sie selbst fühlen oder wahrnehmen ist falsch, wenn es nicht der Intention der narzisstischen Mutter entspricht. Kinder bekommen ganz deutlich gesagt: „das stimmt nicht, was du sagst, fühlst“. Sie werden emotional missbraucht, indem konformes Verhalten belohnt, Abweichungen in Meinung und Erwartung bestraft werden. Dies geschieht oft mit Liebesentzug.

Eine Klientin berichtete: „Selbst in sehr jungen Kinderjahren hat mich meine Mutter mit Ignoranz bestraft. Auch wenn ich gar nichts getan hatte, bin ich dann weinend hinter ihr her und flehte: „ich bin jetzt wieder lieb, Mama“.

Liebesentzug fühlt sich für Kinder lebensbedrohlich an, denn sie sind von den Eltern abhängig, je jünger desto mehr. Ihnen fehlt eine resonante Reaktion auf ihre Gefühle. Weint ein Kind, wird ihm gesagt „reiß dich zusammen“. Auch diese Sätze höre ich in unterschiedlicher Pointierung immer wieder von Betroffenen. „Stell dich nicht so an“, „das ist doch nicht schlimm“. Im schlimmsten Fall kommt es auch zu tätlichen Übergriffen.

Eine Klientin berichtete: „Wenn meine Mutter was erreichen wollte, und ich machte nicht was sie wollte, hat sie mich angeschrien. Ich versuchte dann meine Tränen zu unterdrücken, was mir aber nicht immer gelang. Wenn ich weinte, schrie sie noch lauter: hör auf zu heulen. Hörte ich nicht auf, schlug sie mich. Solange bis ich still war.“

Eine der schweren Folgen narzisstischen Missbrauchs für Betroffene ist die Dissoziation. Um in diesem toxischen System zu überleben, dissoziieren sich Betroffene von ihren Gefühlen. Sie werden innerlich taub. Dissoziation ist ein Bewältigungsmechanismus der Psyche, um traumatische Erlebnisse, unlösbare oder unerträgliche Konflikte aufzuhalten.

Siehe dazu auch Wenn der Körper sich abschaltet – Guillain Barre Syndrom

Ein typisches Symptom der Dissoziation ist die Amnesie. Die  Abspaltung führt dazu, dass Betroffene sich an wichtige Lebensereignisse nicht erinnern können. Die Erinnerung ist wie im Nebel versunken. Auch kommt es häufig zu Taubheitsgefühlen auch auf der Körperebene. Ebenso kann der Seh- und Höhrsinn betroffen sein. Betroffene können ihre Bedürfnisse nicht wahrnehmen. Dadurch geht ihnen auch das Gefühl für die eigenen Grenzen verloren. Ein erster Schritt zur Heilung besteht darin, dass Betroffene lernen, wieder ihren Gefühlen zu vertrauen.

Unser neues Buch behandelt auch das Thema Narzissmus ausführlich behandelt

Literatur

McBride, Karyl (2017),  Werde ich jemals genug sein?“ Töchter narzisstischer Mütter, Probst Verlag

Ulrike Hinrichs – Kunst als Sprache der Intuition – Der holografische Ansatz in der Kunsttherapie und kunstanalogen Transformationsprozessen Synergia-Verlag, ISBN 9783906873824 

Ich als Haus – Krankheit als Bild

Ich als Haus – Bluthochdruck

Ich als Haus

Psychische Beeinträchtigungen oder auch chronischer Stress können sich im Körper ausdrücken, wenn sie nicht an die Oberfläche dürfen. Der Köper spricht über seine Symptome mit uns. Kunst und Körper sprechen dieselbe Sprache. Wir können die Kunst nutzen, um solche Symptome besser zu verstehen. Dazu möchte ich Ihnen ein  weiteres Beispiel zum Thema „Krankheit als Bild“ geben.

Die Aufgabe bestand darin, sich selbst als Haus zu malen und die Symptome bzw. die Krankheit mit aufs Papier zu bringen.

Eine Klientin berichtet:

„Ich dachte bei der Aufgabe gleich an ein Zwergen-Pilz-Haus wie ich es als Kind gern gemalt habe. Für meine Erkrankung – Bluthochdruck – malte ich das kleine Herz ins Fenster des Hauses. Was mir bei der Bild-Betrachtung erst einmal selbst auffiel, war das Märchenhafte an dem Bild. Ein kleines Häuschen in der Wiese, umgeben von prächtigen Blumen. Es fügt sich perfekt in die Natur ein, ist Teil davon. Es wirkt paradiesisch. Gleichzeitig sieht es im inneren des Hauses dunkel aus. Es brennt kein Licht. Es dringt nichts nach außen. Das kleine knallrote Herz im Fenster wirkt mit seinem Lächeln fröhlich und freundlich. Es scheint mir, als sei es da aus dem Dunklen endlich rausgekommen. Es will noch wachsen.“

Die Rückmeldungen aus der Gruppe spiegelten ebenfalls Comic- und Märchen-Assoziationen: „Alice im Wunderland“, „Biene Maja“, „Die Schlümpfe“. „Man darf alles machen was man will, selbst entscheiden“.

Für die Klientin bedeutete dies, dass sie in Harmonie mit sich und der Umgebung ist, wenn sie ihre Bedürfnisse lebt, ihrer wahren Berufung folgt. Dann darf sie es so machen wie sie will und nicht, wie man es von ihr erwartet. Sie sei dagegen sehr fremdbestimmt und kontrolliert aufgewachsen. Gleichzeitig sähe sie in dem kindlich-paradiesischen Ausdruck des Bildes auch eine Sehnsucht nach etwas für immer Verlorenen. Diese vermeintlich „heile Welt“ gibt es nicht.

Diese Bildbetrachtung liefert eine erste Idee, wie wir mit der Kunst als Sprache arbeiten können. Weitere Beispiele finden Sie unter www.krankheit-als-bild.de

Ulrike Hinrichs, Heilprakitkerin für Psychotherapie udn Kunsttherapie (M.A.)

Ulrike Hinrichs

„Krankheit als Bild“ bald überall im Buchhandel

Abwesender Vater im narzisstischen Familiensystem

Mit diesem Beitrag widme ich mich der Rolle des Vaters im narzisstischen Familiensystem. Zum Hintergrund toxisch-narzisstischer Beziehung  in Familien weise ich auf meine Beiträge:

Der abwesende Vater

Die Funktion des Vaters im narzisstischen Familiensystem ist für die Tochter ambivalent. Zum einen ist der Vater der begehrte Gegenpol zur narzisstischen Mutter. Die Tochter lernt allerdings schnell, dass sie auf seine Hilfe und Unterstützung nicht zählen kann.

Ein solches Vaterdefizit kann sich unterschiedlich zeigen. Entweder ist der Vater nach einer Trennung physisch abwesend. Lebt der Vater in der Familie, ist er häufig emotional nicht ansprechbar. Denn nazistische Frauen suchen sich oft einen schwachen oder emotional unbeteiligten Partner, der die narzisstische Besetzung der Familie ohne Gegenwehr duldet. Im narzisstischen System hält sich der Vater im Zweifel an die Erwartungen seiner Partnerin. Der Vater stiehlt sich aus seiner Verantwortung gegenüber seinem Kind, indem er schweigt, nicht eingreift, Hilfe unterlässt. Bei Angriffen seitens der Mutter duckt er sich weg. Die Tochter muss erleben, dass der Vater ihr nicht zur Seite springt, wenn sie instrumentalisiert, manipuliert, abgewertet oder bewertet wird. Die Tochter erlebt das als massive Zurückweisung.

Für Kinder ist das schwer auszuhalten. Die Erfahrungen führen oft zur Idealisierung des Vaters (siehe narzisstische Abwehrmechanismen). Die positiven Eigenschaften der Vaterfigur werden überbetont. Das Gefühl im Stich gelassen zu werden wird ausgeblendet. Das Kind sieht einen Idealvater vor sich, der eher ein Fantasiewesen ist. Das Kind im narzisstischen System erlebt daher im doppelten Sinne, vom Vater und der Mutter, verlassen zu sein.

Die erfahrene Abwesenheit bzw. Schwäche des Vaters überträgt sich auch auf das spätere Bild von Männern. Am Anfang einer Therapie steht der Vater oft als der gute, liebende Papa, bis die Idealisierung langsam weichen muss. Das ist ein schmerzhafter, von Trauer begleiteter Prozess.

Ulrike Hinrichs, Kunsttherapeutin und Heilpraktikerin für Psychotherapie

Unser neues Buch

behandelt auch das Thema Narzissmus ausführ

Literaturtipp

  • Bärbel Wardetzki (2020). Weiblicher Narzissmus  – Der Hunger nach Anerkennung“ (Kösel)
  • Frederike von Aderkas (2021). Wutkraft. (Beltz)

Ulrike Hinrichs – Kunst als Sprache der Intuition – Der holografische Ansatz in der Kunsttherapie und kunstanalogen Transformationsprozessen Synergia-Verlag, ISBN 9783906873824 

Weiblicher Narzissmus – Die Sehnsucht nach Symbiose

Narzissmus hat einen schlechten Ruf. Narzisstische Anteile haben wir aber alle. In ihrer positiven Kraft beleben uns diese narzisstischen Strukturen. Sie schenken uns Selbstwertgefühl, Charisma, Präsenz und Mut. Wir müssen das Thema daher differenziert betrachten.

Narzisstische Strukturen werden dann bedrohlich, wenn sie uns selbst und andere toxisch beeinträchtigen. Typisch in narzistischen Beziehungen ist ein emotionaler Missbrauch. Die emotionale Bindung wird ausgenutzt, um Macht und Kontrolle auszuüben. Darunter leiden vor allem die Kinder im narzisstischen Familiensystem.

Narzissmus lässt sich in männlichen und weiblichen Narzissmus unterscheiden. Diese Zuordnung beschreibt narzisstische Persönlichkeitsanteile und stellt keine Geschlechterzuordnung dar. Männer können weiblich narzisstische Anteile zeigen und Frauen männliche, ebenso gibt es Mischformen.

  • Männlicher Narzissmus: Grandiosität, der schwache Teil ist abgespalten.
  • Weiblicher Narzissmus: kein selbstwert, Selbstzweifel, Perfektionismus.

Menschen mit überstarken weiblichen narzisstischen Anteilen leben den Gegen-Part zum grandiosen Narzissten, indem sie ihre Minderwertigkeits- und Nichtigkeitsgefühle in den Vordergrund stellen. Bis zur völligen Selbstaufgabe umsorgen, hegen und pflegen sie ihre/n Beziehungspartner/in. Daher passen diese narzisstischen Strukturen in Beziehungskonstellationen perfekt zusammen. Der weibliche Narzissmus wird deshalb auch Komplementär-Narzissmus genannt.

Das Beziehungsverhalten ist daher abweisend, anklammernd oder ambivalent

Der weibliche Narzissmus betrifft häufiger Frauen, auch wenn Männer ebenfalls solche Strukturen zeigen können. Frauen mit einer weiblich-narzisstischen Struktur haben je nach Ausprägung eine eingeschränkte Bindungsfähigkeit. Ihre Bindungserfahrungen beruhen auf toxischen Beziehungsstrukturen. In ihrer kindlichen Entwicklung wurden ihre Autonomiebestrebungen unterdrückt, sie wurden emotional abhängig gehalten. Ihre Bindungserfahrung beruht auf einer völligen Selbstaufgabe und Unterdrückung ihrer Bedürfnisse. Sie identifizieren sich noch im Erwachsenenalter mit der Machtlosigkeit, die sie als Kinder erfahren haben. Ihr Beziehungsverhalten ist daher abweisend, anklammernd oder ambivalent zwischen diesen Polen. Gleichzeitig ist es hoch manipulativ und ausnutzend. Denn ihr Interesse gilt der Selbstaufopferung gegenüber ihrem Beziehungspartner, um dafür die Anerkennung (fehlgedeutet als Liebe) zu bekommen. Gleichzeitig kommt es auch beim weiblichen Narzissmus zu Abwertungsstrategien, wie sie für den grandiosen Narzissten typisch sind.

Eine Mutter sagt dann etwa zu ihrem Kind „Es war es der schlimmste Tag  in meinem Leben, als ich von der Schwangerschaft erfuhr“.

„Big mother is watching you“

Die eigenen Kinder werden emotional missbraucht, u die innere Leere zu stopfen, die diese Mütter fühlen. Die Überfürsorge für Partner und Kinder dient der eigenen Stabilisierung und Aufrechterhaltung des nazisstischen Systems. Die Kinder werden abhängig gehalten und mit subtilen Schuldgefühlen überhäuft. „Guck mal was ich alles für dich getan habe“. Es fühlt sich an, als sei ich in einem Spinnennetz gefangen, sagte mir einmal eine Klientin

Betroffene mit weiblich-narzisstischen Strukturen begleitet eine Sehnsucht nach Bindung gepaart mit einer unerträglichen Trennungsangst. Panische Verlassensheitsgefühle bis hin zu Todesangst sind kennzeichnend. Es fühle sich an wie ein riesiges schwarzes Loch in das ich hineinfalle, beschrieb es eine Klientin.  Diese alte kindliche Wunde ist von unaufhaltbarem Schmerz begleitet. Solche existenziellen Ängste deuten auf sehr frühe bedrohliche Bindungserfahrungen.

Im weiblichen Narzissmus werden eigene Autonomiebestrebungen unterdrückt. Auch das Gegenüber wird symbiotisch einverzuleiben versucht. Eine Klientin sagte: „Wenn er mich wirklich lieben würde, dann würde er nicht mit seine Freunden weggehen“. Jede Form des Weggehens wird als große Bedrohung der Beziehung erfahren. Oft wird es von den Frauen  als „Eifersucht“ beschrieben. Es ist aber eher die generelle panische Angst vor dem Verlassenwerden. Wenn die unterdrückten Gefühle ausbrechen, dann sind es heftige unkontrollierte kindliche Gefühle. Wut, Verzweiflung, Todesangst gepaart mit Schreien und Weinen.

In einem ersten Schritt ist es für Betroffene wichtig, diese Strukturen zu erkennen und zu entwirren.

Siehe dazu auch meine Beiträge:

Ulrike Hinrichs, Kunsttherapeutin (M.A.), Heilprakitkerin für Psychotherapie

Literaturtipp

Bärbel Wardetzki (2020). Weiblicher Narzissmus  – Der Hunger nach Anerkennung“ (Kösel)

Frederike von Aderkas (2021). Wutkraft. (Beltz)

Unser neues Buch erscheint behandelt das Thema Narzissmus ausführlich

Narzisstische Abwehrmechanismen

„Eine Krise ist das Gefühl, sich gegen den Wandel zu sträuben“
Anastasia Umrik im Hamburger Straßenmagazin „Hinz & Kunzt“, Jan 2022

Jeder von uns nutzt unbewusst Abwehrmechanismen, die den Umgang mit unerwünschten oder auch unerträglichen Empfindungen regulieren sollen. Sie helfen uns, unser Bild von uns stabil zu halten. Unerwünschte Gefühle wie Scham, Schuldgefühle, Angst oder Wut werden zu unterdrücken versucht. Der innere Konflikt kann damit aber nicht gelöst werden. Durch die Abwehr der Gefühle werden sie verstärkt, sie brodeln unter der Oberfläche weiter.

Idealisierung und Abwertung

Ein ausgeprägter Abwehrmechanismus von Menschen mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung ist die Idealisierung und Abwertung anderer. Mit dem Abwehrmechanismus der Idealisierung überbetonen Menschen die positiven Seiten und blenden die negativen Aspekte aus. Bei der Abwertung erfolgt das Gegenteil, es werden nur die vermeintlich schlechten Seiten hervorgehoben.

Da Menschen mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung ihr Selbstwertgefühl nicht ausreichend regeln können, haben sie Überlebensstrategien entwickelt, um ihr verletztes Selbst zu regulieren. Dazu wird die äußere Welt permanent bewertet, damit das selbst erschaffene Konstrukt von von sich selbst nicht zusammenbricht. Menschen mit einer narzisstischen Persönlichkeitstörung leben in den extremen Polen zwischen Idealisierung und Abwertung. Sie haben dafür eine Art inneres Spielfeld der Bewertung, wie es der Psychiater Hagemeyer nennt. Im Bewertungsmuster werden die jeweiligen Personen zueinander in Position gebracht, nötigenfalls abgebwertet. Zur Aufrechterhaltung dieses Systems manipulieren Narzissten ihr gesamtes Umfeld. Es folgt eine (unbewusste) Bewertung und Einordnung der Figuren auf diesem Feld. Auch Geschwister und Angehörige werden gegeneinander ausgespielt. Sind sie nützlich, können sie mir gefährlich werden, wie sehen sie aus, was wollen sie von mir, wofür kann ich sie benutzen?

Oft haben Menschen mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung ein beeindruckendes Charisma. Sie haben in ihrem Umfeld Menschen, die ihnen folgen, sie bewundern. Es besteht allerdings der unausgesprochene Anspruch, dass die Wünsche und Erwartungen der narzisstischen Persönlichkeit erfüllt werden. Funktioniert das, so werden diese Personen idealisiert.

Narzisstsiche Wut

Jede vermeintliche Bedrohung der narzisstischen Überlegenheit führt zu Wut und Aggression. Innere Probleme, Schattenanteile und Konflikte werden auf das Außen projiziert. Sollte das Gegenüber Kritik üben, wird die Person aussortiert. Das ist durchaus wörtlich zu verstehen. Denn der Kontakt wird oft abgebrochen. Im Familiensystem kann das bedeuten, dass das Kind mit Liebesentzug bestraft und vollständig ignoriert wird.

Für die narzisstische Persönlichkeit werden innere Spannungen abgemildert, indem Störer und Kritiker ab- oder gar entwertet werden. Daher sind kritische Diskussionen mit Narzissten auch nicht möglich. Fühlen sich narzisstische Menschen gekränkt, dann drohen sie mit Vernichtung und Rache. Es wird geschrieen und verunglimpft. Der/die Partner/in wird zum Feind. Dies geschieht auch im narzisstischen Familiensystem, wenn Kinder eigen Ansprüche haben, reifen und ihre eigene Wege gehen wollen.

Klientin: „Meine Mutter hat mich mit Ignoranz bestraft. Auch als ich noch ein sehr kleines Kind war. Ich bin dann weinend hinter ihr hergerannt. „ich bin jetzt wieder lieb Mama“, habe ich dann flehend gesagt, auch wenn ich gar nichts getan hatte.“

Die Seele erstarrt

Für Menschen, die in einem narzisstischen Familiensystem aufgewachsen sind, hat das schwere seelische Folgen. Die Seele erstarrt, hemmt das Leben, führt zur Angst vor Liebesentzug und Ausgrenzung. Gefühle der Leere und Taubheit sind ebenso typisch, wie fehlende innere Grenzen.

Unser neues Buch behandelt das Thema Narzissmus ausführlich

Siehe dazu auch meine Beiträge:

© Ulrike Hinrichs 2022

Literaturtipp

Hagemeyer, Pablo (2020). „Gestatten ich bin ein Arschloch“. Ein netter Narzisst und Psychiater erklärt, wie Sie Narzissten entlarven und ihnen Paroli bieten. Hamburg: Eden books.

Ulrike Hinrichs – Kunst als Sprache der Intuition – Der holografische Ansatz in der Kunsttherapie und kunstanalogen Transformationsprozessen Synergia-Verlag, ISBN 9783906873824 

Weiblicher Narzissmus

Narzissmus sei nicht nur das egozentrische Kreisen um sich selbst, sondern, tiefer gefasst, die verzweifelte Suche nach sich selber und nach Grenzen, beschreibt es Bärbel Wardetzki in ihrem Buch „Weiblicher Narzissmus“.

Narzissmus lässt sich in männlichen und den weniger bekannten weiblichen Narzissmus unterscheiden. Diese Zuordnung beschreibt narzisstische Persönlichkeitsanteile und stellt keine Geschlechterzuordnung dar. Männer können weiblich narzisstische Anteile zeigen und Frauen männliche, ebenso gibt es Mischformen. Siehe dazu meinen Beitrag

Autonomie versus Symbiose

Diese unterschiedlichen Ausprägungen von männlichem und weiblichem Narzissmus äußern sich besonders deutlich im Bindungsverhalten. Während die männliche Form nach Autonomie strebt, spiegelt die weibliche Energie die Sehnsucht nach vollkommener Symbiose. Der männliche Typus reagiert mit Vermeidung, der weibliche mit Anklammern. Menschen mit starken weiblich-narzisstischen Anteilen reagieren mit Überanpassung. Dies führt oft zur vollständigen Selbstaufgabe. Beide Anteile sind im narzisstischen Störungsbild vorhanden, eine Variante dominiert nach außen aber die betroffene Person. Unter der grandiosen Fassade (männlicher Narzissmus) läge eine Depression (weiblicher Narzissmus), und vice versa, so Wardetzki.

Betroffene mit einer weiblich-narzisstischen Störung bestimmt ein schwaches Selbstwertgefühl, das oft mit Attraktivität, Leistung und Perfektionismus auszugleichen versucht wird. Nach außen wirken sie selbstbewusst, so dass sich ihre Minderwertigkeitsgefühle nicht vermuten lassen.

Tue dies nicht, mach das richtig“. Betroffene hören viele innere Verbotsstimmen. Versagen führt zu innerer Bestrafung. Die Bedürfniserfüllung der Wünsche anderer Menschen gelingt vom weiblichen Narzissmus Betroffenen gut, ihre eigenen Wünsche bleiben in Beziehungen jedoch auf der Strecke. „Das Fehlen einer äußeren Grenze zeigt sich in der Unfähigkeit, sich gegenüber anderen Menschen und deren Gefühlen abgrenzen zu können. Diese Frauen zeigen dann Tendenzen, sich in dem anderen aufzulösen und von fremden Gefühlen anstecken zu lassen“, so Wardetzki (S. 68). Begleitet wird der weibliche Narzissmus von einer unerträglichen Trennungsangst, die darauf hinweist, dass die betroffene Person in der Vergangenheit, vor allem in der Kindheit, keine sichere Beziehung erlebt hat.

Narzisstische Wut

Kennzeichnend ist auch eine unbändige „narzisstische Wut“, die im Ausmaß Explosionskraft hat. Sie kann oft auch als Verlassenheitsgebärde, wie ein Schrei nach Nähe, gedeutet werden kann. Die Wut ist vor allem aber auch ein Ausdruck der unterdrückten Autonomie. Die Form des weiblichen Narzissmus mit symbiotischer Selbstaufopferung, die bis zur völligen Selbstaufgabe gehen kann, unterdrückt die innere Freiheit und Selbstbestimmung, die sich einen Weg suchen.

Wut ist Energie

Wut hat keinen guten Ruf, sie wird auch gesellschaftlich als inakzeptabel bewertet. Allerdings hat die Wut eine unbändige positive Kraft. Wut ist Energie. Sie fordert uns auf, die Stimme zu erheben, die eigene Meinung zu äußern, für die eigenen Wünsche einzutreten, Grenzen zu setzen und handlungsfähig zu werden. Wut sagt: „Stopp, hier stimmt etwas nicht“. Wut schenkt die Kraft zur Veränderung. Erst wenn die Wut zu lange unterdrückt wird und sich dann explosionsartig Raum schafft, entfaltet sie eine zerstörerische Kraft.

Für Betroffene ist wichtig, die destruktiven Muster zu erkennen und der Wut Raum zu lassen, indem man kontrolliert die Kontrolle abgibt. Neben psychotherapeutischer Begleitung kann die auch der künstlerische Ausdruck dabei helfen. Betroffenen kann ich auch sehr das Buch „Wutkraft“ von Frederike von Aderkas empfehlen.

Unser neues Buch behandelt das Thema Narzissmus ausführlich

Siehe dazu auch meine Beiträge:

Wutausbruch

Ulrike Hinrichs (2022)

Literatur

  • Bärbel Wardetzki (2020). Weiblicher Narzissmus  – Der Hunger nach Anerkennung“ (Kösel)
  • Frederike von Aderkas (2021). Wutkraft. (Beltz)

Ulrike Hinrichs – Kunst als Sprache der Intuition – Der holografische Ansatz in der Kunsttherapie und kunstanalogen Transformationsprozessen Synergia-Verlag, ISBN 9783906873824 

Kunst als Orientierungssinn

Kunst als Orientierungssinn für die innere Dunkelheit

Unser Orientierungssinn, mit dem wir uns im Raum bewegen, setzt sich aus mehreren Sinneswahrnehmungen zusammen. Sehen, Hören, Riechen, Tasten sind ebenso beteiligt wie der Gleichgewichts- und Muskelsinn (Tiefensensibilität der Muskeln).

Innere Dunkelheit

Wenn wir uns im Dunkeln befinden, dann können wir uns je nach dem Grad der Dunkelheit nicht mehr gut mit den Augen orientieren. Im übertragenen Sinne geht uns das auch mit unserer inneren Dunkelheit so. Traumata, schwere Lebenskrisen oder Krankheiten vernebeln uns den Blick auf die Zukunft. Alles scheint grau und düster, fühlt sich eng an. Wir wissen nicht mehr wo es lang geht, haben die Orientierung verloren.

Kunst als Navigationsgerät

Der künstlerische Ausdruck dient uns als Navigationsgerät in der Dunkelheit. Die Kunst hilft uns, die Perspektive zu erweitern, um klarer zu sehen. Die herkömmlichen gesellschaftlichen Bewertungskriterien von Kunst sind hier unbedeutend. Die Kunst entspringt unserer intuitiven Seite. Sie manifestiert intuitive Botschaften, wenn sie einen authentischen, freien Ausdruck findet. Das Kunstwerk macht Inneres im außen sichtbar.

Jedem steht eine lange vernachlässigte Form einer universellen Sprache zur Verfügung, die sich in einer unmittelbaren, intuitiven, fühlenden Wahrnehmung ausdrückt. Diese Wahrnehmung kann sich beispielsweise in Bildern, Mythen, Märchen, Geschichten, Tanz oder Musik ausdrücken. Die intuitive Seite in uns denkt in bildhaft metaphorischen Assoziationsnetzen. Assoziationen zu den Kunstwerken wecken Resonanzen und übersetzen die traumähnliche Bildsprache in Worte.

Worte schaffen Klarheit

Wir alle sprechen ganz selbstverständlich die Sprache der Buchstaben und der Worte, die dem rationalen Denken entspringt. Unsere Ratio schenkt uns die Gabe zum logischen und analytischen Denken. Wenn ich etwas benennen kann, dann kann ich es begreifen. Worte drücken aus, schaffen Klarheit, geben Orientierung. Worte sind unser alltägliches Handwerkszeug, mit dem wir Wirklichkeiten kreieren.

Wir müssen diese unterschiedlichen Formen, Wort und Bild, zusammenbringen.

Die Intuition nutzt das assoziative Denken. Der künstlerische Ausdruck lebt von der Gleichzeitigkeit. Kunst kann Widersprüchliches nebeneinander zeigen und bestehen lassen. Auch Unaussprechliches darf sichtbar werden. Die in der Entstehung befindliche Zukunft kann sich mit neuen Perspektiven zeigen. Unser Verstand hilft uns dabei, durch Worte etwas auszudrücken und uns mitzuteilen. Nur wenn wir etwas in Sprache fassen, können wir es auch reflektieren. Auf diese Weise wirken die Kräfte – Verstand und Intuition – zusammen.

Ulrike Hinrichs – Kunst als Sprache der Intuition – Der holografische Ansatz in der Kunsttherapie und kunstanalogen Transformationsprozessen Synergia-Verlag, ISBN 9783906873824 

(c) Ulrike Hinrichs 2021

Angststörung: der Angst begegnen

Rasseln gegen die Angst

Das Herz trommelt

Das Herz trommelt, die Hände sind kalt und feucht, der Mund wird trocken. Angst ist eine normale Reaktion auf eine konkrete Gefahr. Flucht, Angriff? Sie alarmiert uns, damit wir der Gefahr entgehen können. Bei einer Angststörung springt unser Alarmsystem auch dann an, wenn gar keine konkrete Gefahr vorliegt. Angststörungen werden von typischen körperlichen Reaktionen der Angst begleitet, wie beispielsweise Herzrasen, Schwitzen, Zittern, Atemnot, Übelkeit, Engegefühl in der Brust.

Angststörung

Es sind verschiedene Arten von Angststörungen zu unterscheiden. Von einer generalisierten Angststörung spricht man, wenn diffuse Ängste und Sorgen ohne angstfreie Zeiten auftreten, die zu Anspannung, innerer Unruhe, Reizbarkeit und auch Konzentrationsschwierigkeiten führen. Davon unterscheidet man phobische Störungen, die sich auf spezifische Situationen (Menschenmengen, enge Räume, weite Plätze) oder Objekte (Spinnen, Spritzen) beziehen. Eine soziale Phobie beschreibt die Angst im Mittelpunkt zu stehen. Eine Panikstörung ist eine plötzlich auftretende Angstattacke, die von oft von Todesangst begleitet wird.

Die Gründe für solche Angststörungen sind multifaktoriell. Die Auslöser können in schwer belastenden Ereignissen liegen. Soziale Belastungen wie Einsamkeit aber auch eine erhöhte Vulnerabilität können Angststörungen begünstigen. Gleichzeitig fördern andere psychische und körperliche Erkrankungen eine Angststörung.

Zur Behandlung einer Angststörung ist es sinnvoll, sich in therapeutische Behandlung zu begeben. Die Angst lähmt uns, wir ziehen uns zurück, meiden angstauslösende Situationen.

Die gute Nachricht

Sie können selbst etwas tun, sich die Handlungsmacht zurückholen. Stellen Sie sich Ihrer Angst. Dafür habe ich einen etwas ungewöhnlichen aber wirksamen Vorschlag!

Kürzlich habe ich mit meiner Kindergruppe im Kinderatelier schamanische Rasseln gefertigt. Das hatte erst einmal gar nichts mir Angst zu tun. Wir hatten einfach Spaß daran. Gemeinsam haben wir mit unseren Rasseln Geräusche gemacht und böse Geister vertrieben. Diese Idee zur Arbeit mit Kindern stellte ich in meiner Ausbildungsgruppe zur Kunsttherapie vor, in der ich als Dozentin unterrichte. Zwei der Studierenden berichteten, dass sie selbst an einer Angststörung gelitten haben.

„Eine Rassel zum Vertreiben der Angst hätte ich gut gebrauchen können“, sagte die eine. Eine andere Teilnehmerin konstatierte „und ich hätte gern mit der Rassel die Angst zum Tanzen aufgefordert“. Gern haben ich mich von den Studierenden inspirieren lassen. „Das ist eine super Idee„.

Rasseln gegen die Angst

Lassen Sie sich nicht von der Angst treiben. Drehen Sie sich um und schauen ihr ins Gesicht. Eine selbst gebaute Rassel zu verwenden, hat mehrere Vorteile. Zum einen droht bei starker Angst die Gefahr, dass man sich in ihr verliert, bei einer Panikattacke sogar Todesängste durchlebt. Hierbei ist die erste Intervention, dass Sie vom inneren Erleben ins Außen kommen. Was sehen Sie im Außen? Was hören Sie? Was riechen Sie? Was schmecken Sie? Was fühlen Sie im Außen?“ Dabei kann eine laute Rassel Sie unterstützen.

Sie können Ihre Rassel auch als ein Instrument nutzen, mit dem Sie die Angst für sich gewinnen. Sie können, wie die Studierende sagte, mit ihr tanzen. Sie können sich Mut machen, indem Sie die laute Rassel erklingen lassen. Bei Angst fühlen wir uns ausgeliefert und ohnmächtig. Sie können etwas tun! Übernehmen Sie wieder die Macht. Erschaffen Sie sich Ihr eigenes Instrument, um der Angst zu begegnen. Eine Rassel ist nur eine Idee! Gewinnen Sie wieder Oberhand, übernehmen Sie die Führung.

Zeremonien und Rituale helfen außerdem, Angst zu bewältigen und Veränderungsprozesse zu begleiten. Zeremonien durchbrechen die Alltagsroutine, ziehen damit Aufmerksamkeit und verankern Lernerfahrungen. Auch dazu kann die Rassel etwas beisteuern. In unterschiedlichen schamanischen Traditionen wird die Rassel für Zeremonien und Heilrituale eingesetzt. Die Rassel dient auch zum Aufspüren von Blockaden und negativen Energien.

Spüren Sie sich wieder. Begegnen Sie der Angst. Nutzen Sie beispielsweise Ihre selbst gestaltete Rassel dafür.

Siehe auch mein Beitrag: Unser Gehrin liebt Zeremonien und Rituale auf dem Weg zur Heilung

Ulrike Hinrichs – Kunst als Sprache der Intuition – Der holografische Ansatz in der Kunsttherapie und kunstanalogen Transformationsprozessen Synergia-Verlag, ISBN 9783906873824 

(c) Ulrike Hinrichs 2021

Heilende Wurzeln

Heilende Wurzeln

Viele Frauen sind in einem toxischen Umfeld aufgewachsen. Sie haben Vernachlässigung, Gewalt, emotionalen Missbrauch erlitten. Sie fühlen sich nicht verbunden mit ihren Wurzeln, im Gegenteil, ihre Wurzeln sind vergiftet.

Ich kenne das Gefühl mit toxischen Wurzeln zu leben. Mir hat es geholfen, mich mit mir selbst und „Mutter Erde“ zu verbinden, viel Zeit in der Natur zu verbringen. Mutter Erde liebt ihre Sprösslinge bedingungslos, lässt wachsen, nährt und unterstützt, gibt Raum, Luft zum Atmen, Schutz und Sicherheit, hält Balance, spendet Licht und Schatten, fügt sich den natürlichen Rhythmen von Werden und Vergehen, Ruhen und Tun, existiert jenseits der Zeit, lässt fließen, ist geduldig und gelassen, tröstet, ehrt alle Geschöpfe, urteilt und bewertet nicht, akzeptiert Vielfalt, schließt nicht aus, sondern ein, schafft Verbundenheit, Geborgenheit und Zugehörigkeit.

Ulrike Hinrichs 1981

Die Erde ist unsere wahre Mutter

„Die Erde ist unsere wahre Mutter. Wir sind aus ihren Elementen gemacht, sie unterstützt uns und versorgt uns auf liebevolle und wunderschöne Weise mit Fülle.“[1] Die Natur verbindet uns mit den Gesetzmäßigkeiten und Rhythmen des Universums.

Warum hat die christliche Religion Mutter Erde vergessen, stattdessen ihren Blick nur auf den Vater im Himmel gerichtet? In allen indigenen Völkern, schamanischen Weisheiten und fernöstlichen Traditionen wird das weibliche Prinzip, für das Mutter Erde steht, geehrt. Auch in der frühen christlichen Tradition wurde die Erde noch geheiligt. Hildegard von Bingen (1098-1179) appellierte auf Gott zu blicken und auf die Erde. Auch im Sonnengesang der Franziskaner wird Mutter Erde gepriesen (auszugsweise):

Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde,
die uns erhält und lenkt
und vielfältige Früchte hervorbringt
und bunte Blumen und Kräuter.

Mit der Neuzeit trat mehr und mehr die Wissenschaft, das analytische Denken und Forschen, in den Vordergrund. Die Wissenschaft müsse uns zu „Herren und Besitzern der Natur“ machen, so Descartes (1596-1650).[2] Die heilige Mutter Erde wurde damit unterjocht, die weibliche Kraft unterdrückt. Die weibliche und männliche Urkraft standen nicht mehr in einer Balance.

Wir erleben gerade eine Zeitenwende (siehe auch: Neues Wissen – Altes Wissen). Die weibliche Energie erobert sich ihren Platz zurück. Im Individuellen wie Kollektiven können wir nur in der Ausgewogenheit der Kräfte gesund leben. Die weibliche Kraft erwecken wir mit unserer intuitiv-fühlenden Seite (Die weibliche Urkraft). Die Künste sind eine Ausdrucksform dieser Kraft.

Ulrike Hinrichs 2021

Bald mehr dazu in unserem neuen Buch (erscheint 2022): Ulrike Hinrichs & Andrea Wandel. Die Weisheit der weiblichen Wunde – Unterstützung aus der holistischen Kreativapotheke, Syngeria Verlag

Ulrike Hinrichs – Kunst als Sprache der Intuition – Der holografische Ansatz in der Kunsttherapie und kunstanalogen Transformationsprozessen Synergia-Verlag, ISBN 9783906873824 


[1]Pritam (2019) unter „Element: Erde“

[2] Perler (2006, S. 226)

Unser Gehirn liebt Rituale und Zeremonien auf dem Weg der Heilung

Kettenreaktion

Gebetsketten kennen wir aus vielen Religionen. Im Buddhismus und Hinduismus ist es die Mala, im Islam die Tesbih und Christentum der Rosenkranz. In der schamanischen Praxis werden Perlenschnüre aus kleinen Knochen verwendet. Die Katholiken zählen an den Perlen des Rosenkranzes ihre Gebete ab. Im Buddhismus hilft die Mala zur Vertiefung in der Meditation. Im Islam benutzen die Moslems ihre Gebetskette um den Namen Allahs zu preisen. Gemeinsam haben die Gebetsketten die rituelle Wiederholung.  Bei diesen meditativen Erfahrungen werden im Gehirn durch die tiefe Entspannungssituation Theta Frequenzen aktiviert. Der Theta Bereich steigert die Empfänglichkeit für innere Bilder und die Intuition. Bei gemeinschaftlichen Gebeten synchronisieren und vernetzen sich die Gehirne der Menschen.[1] „Synchronisierte Schwingungsprozesse“ sind das „verknüpfende Prinzip der Interaktion von Gehirn, Körper und Umwelt“, so Fuchs.[2] Auch künstlerische Prozesse bringen uns in einen Flow und wecken bestenfalls diesen Bereich der Theta Wellen. In solchen Entspannungssituationen kommt es zu einem intensivierten inneren Erleben, das oft von einem verstärkten inneren Bilderfluss begleitet wird. Die Intuition wird in Problemsituationen durch vergangenheitsgeleitete Denk- und Gewohnheitsmuster eher blockiert und im Umkehrschluss durch Herausforderungen und neue Situationen geschärft.

Unser Gehirn liebt Rituale und Zeremonien

Wir können künstlerische Prozesse als Rituale und Zeremonie nutzen, um Veränderungsprozesse zu bewältigen. Vor allem unsere ältesten Gehirnteile, der Hirnstamm und das limbisches System, lieben Rituale und Zeremonien. Der Mandelkern  (Amygdala) und der Hippocampus als Teil des limbischen Systems regeln vor allem unsere emotionalen Reaktionen. Insbesondere die Entstehung von Angst ist im Mandelkern verankert. Das limbische System prüft einströmende Umweltreize und reagiert mit Emotionen wie  beispielsweise mit Wut, Gewalt und Angst auf Stresssituationen. Es sichert unser Überleben durch schnelle Reaktionen. In lebensbedrohlichen Gefahrensituation wird unmittelbar mit Flucht, Angriff oder Erstarrung reagiert. Durch unverarbeitete Traumata sind unsere Angstzentren oft übersensibel, reagieren also auch, wenn gar keine wirkliche Gefahr vorhanden ist. Gerade in Situationen, die an ein ursprüngliches Trauma erinnern, reagiert unser System hochsensibel.

Zeremonien verankern Lernerfahrungen

Zeremonien und Rituale helfen, Angst zu bewältigen und Veränderungsprozesse zu begleiten. Zeremonien durchbrechen die Alltagsroutine, ziehen damit Aufmerksamkeit und verankern Lernerfahrungen. Sie unterstützen Transformationsprozesse. Wir kennen solche Zeremonien für Übergangs- und Veränderungsprozesse in vielen Lebensbereichen. Taufe, Konfirmation oder Jugendweihe, Trauerfeiern, Hochzeiten, Geburtstage, sind einige davon.

Mit Zeremonien meine ich keine komplexen gar religiös gesetzten Abläufe. Eine kleine Zeremonie kann auch ein bewusst gestaltetes Bild zu einem schwierigen Lebensthema sein. Ich kann mir künstlerisch ein Krafttier oder einen sicheren Ort erschaffen oder auch ein altes Trauma begleitend künstlerisch verdauen (siehe zum Beispiel Die Weisheit der Wunde entdecken).

Jenseits unseres Verstandes, der zwar viele Dinge verstehen, aber nicht begreifen kann, sprechen wir mit Zeremonien unsere Seele an. Sie bevorzugt und versteht eine Sprache der Bilder, Mythen, Zeremonien, Märchen und Geschichten. Unser innerer Heiler/ unsere innere Ärztin wird erweckt.

Ulrike Hinrichs 2021

Ulrike Hinrichs – Kunst als Sprache der Intuition – Der holografische Ansatz in der Kunsttherapie und kunstanalogen Transformationsprozessen Synergia-Verlag, ISBN 9783906873824 

Literatur


[1] Mehr dazu in meinem Buch “Kunst als Sprache der Intuition – Der holografische Ansatz in der Kunsttherapie und kunstanalogen Transformationsprozessen “

[2] Fuchs, Thomas (2008, S. 7). Geleitwort. In: Scheuerle, Hans Jürgen. Das Gehirn ist nicht einsam. Resonanzen zwischen Gehirn, Leib und Umwelt. Stuttgart: Kohlhammer.

Symptombild – Der Beschützer

www.krankheit-als-bild.de

Das Kunstwerk ist Ausdruck einer Bildsprache, die sich in Metaphern und Symbolen zeigt. Kinder haben einen besonders guten Zugang zu dieser Bildersprache. Sie stellen Themen, Ängste und Anliegen ganz von selbst in symbolischer Form dar. Sie haben Zugang zu anderen Wesen, Hexen, Königen, Gespenstern, Monstern. Realität, Traumwelt und Fantasie sind für Kinder noch fließende Zustände.

Je älter wir werden, desto mehr setzen wir auf das rationale Denken. Die Kunst wird in Schulnoten bewertet. Malen, Singen, Tanzen, Märchen erzählen und Geschichten erfinden werden in einer leistungsorientierten Gesellschaft als nicht so wichtig angesehen. Dabei verbirgt sich hinter der vermeintlich kindlichen Beschäftigung unser Zugang zur Welt des Unbewussten.

Während unsere rationale Sprache von unserer linken Hirnhälfte dominiert wird, wechseln wir bei der metaphorischen Sprache der Bilder auf unserer rechte Hemisphäre. Hier treffen wir auf unsere Intuition. Der Ökonom und Manager Otto Scharmer spricht vom „Impuls aus der Zukunft“, den wir erhaschen. Scharmer entwickelte für das intuitive Führen in Unternehmen eine Anleitung für das Auffinden zukunftsgeleiteter Lösung über die Aktivierung der Intuition.[1] Er stellt dar wie vergangenheitsgeleitete Muster aus der Gewohnheitswelt (Ratio) unterbrochen  und Lösungen aus der im Entstehen begriffenen Zukunft gefunden (precencing) werden können (Intuition).[2]

„Was ist im Entstehen? Was will gesagt, gehört, gefühlt, gesehen werden?“

Diese zwei unterschiedlich funktionierenden Systeme, Ratio und Intuition, beschreibt der Professor für Psychologie und Nobelpreisträger für Wirtschaft Daniel Kahnemann als zwei Grundformen des Denkens.[3] Das langsame Denken entspricht dem uns bekannten rationalen Denken, während das schnelle Denken der Intuition entspringt. Die Ethnologin Dr. Kessler bezeichnet das schnelle Denken synonym als das nach innen gerichteten „wilde Denken“, ein Begriff, der mir besonders gefällt.

Nach dieser kurzen theoretischen Einführung schauen wir auf das entstandene Kunstwerk. Der Auftrag in unserer Gruppe Krankheit als Bild lautete, ein Bild vom Symptom zu malen. Das könnte ein Wesen sein, dass die Erkrankung darstellt, oder auch ein Abbild vom eigenen Körper mit Symptom. Die Aufgabe sollte frei interpretiert werden. „Symbole können zum einen die Wirklichkeit versinnbildlichen, zum anderen wohnt ihnen aber auch die Kraft inne, einen Transformationsprozess einzuleiten – also die Wirklichkeit zu verändern.“[4] Die symbolische Darstellung eines Symptoms in einem Bild ist bereits für sich genommen eine Transformation in etwas anderes, neues, unbekanntes.

Die Künstlerin des hier gezeigten Werkes leidet unter anderem unter Arthrose und auch unter wiederkehrenden Depressionen. Zudem berichtet sie von einer erhöhten Geräuschempfindlichkeit bei gleichzeitiger Schwerhörigkeit.

Zu dieser Symptomatik sehen wir auf dem Bild eine Figur mit elefantengroßen Ohren. Blitze dringen von außen in den Kopf der Gestalt. Die grüne Hand mit roter Markierung am Daumengelenk steht für die schmerzhaften Gelenkentzündungen und die Versteifung durch die Arthrose.

In der Gruppe kam u.a. die Assoziation einer Inka Statue auf. Auch ich musste an einen schamanischen Heiler denken. Die großen Ohren, die die Hörbeeinträchtigungen symbolisieren,  erinnern an Buddha, der ebenfalls mit großen Ohren dargestellt wird. Der dunkelgrüne Stab in der Mitte des Bildes sei nicht beabsichtigt gewesen, so die Klientin. Mir erscheint er wie ein Werkzeug, das die Figur mahnend bereithält, falls jemand die Grenze überschreiten sollte. Die grüne Hand zeigt plakativ eine Geste als Stoppzeichen.

Die Assoziationen der Gruppenbeteiligten hatten alle eine ähnliche Botschaft im Bild entdeckt. „Bis hierhin und nicht weiter, Stopp“. Es ist Zeit, … es ist überfällig, Stopp zu sagen. Diese Erkenntnis war auch für die Klientin stimmig. Und sie war auch nicht neu. Es ist aus meiner Sicht sehr hilfreich, wenn sich in einem Bild etwas manifestiert, das zwar nicht immer unbedingt eine neue Erkenntnis, dafür aber eine wichtige Bestärkung darstellt. Die Rückmeldungen der Gruppenteilnehmerinnen unterstreichen damit etwas, was für die Betroffene vielleicht noch mehr Unterstützung braucht. Es ist ein tiefes Bezeugen und Bekräftigen der Gruppe, eine elementare Einsicht auch wirklich umzusetzen.

Fragen könnten lauten:

  • Wie kannst du Stopp sagen? Wie sieht das ganz konkret im Alltag aus?
  • Welche Befürchtungen hast du, wenn du  Stopp sagst?
  • Zu wem oder was musst du sehr dringend Stopp sagen?
  • Wo musst du deine Grenzen erkennen und ziehen?
  • Wer oder was hat deine Grenzen schon überschritten?
  • Wie findest du Gehör?
  • Was soll und muss endlich gehört werden?
  • Wie kannst du das Geplapper im Außen reduzieren und mehr nach Innen kehren?
  • Wie kannst du trotz deiner Einschränkungen in deine Kraft gehen?
  • Wie kannst du die Pfeile und Blitze, die deinen Kopf beschießen, umdrehen, nach außen drehen?
  • Was muss von außen nach innen, was muss von innen nach außen gewendet werden?
  • Wovon brauchst du mehr, wovon weniger?
  • Was muss endgültig beendet, ein Schlussstrich gezogen werden?
  • Wie kannst du deine eigene Heilerin sein?

Ulrike Hinrichs 2021

Ulrike Hinrichs – Kunst als Sprache der Intuition – Der holografische Ansatz in der Kunsttherapie und kunstanalogen Transformationsprozessen Synergia-Verlag, ISBN 9783906873824 


[1] Scharmer (2009), in der Organisationsentwicklung auch Roberston(2016).

[2] Scharmer, Otto C. (2009). Theorie U: Von der Zukunft her führen. Presencing als soziale Technik.

[3] Kahnemann, Daniel (2011). „Schnelles Denken, langsames Denken“,

[4] Vilolodo, Baron-Reid, Lobes (2021, S. 11). Das schamanische Seelenorakel. Begleitbuch Ansata Verlag

Krankheit als Bild – Die vier Elemente

www.krankheit-als-bild.de

Krankheit als Bild. Wie kann ich meinen Körper besser verstehen? Ich veröffentliche dazu regelmäßig Beiträge zu Praxisfällen unter www.krankheit-als-bild.de. Die Kunst hilft uns bei der Übersetzung der Sprache des Körpers. Denn Kunst und Körper sprechen dieselbe metaphorische Sprache.

Feuer – Wasser – Erde – Luft

Symbole kommen in unserer Welt immer wieder vor. Sie sind Sinnbilder; Zeichen, die für etwas Anderes stehen. Ein Symbol  schließt nicht aus, sondern ein. Anders als Worte, begrenzt es nicht. Symbole – wie die vier Elemente – geben zunächst einmal eine individuelle Resonanz, die sich oft auch mit einer kollektiven Bedeutung deckt. Die vier Elemente als Essenz des Lebens haben eine lange Tradition in unterschiedlichen Kulturen und Epochen, wie der griechischen Philosophie, dem Schamanismus, der Alchemie und der chinesischen Kultur (dort fünf Elemente).[1] 

Welches Element zieht dich im Kontext deiner Erkrankung an? Die Klientin aus meienr Gruppe Krankheit als Bild“ wählte für ihre Gelenkschmerzen am linken Daumen und Zeigefinger das Element Feuer.

„Feuer verzehrt alles, womit es in Berührung kommt. Seine Flammen erinnern uns an die Vergänglichkeit allen Seins und daran, wie schnell Situationen ins Gegenteil schlagen können. Feuer ist Leidenschaft, und das Tanzen der Flammen lädt uns ein, nach den Sternen zu greifen. Wäre und Licht sind himmlisch, doch allzu viel Hitze droht uns zu versengen.“[2]

Das Element Feuer versinnbildlicht eine innere Kraft. Das Feuer gibt uns Licht. Auf einer seelischen Ebene repräsentiert es vor allem Inspirationen, zündende Ideen und Geistesblitze. Wenn es außer Kontrolle gerät, kann es sehr schnell alles vernichten.

Wir haben zum Bild ein Elfchen gefertigt, ein Gedicht mit 11 Wörtern, das bestimmten Regeln folgt. Die Klientin hat die Poesie in das Kunstwerk eingearbeitet.

Hand

Im Feuer

Der Schmerz brennt

Ich will das nicht

Energie

.

Energie als stärkender Gegensatz zu Schmerz

Interessant für die Klientin war der Aspekt der Energie als stärkender Gegensatz zu Schmerz und des Widerstandes.

Fragen zum Feuer könnten lauten:

  • Wofür brennst du wirklich?
  • Wo brennt / schmerzt es?
  • Wo steckt der Schmerz fest?
  • Wie kannst du das Element Feuer in dein Leben holen?
  • Wie kannst du dein Herz an deinem inneren Feuer wärmen?
  • Ist dein Leben starr geworden?
  • Wo/ wie begegnet dir das Thema Feuer im Alltag?
  • Braust du leicht auf und wirst wütend?
  • Hast du das Gefühl, zu feurig zu sein?

Unser Gehirn liebt Rituale

Unser Gehirn liebt Rituale, wenn wir Veränderungsprozesse verstärken und durchalten wollen. Wir kennen Rituale für Übergangs- und Veränderungsprozesse in vielen Lebensbereichen. Taufe, Konfirmation oder Jugendweihe, Trauerfeiern, Hochzeiten, Geburtstage, sind einige davon. In allen Religionen und spirituellen Richtungen nehmen Zeremonien und Rituale einen großen Stellenwert ein. Wir sprechen damit unsere Seele an, die jenseits unseres Verstandes eine Sprache der Rituale, Bilder, Mythen, Märchen und Geschichten bevorzugt und versteht.

Rituale helfen, den Transformationsprozess einzuleiten. Lass daher ab und zu ganz bewusst ein Feuer (z.B. Kerze) für dich brennen.

Ulrike Hinrichs 2021

Ulrike Hinrichs – Kunst als Sprache der Intuition – Der holografische Ansatz in der Kunsttherapie und kunstanalogen Transformationsprozessen Synergia-Verlag, ISBN 9783906873824 


[1] Siehe dazu auch in meinem Buch: Kunst als Sprache der Intuition. Der holografische Ansatz in der Kunsttherapie und kunstanalogen Transformationsprozessen. Synergia Verlag

[2] Villoldo, Alberto; Baron-Reid, Colette; Lobos, Marcela (2021, S. 58). Das schamanische Seelenorakel. Begleitbuch. Ansata.

Symptombild – Die zerfließende Hand

„Symptombild“ – Drachenfinger

Krankheit als Bild

In meiner Sammlung von Artikeln zum Thema Krankheit als Bild möchte ich in diesem Beitrag ein „Symptombild“ beleuchten und mit Ihnen teilen.

www.krankheit-als-bild.de

Die Klientin hat Gelenkschmerzen im Daumen und Zeigefinger der linken Hand. Zudem sind die Fingerkuppen der betroffenen Glieder taub. Vor allem nach einer längeren Ruhephase, besonders nach dem Nachtschlaf. Die Finger fühlen sich dann sehr starr an.

Für die kreative Umsetzung des Symptoms habe ich angeregt Aquarellfarbe zu wählen, um den fließenden Farben Raum zu geben. Die Aufgabe lautete, das Symptom im Sinne eines Körperbildes zu malen. Für die Klientin lang nahe, im ersten Schritt ein Abbild der Hand zu zeichnen. Dazu hat sie die Handumrisse mit Bleistift nachgezogen und anschließend mit Farbe gefüllt.

Die Klientin war überrascht über den ausgefransten Symptombereich, der sich farblich deutlich von den anderen drei Fingern abgrenzt. Die ganze Hand wirke fragmentiert. Daumen und Zeigefinger erschienen wie in einem Auflösungsprozess oder gar Zerfall. Die teils dunkelrote Farbe erinnere sie an Blut.

Faszinierend sind auch die Vögelchen, die sich auf den Fingerspitzen zeigen, wobei sie in verschiedenen Richtungen schauen. Mir kam die Redewendung „Die Spatzen pfeifen es vom Dach“ in den Sinn.  Zwischen Daumen und Zeigefinger sitzt ein roter Drache, sein Schwanz baumelt in der Luft. Durch diesen Drachen erscheint die Hand nun mit sechs Fingern bzw. einem „Finger-Wurmfortsatz“. Der Wurm ist an dieser Stelle interessant, da er auch in einem anderen Werk der Klientin auftauchte, siehe Arthritis – Krankheit als Bild.

Die Kunst als Sprache ist oft rätselhaft, wie bedeutungsvolle Träume, die wir nicht immer gleich verstehen können. Daher ist es wichtig, welche Assoziationen uns und anderen kommen, wenn wir das Bild betrachten. Wir gehen bei der Bildbetrachtung in Resonanz mit unbewussten Themen. Auch die archetypische Bedeutung kann einem beim Verstehen der Bildsprache weiterbringen.

Daumen und Zeigefinger

Die symbolische Bedeutung der betroffenen Symptombereiche gibt uns erste Ansatzpunkte.

Nach dem Arzt Ruediger Dahlke (Buch: Krankheit als Symbol) macht der Daumen durch seine Sonderstellung das Greifen erst möglich. Er ist ein Polaritätssymbol. Er  steht für Durchsetzungskraft, das Leben in den Griff bekommen, zupacken. Der Zeigefinger zeigt uns die Richtung und den Weg. Als erhobener Zeigefinger steht er auch für Ermahnungen und Schuldzuweisung. Im Yoga deutet der Daumen auf Brahman, das Absolute, Gott; der Zeigefinger symbolisiert das Ego.

Das sind Fragen, die relevant sein könnten:

  • Wie kann ich Älterwerden und trotzdem noch beherzt zupacken?
  • Wie kann ich die belastende Vergangenheit und Schuldzuweisungen loslassen?
  • Wie bekomme ich das Ego (mit der großen Angst vor dem Tod) und die spirituelle Weisheit in Einklang?
  • Wie kann ich die Taubheitsgefühle aus alten Zeiten überwinden?

Drachenfinger

Der Drache als mystisches Wesen steht für Ganzheit und uraltes Wissen. Auch hier geht es um das Zusammenbringen und Vereinigen von Polaritäten. Zum „Drachenfinger“ fällt mir der „sechste Sinn“ ein. Sehen, Hören, Fühlen, Riechen, Schmecken, die fünf Sinne sind uns allen bekannt. Sie eröffnen uns den Zugang zur Welt. Doch es gibt einen sechsten oft vernachlässigt Sinn, der die Tiefensensibilität beschreibt. Er überliefert etwa die Haltung unseres Körpers im Raum. Durch ihn wissen wir, ob wir stehen, sitzen, liegen oder welche Haltung wir haben. Nach dem sechsten Sinn folgt in meinen Gedanken noch der siebte Sinn als unsere Intuition. Ich berichtete der Klientin von meinen Gedanken und frage, ob sie damit etwas anfangen könne.

Die Frage „wo stehe ich?“ macht für mich in einer übertragenen Bedeutung Sinn. Ich fühle mich in einer großen Umbruchphase, die auch mit meinem fortgeschrittenen Alter zu tun hat. Tod, Zerfall, Auflösung, Transformation sind oft präsent in meinen Gedanken. Es ist eine innere Ausrichtung und Neuorientierung nötig. Ein Zusammenführen von Polaritäten, Leben und Tod.

Die Spatzen pfeifen es vom Dach

Der Vogel ist ein Symbol der körperlosen Seele, der freien Gedanken und der Transzendenz. Vögel sind Geister der Luft. Nach der Bibel stehen Vögel als Symbol des Wandels. Und auch das sprachliche Bild, wonach Vögel die Geheimnisse verbreiten, geht schon auf die Bibel zurück. Die Redewendung „Die Spatzen pfeifen es vom Dach“ besagt, dass es eigentlich doch schon alle wissen. Das Geheimnis wird schon lange ausgeplappert. Also kann doch auch ich es glauben, fragt die Klientin laut. Sie sei in einer rational geprägten Welt aufgewachsen und wende sich immer mehr auch spirituellen Ideen zu, die mit ihren alten Grundüberzeugungen nicht zusammenpassen. Auch wenn schon vieles an meiner Weltsicht neujustiert wurde, komme ich trotzdem immer wieder ins Zweifeln.

Was ist wahr, frage ich sie, geht es darum?

Genau, die Botschaft der Vögel lautet für mich: vertraue dem, was du denkst UND fühlst!

Altes Blut

Blut steht für Lebensenergie und Lebensfluss. Auch an Menstruationsblut und das große Weibliche denke ich dabei. Es kommen mir Verletzungen und blutende Wunden in den Sinn. Die Auflösung, die ich im Bild wahrnehme, könnte für mich daher auch für die Auflösung bzw. Transformation alter Verletzungen stehen… ist es so oder ist es nur eine Hoffnung, frage ich die Klientin.

Das Resümee der Klientin zu ihrem Symptombild: es geht um Umbruch, Richtung, Neuorientierung und Hinwendung zu mehr Vertrauen ins Leben, bei gleichzeitigem Loslassen des irgendwann endenden Lebens.

Die Kunst als Sprache liefert keine Wahrheiten, sondern Impulse, die uns aus alten Denkspiralen rausholen und neue Räume öffnen.

Ulrike Hinrichs 2021

Ulrike Hinrichs – Kunst als Sprache der Intuition – Der holografische Ansatz in der Kunsttherapie und kunstanalogen Transformationsprozessen Synergia-Verlag, ISBN 9783906873824 

Hexenenergie – Krankheit als Bild

Künstlerische Prozesse können den Weg der Heilung unterstützen. Durch das authentische künstlerische Schaffen mobilisieren wir unsere Selbstheilungskräfte. Wir können dieses Leitsystem auch Intuition oder intuitive Führung nennen.

www.krankheit-als-bild.de

„Wie sieht dein innerer Heiler, deine innere Heilerin aus?“ (siehe auch Die innere Heilerin)

Das Bild zu dieser Frage entstand in meiner Gruppe Krankheit als Bild. Die Klientin, die das Kunstwerk malte, leidet unter einem Bandscheibenvorfall im Halswirbelbereich. Das Bild zeigt eine Hexe, die aus einem lilafarbenen Netz hervorlugt. Mir scheint es, als wenn auch Schlangen und eine Doppelhelix sich durch das Wirrwarr bewegen. Die Hexe ist ein altes archaisches Symbol für die weibliche Kraft. Lange wurde die machtvolle Seite des Weiblichen kollektiv unterdrückt, in den Schatten verdrängt. Erwünscht waren schöne brave Frauen. Die wilde Frau galt als gefürchtet und abstoßend. Dir Hexe ist ein gutes Beispiel dafür. In vielen Märchen wie in „Hänsel und Gretel“ der Gebrüder Grimm gilt die Hexe als unheilbringende Schwarzmagierin. Wer ihr in den Weg kommt wird verhext oder getötet. Sie wird als ein dämonisches Wesen gezeigt, das mit dem Teufel verbündet ist. Meist hat sie die Gestalt einer buckligen und hässlichen alten Frau mit langer, krummer Nase, die mit ihrem Zaubertrank anderen Schaden zufügt.

Die Hexe hat Zugang zum weiblichen Urwissen

Im Mittelalter, das für seine Hexenprozesse bekannt ist, wurden Hexen verfolgt und ermordet. Wie in allen patriarchalen Kulturen wurde die Hexe mit negativen Deutungen des Weiblichen abgewertet. Doch der Urgrund der Hexe ist ein anderer. Sie steht für die weiblichen archaischen Urkräfte. Der Ursprung des Wortes bedeutet „heilige Frau“ oder auch „Hebamme“. Sie ist die Schamanin. Die Hexe hat Zugang zum weiblichen Urwissen. Sie kennt die weisen Wege der Natur, der Heilung, der Weissagung, der Künste und Traditionen.[1] In ihrem Hexenkessel braut sie heilende Kräutermixturen. Sie ist mit dem Tod und der Vergangenheit ebenso verbunden wie mit der Zukunft und den großen Geheimnissen des Universums. „In Mythen bewohnt sie den undurchdringlichen Teil des Walds, den geheimen Tiefpunkt von Quellen, düstere Höhlen und abgelegenen Nebenwegen“, so Ronneberg, jene Orte, die dem Schattenbereich zugeordnet werden. Die Hexe lebt die Urkräfte des Weiblichen bedingungslos aus. Wie in vielen symbolischen Motiven wird aber oft nur der abschreckende Anteil einer Figur dargestellt. Die Kraft der Hexe versetzt uns in unsere wahre Natur, bricht Stillstand, setzt Dinge in Bewegung, ist Matrix schicksalhafter Transformationen.[2] Sie fordert dich auf kreativ, spielerisch und grenzenlos zu sein.

Das Weiche

Auch die symbolische Bedeutung von Krankheitssymptomen ist ein hilfreicher Wegweiser. Zum Bandscheibenvorfall beschreibt der Mediziner Ruediger Dahlke auszugsweise in seinem Buch „Krankheit als Symbol“ (S.2007, S. 191): „existentieller Überdruck; das Weiche, Weibliche wird vom harten männlichen Element in die Zange genommen; der weibliche Pol ist in der Klemme, er wird gepresst (erpresst?), innerer Druck bricht sich Bahn“.

Im Bild und Symptom spiegelt sich hier vor allem das Thema der weiblichen Urkraft.

Fragen könnten lauten:

  • Wie kannst du in deinem Alltag wild, grenzenlos und bedingungslos sein?
  • Wie kannst du mehr deine weibliche Kraft leben?
  • Wie wäre es, nur das zu tun was du willst, dich gegen das wehren, was du nicht willst?
  • Was will  gelebt werden, egal was andere dazu sagen?
  • Wem willst/ musst du gefallen? Musst du?
  • Wo kannst du weniger Leistung und dafür mehr Liebe ins Leben bringen?
  • Was soll über Bord geworfen werden, muss vernichtet, losgelassen werden?
  • Wo willst du dich neu ausrichten, so dass es für dich stimmt, egal was andere dazu sagen?
  • Wo brauchst du weniger äußere und mehr innere Beweglichkeit?
  • Was möchtest du nur für dich neu entstehen lassen?
  • Wie steht es um dein inneres Feuer, deine Leidenschaft für das Leben?
  • Gibt es Menschen, die dir nicht guttun? Du darfst dich von ihnen verabschieden.

Ulrike Hinrichs 2021


Ulrike Hinrichs

Überall im Buchhandel

Quellen

[1] Walker, Barbara G. (1988, S. 347). Die geheimen Symbole der Frauen. Lexikon der weiblichen Spiritualität. München: Sphinx.

[2]Ronneberg, Ami (2017, S. 702). Archive for Research in Archetypal Symbolism ARAS. Das Buch der Symbole. Betrachtungen zu archetypischen Bildern. Köln: Taschen

Neues Wissen – Altes Wissen

„Welche Weisheit steckt hinter deiner Erkrankung?“

Neues Wissen – Altes Wissen

www.kranheit-als-bild.de

Wir befinden uns in einer Zeitenwende. Überall sind Vorzeichen einer großen Veränderung sichtbar. Das kollektive Pendel schwingt von der männlichen zur weiblichen Energie. Mit diesen polaren Kräften sind keine Geschlechterzuschreibungen gemeint, sondern Zustände, die in allem Lebendigem gleichzeitig wirken. Tun und Sein, Denken und Fühlen. Nur im Gleichgewicht der Polaritäten kann sich das Leben in seiner vollen Kraft ausdrücken.

Wir sind energetische Wesen, die als menschliche Familie durch das Bewusstsein unserer rechten Hirnhälfte miteinander verbunden sind, beschreibt es die Neurowissenschaftlerin, Jill Bolte Taylor.[1] Die weibliche Energie stützt sich naturgemäß auf das Intuitive, das Fühlende. Sie nimmt den ganzheitlichen vernetzten Raum ein, wie es beispielsweise in der schamanischen Tradition üblich ist. Die Schamanin erhebt den Blick auf das größere Ganze, schaut auf die Verbindungen und Vernetzungen. Die Makroebene ist für den schamanischen Heiler maßgebend.

Die männliche Urkraft finden wir in der klassischen westlichen Medizin, die bis in die kleinsten Details hinein untersucht und forscht. Hier geht es um Zerlegen und Zerteilen, um das mikroskopisch Kleine, um bildgebende Verfahren wie MRT und Ultraschall. Es werden Symptome ausgemacht und behandelt. Für das Auge nicht sichtbare Mikroorganismen wie Bakterien und Pilze können unter dem Mikroskop dargestellt werden. Das Blut wird mittels analytischer Geräte in seine einzelnen Bestandteile zerlegt und analysiert. Und im  Elektrokardiogramm (EKG) kann die elektrische Aktivität des Herzens gemessen werden, um nur einige klassische Beispiele zu nennen.

Wie können wir diese wichtigen Qualitäten zusammenbringen? Beide Wege sind richtig und wichtig, sie müssen in Einklang gebracht werden.

In meiner Praxis nutze ich den künstlerischen Ausdruck als eine Form der intuitiven Sprache, die sich in Bildern, Metaphern, Geschichten und Symbolen ausdrückt.  Sie entspringt der Kraft des großen Weiblichen. Intuition, Hingabe, Empfangen, Sein. In der Arbeit mit der „Krankheit als Bild“ bedeutet das, dass die Klient*innen zunächst eine gründliche medizinische Untersuchung vornehmen lassen und wir anschließend einen Blick in die Symbolik der Erkrankung wagen, das große Ganze betrachten.

Die Kunst ist eine Sprache, die in die Tiefe geht

Der künstlerische Ausdruck befreit uns aus unserem Denkgefängnis und schafft neue Perspektiven. Kunst ist ein Werkzeug des wilden assoziativen Denkens. Durch die Kunst können wir fühlen, erkennen und die Zukunft erspüren. Die Kunst ist eine Sprache, die in die Tiefe geht, uns unmittelbar im Inneren berührt. Kunst ist Ausdruck, der Eindruck hinterlässt.

In der schamanischen Tradition versucht ein Schamane/ eine Schamanin vor jeder Behandlung herauszufinden, welche Weisheit sich in der Krankheit spiegelt.

„Welche Weisheit steckt hinter deiner Erkrankung, was solltest du daraus lernen?“

Wir kennen diese erweiterte Perspektive ähnlich auch aus dem Neurolinguistischen Programmieren. „Was ist die positive Absicht der Krankheit, was will sie bezwecken?“

Oder auch in der klassischen Medizin: „Was ist der Krankheitsgewinn?“

Während wir uns aus der westlichen Perspektive allerdings nur auf das Individuum, bestenfalls noch auf sein Umfeld konzentrieren, bedeutet der schamanische Meta-Blick, dass wir auch in kollektive Felder eintauchen. Diese Betrachtung geht bis weit in die Ahnenreihe zurück. Wir sind Teil der Natur und leben in ihr. Schamanen vernetzten, nähren, verbinden sich mit allem, dem ganzen Universum. Sie haben Zugang zu ihren Ahnen. Sie sind eng verbunden mit Mutter Erde, sprechen mit der Natur, den Pflanzen, den Bäumen, Geistwesen.

Wir alle verfügen über die Sensoren, die für den erweiterten Weg des Sehens notwendig sind, beschreibt es der medizinische Anthropologe Alberto Villoldo, der fünfundzwanzig Jahre lang die Hochländer der Anden und des Amazonas bereiste und die schamanischen Heilpraktiken studierte. „Sie bestehen aus dem sechsten Chakra (das mystische „dritte Auge“ in der Mitte der Stirn) und dem vierten Chakra, dem Herzen. Indem wir das dritte Auge und das Herz-Chakra mit dem visuellen Kortex verbinden, können wir mit den Augen des Geistes und des Herzens sehen. Die Aufgabe besteht darin, ein „Kabel“ von diesen Chakras zur Leinwand im Gehirn zu legen.“[2]

Wir „sehen“ auf dieser intuitiven-ahnenden Ebene alle unterschiedlich. Vom Grundprinzip ist unser gesamter Körper wie eine Art „Lesegerät“ für die intuitive Wahrnehmung zu betrachten. Mit unseren Sinnen, unserem Körper, erfahren wir die Welt. Wir können vier Merkmale der intuitiven Wahrnehmung hervorheben: das wache Auge, die innere Stimme, das Bauchgefühl und das innere Wissen. Es gibt Menschen, die sehen tatsächlich konkrete Bilder, andere hören besonders deutlich ihre innere Stimme. Andere wissen es plötzlich einfach. Und ich beispielsweise fühle eher auf der intuitiven Ebene. Es ist eine fühlende Ahnung, die sich als Bauchgefühl ausdrückt. Über den künstlerischen Ausdruck können wir die Intuition sichtbar machen, manifestieren.

Ausführlich haben wir (meine Co-Autorin Andrea Wandel und ich) uns mit diesem Thema in unserem neuen Buch „Die Weisheit der weiblichen Wunde“ beschäftigt.[3] Das Buch erscheint in Kürze im Synergia Verlag.  Wissenschaftlich habe ich das Thema zudem ausführlich in meinem Buch „Kunst als Sprache der Intuition“ vertieft.[4]

Die größte Herausforderung bleibt, diese metaphorische Sprache zu verstehen. Sie funktioniert oft wie in Träumen, zeigt sich beispielsweise in Symbolen, plötzlichen Erinnerungen, mythischen Figuren. Das assoziative wilde Denken, über das wir Zugang zu unserer Intuition haben,  können wir bei der Bildbetrachtung nutzen.  

Was kommt dir in den Sinn, wenn du auf das Werk schaust, wo zieht es dich hin? Gibt es Erinnerungen, Geistesblitze, Worte, Sätze, ein Lied, eine Musik, ein Gefühl u.v.m.

Ich möchte das an einem eigenen Symptom verdeutlichen. Weitere Praxisbeispiele finden Sie unter www.krankheit-als-bild.de

Seit längerem leide ich unter Bluthochdruck, der von einem beängstigenden Herztrommeln begleitet wird. Vor allem in der Nacht raubt das laute Trommeln und Klopfen mir den Schlaf. Bluthochdruck ist einer der „holy seven“ der psychosomatischen Erkrankungen. Es überraschte mich daher nicht, dass für die Symptome keine körperliche Ursache gefunden werden konnte. Die mir verordneten Tabletten zur Senkung des Blutdrucks wirken nicht.

Bluthochdruck ist eine Volkskrankheit, ich gehöre nun also dazu. Ich praktiziere nun Atemübungen, die den Parasympathikus aktivieren. Aber auch das hilft nicht immer. Nachdem mich das Herztrommel wieder einmal eine ganze Nacht nicht schlafen lies, beschloss ich mit der Kunst als Sprache der Sache auf den Grund zu gehen.

Es entstand das Herz-Bild, das eingans abgebildet ist. Ich war erstaunt darüber, ein so prall-leuchtend rotes Herz zu erblicken, das mir viel Lebensenergie und Power signalisiert. Allerdings kommt mir durch die Fäden und Farbspuren auch so etwas wie „Verstrickungen“ und „Verheddern“ in den Sinn. Der schwarze Fleck am oberen Bildrand erinnert mich an eine Spinne, die mit ihren langen Beinen nach dem Herz zu greifen scheint.

Die Spinne deutet in der Psychoanalyse auf eine gestörte Mutter-Tochter-Beziehung hin. In der schamanischen Krafttierdeutung hilft die Spinne „jene Kräfte ausfindig zu machen, welche deine Lebensenergie lähmen und dich in Abhängigkeit und Täuschung fesseln. Die Spinne geht mit dir in dunkle Ecken und Winkel, damit du Ordnung schaffen kannst“, so Ruland.[5] Die Spinne ruft uns auf, das Netz der Verstrickungen zu lösen und die feinen Zusammenhänge in allem zu erkennen. Sie weiht in die höhere Ordnung der Welt ein, indem sie uns mit Alter, Gefahr, Vergänglichkeit und Tod konfrontiert.

All dies sind Themen, die mich tief berühren. Das Thema Tod und Vergänglichkeit schafft sich aufgrund meines fortschreitenden Alters immer mehr Raum. Ich habe tatsächlich große Angst vor dem Tod. Diese Angst bringt mich zurück zu meiner schweren Krankheit als Teenager, an der ich fast gestorben wäre. Ich war über Monate in einem Lock-In Zustand (Guillain Barré Syndrom, siehe Wenn der Körper sich abschaltet )

Der schädliche Einfluss meiner schwierigen Vergangenheit, vor allem in der Kindheit und Jugend, ist zwar schon seit langem in einer kontinuierlichen Verarbeitung, kommt aber immer wieder zum Vorschein. Vielleicht bleiben diese Wunden, die viele von uns kennen, eine Lebensaufgabe.  Für mich hat die Spinne eine belastende Bedeutung. Sie erinnert mich an den narzisstischen Missbrauch, den ich als Kind erfahren habe. Kontrolle, Liebesentzug, Abwertung, Vernachlässigung sind einige Stichworte dazu. Big mother ist wathing you.

Die Spinne ruft uns aber auch auf, wie Ruland schreibt, das Netz der Illusion zu zerreißen und die Wirklichkeit dahinter zu schauen. „Sie fordert auf, Geschichten zu weben und zu erzählen, damit die kreative Vorstellungsgabe, die Schöpferkraft des Menschen niemals versiegt“.[6]

Ich liebe an der ganzheitlichen Betrachtung, dass sich neben problematischen Themen immer auch Optionen und neue Perspektiven eröffnen.

Ulrike Hinrichs 2021

Ulrike Hinrichs

Überall im Buchhandel


[1] In einem Vortrag „My stroke of inside“ https://www.ted.com/talks/jill_bolte_taylor_my_stroke_of_insight (18.09.2021)

[2] Alberto Villoldo (2001, S. 151) Das geheime Wissen der Schamanen. Wie wir uns selbst und andere mit Energiemedizin heilen können.

[3] Ulrike Hinrichs und Andrea Wandel (2022). Die Weisheit der weiblichen Wunde – Unterstützung aus der holistischen Kreativapotheke.

[4] Ulrike Hinrichs (2019). Kunst als Sprache der Intuition. Synergia Verlag

[5] Ruland, Jeanne (2006, S 325). Krafttiere begleiten dein Leben. Hannover: Schirner Verlag

[6] Ruland, Jeanne (2006, S 325). Krafttiere begleiten dein Leben. Hannover: Schirner Verlag

Die Weisheit der Wunde entdecken

Moosbild – Drei Steine für deine drei größten Traumata

Viele von uns werden von traumatischen Ereignissen aus der Kindheit bis ins hohe Alter verfolgt. Traumata bedingen einen schwerwiegenden Kontrollverlust bis hin zu Ohnmachtsgefühlen. Das führt zur Dissoziation, der Abtrennung vom Fühlen. Und das ist in der akuten traumatischen Situation eine großartige Reaktion unseres Körpers, denn sie ermöglicht uns, dass wir eine solche Situation überleben. Bleibt dieser Zustand erhalten, dann behindert er unser Leben. Unser Nervensystem ist hochempfindlich, Gefahren lauern überall. Wir fühlen uns wie ein Astronaut im eigenen Körper. Durch Kontrolle des Lebens und der Umstände, versuchen wir die Wiederholung traumatischer Ereignisse zu vermeiden. Dabei greifen viele zu Alkohol und anderen Betäubungsmittel, werden zu Workaholics oder verfallen in unkontrollierte Kaufräusche, um die innere Leere zu stopfen. Das Leben wird eng und kontrolliert.

Trauma braucht Großzügigkeit

Fühlen ist der erste Schritt zur Heilung, uns aus der Erstarrung lösen, den tiefen Schmerz zulassen. Wir müssen uns der (Todes-)Angst stellen, die traumatischen Ereignissen innewohnt. Trauma braucht Großzügigkeit, sich selbst zuhören, für sich selbst da sein, den Schmerz bezeugen. Wir dürfen auftauen. Trauma-Transformation verflüssigt die Realität. Die Weisheit der Wunde hinter unserem Trauma können wird nur erfahren. Das kann ein langer Prozess sein, therapeutische Unterstützung ist dafür angezeigt. Gleichzeitig bedarf es eines hohen Maßes an Selbstfürsorge. Oft erlebe ich, dass Klientinnen trotz Therapie und Selbsterkenntnis sich selbst bestrafen und beschimpfen, ungnädig mit sich sind, wenn sie Fehler machen. Wenn du dich fragst, was du tun kannst, dann geht es in einem ersten Schritt um eine  Selbstfürsorge.

Kontrolliert die Kontrolle abgeben

Ich möchte dir ein wundervolles Ritual vorschlagen, das auch ich für mich zelebriert habe. Es kommt aus der schamanischen Tradition. In einem ersten Schritt suchen wir uns drei Steine (ganz gewöhnliche Steine, z.B. aus dem Wald oder vom Meer). Diesen Steinen hauchen wir anschließend unsere drei größten Wunden (Traumata) ein. Widme jedem Stein ein Trauma.  Mit diesen Steinen kreieren wir ein Sandbild, das von einem Kreis gehalten wird. Das Bild darf mit anderen Fundstücken geschmückt werden, wie etwas Federn, Tannenzapfen, Muscheln, Obst. Auch diesen Utensilien hauchen wir etwas ein, Wünsche, Bedürfnisse oder Themen, die mit den Traumata zusammenhängen. Bei so einem Sandbild geht es aus der schamanischen Sicht darum, die schwersten Traumata zu transformieren und die Steine in Heilsteine zu verwandeln. Der Schamane nutzt sie für seine Heilarbeit. Denn unsere größten Kraftquellen verbergen sich hinter unseren traumatischen Erfahrungen.

Da ich am Fuße der Harburger Berge wohne, wo Sand Mangelware ist, wurde aus meinem Sandbild ein Moos-Bild. Das Naturbild lassen wir einige Tage liegen, schenken ihm Aufmerksamkeit, beobachten es, geben intuitiv neue Dinge hinzu, nehmen andere heraus. Bei mir flog vom Winde verweht eine Feder aus dem Kreis heraus. Ein schönes Symbol, dachte ich mir. Die Eichhörnchen klauten sich die Nüsse, die ich ins Bild gefügt hatte. Nachdem das Bild mindestens 3-4 Tage gelegen hat, übergeben wir die Einzelteile der Natur. Aus deinen Trauma-Steinen sind Heilsteine geworden. Ein schöner Anker, um dich an deine Kraft zu erinnern. Das ist die Weiheit der Wunde.

Bei dieser Übung passiert ganz automatisch etwas Beachtliches: wir beschäftigen uns mühelos und spielerisch mit den Ressourcen und Kräften, die uns ein traumatisches Erlebnis geschenkt hat, während wir sonst oft nur über die Qualen nachdenken.

Unser Gehirn liebt Zeremonien, Rituale und Bilder, wenn es darum geht, Veränderungsprozesse zu bewältigen. Wir kennen solche Zeremonien kulturell zu allen möglichen Anlässen, Hochzeiten, Konfirmation oder Jugendweihe, Beerdigungen, Geburtstage, Feiern zu bestimmten Ereignissen. Spirituelle Richtungen und alle Religionen sind voll von Ritualen und Zeremonien. Sie helfen uns, gerade schwierige Wandlungsprozesse durchzuhalten und zu vollziehen. Auch künstlerische Prozesse unterstützen Wandelungsprozesse.

Ich möchte das nun noch etwas anschaulicher illustrieren. Mehr dazu in meinem Beitrag Wenn der Körper sich abschaltet – Guillain-Barré Syndrom

Medusa 1981

Im Jahre 1979, mit 14 Jahren, erkrankte ich an einer „aufsteigenden Polyneuropathie mit Hirnnervenbeteiligung“ (Akute Polyneuroradikulitis (Guillain-Barré-Syndrom), eine schwere Autoimmunerkrankun. Folgen dieser Erkrankung sind entzündete Nervenwurzeln im Rückenmark, durch die die Nervenfasern beschädigt werden. Ich war über sechs Wochen in meinem komplett gelähmten Körper gefangen, konnte nicht mehr sprechen, schlucken, mich artikulieren, sah nur noch Doppelbilder. Das einzige, was im Kontakt zur Außenwelt funktionierte, war mein Höhrsinn. Ich hatte zu dieser Zeit dem Tod in die Augen geschaut. Ich stand kurz davor, dass die Krankheit die inneren Organe wie Herz und Lunge lähmte. Dieser Zustand ist lebensbedrohlich. Es war unklar, ob ich wieder vollständig genesen würde.

Nach meiner Krankenhausentlassung dauerte die Rekonvaleszenz  noch etwa ein Jahr. Lange Zeit saß ich im Rollstuhl. In dieser Zeit entstand das Bild von Medusa, eine der drei Gorgonen – Gespenster mit Schlangenhaaren –  aus der griechischen Mythologie. Nach der Sage heißt es, dass jeder der in ihre Augen blickt, augenblicklich in Stein verwandelt wird. Man erkennt in meinem Kunstwerk aus Teenagerjahren die Eiseskälte, den elektrisierenden Blick aus leeren Augen.

Medusa ist ein archetypisches Bild von  Wut, Verrat und Scham, beschreibt es auch Ursula Wirtz in ihrem Buch: Stirb und werde, die Wandlungskraft traumatischer Erfahrungen. Das Symbol der Versteinerung, das Medusa repräsentiert, steht im Traumakontext auch für emotionale Betäubung. Der Mythos von Medusa  wird auch als Aspekt der Dissoziation gesehen, das Abtrennen des Kopfes vom Körper. Und genau das ist auch in der Symbolik der Krankheit geschehen. Gleichzeitig steht Medusa in der Mythologie, was weniger bekannt ist, auch für eine helle schützende Seite. Sie ist die Göttin der Masken, des wilden Blickes und des „weisen Blutes“. Als Schlangengöttin verkörpert Medusa weibliches intuitives Wissen. Die Schlangen, die ihrem Kopf entspringen, symbolisieren Weisheit und Erkenntnis. Schon lange bin ich auf der Fährte der hellen und lichten Seite der Medusa als Schlangengöttin; ihrer Weisheit.

Was kann ich durch diese Erfahrung besonders gut? Das habe ich mich anlässlich meines Moos-Bildes noch einmal gefragt.

Medusa 2021

Ich habe eine Medusa 2.0. dazu erschaffen. Sie trägt die Schlangen als wunderschöne Haartracht. Sie blickt nach innen, nicht nach außen. Eine meiner Stärken, die durch das Trauma erweckt wurden, sind meine ausgeprägten Sinne. Oft höre, fühle, sehe ich Themen, die unausgesprochen in der Luft liegen. Ich habe keine Berührungsängste vor den tiefen Wunden und Schmerzen meiner Klientinnen. Meine größte Dissoziation durch die Erkrankung lässt mich auch die Dissoziation und den tiefen Schmerz anderer fühlen. Ich kann Themen wie Folter und Todesnähe, die mir in meinen Flüchtlingsgruppen begegnen oder auch Gewalterfahrungen, die in meiner Frauengruppe oft Thema sind, nehmen, aushalten, bezeugen. Für traumatisierte Menschen ist besonders wichtig, dass andere ihren Schmerz bezeugen können, indem ihnen jemand wirklich zuhört. Ich habe zudem ein ausgeprägtes Gerechtigkeitsgefühl für verletzte Wesen. Der Tod in meinem Leben ist für mich eine Inspiration und Quelle geworden. Durch das Aufwachsen in einem narzisstischen Familiensystem (was den psychologischen Hintergrund zu meiner Erkrankung erklärt) wittere ich narzisstischen Missbrauch bei meinen Klientinnen unmittelbar. Viele berichten mir, dass sie schon Jahre Therapie gemacht haben, ohne dass sie vom Thema Narzissmus wussten. Für viele ist es daher eine große Hilfe. Dies sind einige Beispiele für meine Kraftquellen. Welches sind deine?

Ulrike Hinrichs 2021

Erscheint in Kürze

Das narzisstische Familiensystem

Wie die Kunst helfen kann: Kunst als Reiseführer der Seele

Beim narzisstischen Familiensystem gibt es wie auf einem Schlachtfeld Schwerverletzte unter allen Beteiligten. Insbesondere der mütterliche narzisstische Missbrauch findet in einem Familiensystem statt, das gesellschaftlich tabuisiert und daher oft unentdeckt bleibt. Das Bild der nährenden und liebenden Mutter steht im Vordergrund unserer gesellschaftliche  Wunschperspektive.

Narzissmus als psychische Erkrankung ist eine Spektrumsstörung, die graduellen Ausprägungen sind unterschiedlich. Es zeigen sich Unterschiede zwischen einzelnen betroffenen Menschen und es gibt auch individuelle situationsabhängige Schwankungen. Menschen mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung benutzen andere zur Selbstspiegelung, Bestätigung und um sich zu spüren. Im Fokus steht eine Selbstbewertungsstörung.

Menschen mit einer narzisstischen Störung wurden in ihrer kindlichen Psyche schwer verwundet. Narzisstische Muster entstehen, wenn primäre Bezugspersonen wie die Eltern dem Kind zu wenig emotionale Einstimmungen spiegeln. Fehlt das akzeptierende Feedback der Bezugsperson auf Gefühle des Kindes oder werden bestimmte Gefühle des Kindes durchgehend abgelehnt, so spaltet das Kind die abgelehnten Gefühle vom eigenen Selbst ab, um sich der Zuneigung und Liebe der Bezugsperson sicher zu sein. Um ihr verletztes Selbst zu regulieren^, haben Betroffene Überlebensstrategien entwickelt. Kennzeichnend für die narzisstische Persönlichkeitsstörung ist eine ausgeprägte Selbst­überhöhung bei gleichzeitiger Empfindlichkeit gegenüber Kritik. Gerade Schattenthemen werden im Außen (bei anderen Menschen) vehement bekämpft, damit der eigene Schatten sich nicht aus dem Kellerverlies befreien kann. Das Selbstwertgefühl kann nicht ausreichend reguliert werden.

Das zentrale Motiv in Beziehungen ist Anerkennung

Gefühllose und die Selbständigkeit des Kindes unterdrückende Erziehungsmuster sind symptomatisch für narzisstische Verhaltensweisen. Eine narzisstische Persönlichkeitsstörung wirkt toxisch und zerstörerisch auf ihr Umfeld. Das zentrale Motiv in Beziehungen, und zwar auch zu den eigenen Kindern, ist von Anerkennung dominiert. Sie bestimmt das gesamte Handeln der betroffenen Person.[1] Menschen mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung sehen sich und andere daher nicht so, wie sie sind, sondern so, wie sie sie haben möchten.[2] Es kommt zu Idealisierung oder Abwertung anderer Menschen, auch gegenüber den eigenen Kindern.

Das Spielfeld von Narzissten

Narzissten haben eine Art inneres Spielfeld, das aussehen könnte wie ein Schachbrett, auf dem die Mitmenschen in ihrer Umgebung wie Figuren gestellt werden. Es ist das Feld der Bewertung, wie es der Psychiater Hagemeyer nennt.[3] Ich finde diese Metapher eines Spielfeldes sehr passend, weil man sich so die Aktion und Reaktion eines Narzissten gut vorstellen kann. Es folgt eine permanente Bewertung und Einordnung der Figuren auf dem Feld. Sind sie nützlich, sind sie wohl möglich besser als ich, wie sehen sie aus, was wollen sie von mir, wofür kann ich sie benutzen? Die Bewertungskriterien können sich auch ändern. Mal wird eine andere „Figur auf dem Spielfeld“ überhört. Wenn sie den narzisstischen Anforderungen nicht gerecht werden sollte, wird die Person wieder verschoben und abgewertet.

Kontrolle und Manipulation

Zur Aufrechterhaltung dieses Systems kontrollieren und manipulieren Menschen mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung ihr gesamtes Umfeld. Auch unter den Geschwistern wird ein so genanntes Goldkind ausgewählt und ein Kind, das den Sündenbock darstellt. Das eine Kind wird überhört, das andere abgewertet, beide gegeneinander ausgespielt. In der unmittelbaren Umgebung des Narzissten werden Bewunderer und Follower gesucht, die die vermeintliche Grandiosität teilen. Andere Menschen, die eine solche Bewunderung nicht zeigen, werden als Gegner angesehen. Kompromisse oder eine gesunde Austragung von Konflikten, widerstreitenden Interessen, gibt es nicht.

Es braucht wenig Fantasie sich vorzustellen, wie destruktiv und zerstörerisch solche Muster auf Kinder wirken. Töchter narzisstischer Mütter haben zudem noch mit einer weiblichen Konkurrenz zu tun. Die aufkeimende Weiblichkeit der Tochter muss von der Mutter abgewertet werden, um die eigene Schönheit und Weiblichkeit aufrecht zu erhalten. Von Sätzen wie „du bist zu fett“, „du kriegst sowieso niemanden ab“ oder auch „du bist hässlich“ berichten Klientinnen in allen Facetten. Auch der Partner der Tochter wird entweder abgewertet oder die Mutter selbst umwirbt ihn. „Meine Mutter behauptete immer, dass angeblich alle meine Exfreunde was von ihr wollten“, schilderte eine Klientin. Solche Erfahrungen sind sehr typisch.

Traumatisierendes Familiensystem

Kinder in solchen Familiensystemen wachsen in einer Trauma-Atmosphäre auf.

Einige typische Folgen für Betroffen sind:

  • Fehlender Selbstwert, fehlendes Vertrauen in Menschen, fehlendes Urvertrauen
  • Ohnmachtserfahrungen bis hin zu Todesangst (Die Angst vor dem Verlassen werden wirkt für Kinder lebensbedrohlich)
  • Ein großes Bedürfnis nach Bindung bei gleichzeitiger unüberwindbarer Angst vor Bindung (Nähe-Distanz Probleme)
  • Schwierigkeiten Grenzen zu setzen (Angst vor Liebesentzug, Verlassen werden)
  • Permanente Überachtsamkeit, dass etwas Schlimmes passieren könnte (Ohnmachtsgefühle aus der Kindheit, kein Vertrauen)
  • sich von toxischen Menschen angezogen fühlen (Wiederholungsmuster des narzisstischen Missbrauchs)
  • Schwierigkeiten, um Hilfe zu bitten (Angst vor Ablehnung)
  • Taubheitsgefühle (emotionale und körperlich Taubheit), Rationalisierung
  • Suchtverhalten (die innere Leere auffüllen)
  • Toxische Scham und Schuldgefühle
  • Überbetonung von Leistung, Erfolg
  • Angst vor Menschen, soziale Phobien
  • Angststörungen, Borderline Störung, eigene narzisstische Persönlichkeitstörung

In unserem neuen Buch (erscheint 2022) „Die Weisheit der weiblichen Wunde“ bekommen u.a. auch vom toxischen Narzissmus betroffene Frauen eine Stimme. Nur jede einzelne selbst kann sich bewusst aus dem Spinnennetz des Narzissmus befreien. Dazu bedarf es im allersten Schritt einer Bewusstheit für das Thema. 

Kreativität ist ein Schlüssel zur Befreiung aus dem narzisstischen Erbe

Siehe dazu auch meine Beiträge:

Wie die Kunst helfen kann: Kunst als Reiseführer der Seele

Unser neues Buch behandelt auch das Thema Narzissmus ausführlich

Literatur


[1] Sachse, Rainer (2020). Persönlichkeitsstörungen verstehen. Zum Umgang mit schwierigen Klienten. Köln: Psychiatrie Verlag.

[2] Johnson, Stephen M. (2011). Der narzisstische Persönlichkeitsstil.

[3] Hagemeyer, Pablo (2020. S. 227). „Gestatten ich bin ein Arschloch“. Ein netter Narzisst und Psychiater erklärt, wie Sie Narzissten entlarven und ihnen Paroli bieten.

Narzissmus und der verwurmte Apfel

Narzissmus ist in seiner gesunden Ausprägung eine wichtige Eigenschaft jedes Menschen. Alle Menschen verhalten sich in ihrem Leben mehr oder weniger narzisstisch. Narzissmus in seiner positiven Kraft bringt uns in Aktion, lässt uns im Rampenlicht stehen und Menschen begeistern. Nicht jede Selbstbezogenheit beschreibt daher eine narzisstische Persönlichkeitsstörung. In seiner pathologischen Form ist Narzissmus zerstörerisch und oft menschenverachtend.

Für pathologische Narzissten sind andere Menschen nur wichtig, wenn sie eine Funktion für sie erfüllen. Das gilt auch für die eigenen Kinder. In meiner Arbeit mit verletzten Frauen begegnen mir immer wieder Klientinnen, die unter pathologisch narzisstischen Eltern aufgewachsen sind. Männern billigt man gesellschaftlich eher ein auch überzogenes narzisstisch Verhalten zu, passt es doch gut in das leistungsorientierte Gesellschaftssystem. Der mütterliche Narzissmus dagegen ist ein Tabu. Viele Frauen, die unter narzisstischen Müttern aufgewachsen sind, haben gar keine Worte dafür, was ihnen wiederfahren ist. Immer wieder höre ich von Klientinnen, dass sie oft jahrelang Psychotherapie gemacht haben, aber nie auf dieses Thema gestoßen seien. Auch ich habe als Betroffene erlebt, dass Therapeut*innen das Ausmaß dieses Missbrauches oft gar nicht nachvollziehen können.

Den pathologischen Narzissmus kann man in weiblichen und männlichen Narzissmus unterschieden. Diese Zuordnung beschreibt männlich und weiblich narzisstische Persönlichkeitsanteile und stellt keine Geschlechterzuordnung dar. Männer können demzufolge weiblich narzisstische Anteile zeigen und Frauen männliche, ebenso gibt es Mischformen.  Wir alle haben männliche und weibliche Qualitäten.

Das weibliche Prinzip steht in seiner positiven Ausprägung für Hingabe und Empfänglichkeit. Die weibliche Kraft in der toxischen Übertreibung bedeutet Einengen, Festhalten, Abhängig machen, Verschlingen, Fressen und Zerstören. Das männliche Prinzip beschreibt den aktiven Teil in uns. In seiner negativen Ausprägung, wie wir es beim männlichen Narzissmus finden, führt diese Kraft zur Überbetonung von Leistung und Erfolg. Auch eine narzisstische Mutter kann ausgeprägt männlich narzisstische Verhaltensweisen zeigen, die eher auf Grandiosität, Erfolg und Leistung ausgerichtet ist. Diese Mutter würde etwa für sich selbst eine erfolgreiche Karriere anstreben und dies vor allem auch von ihren Kindern verlangen. Während der männliche Narzissmus von Macht und Erfolg dominiert wird, zeichnet den weiblichen Narzissmus vermeintliche Überfürsorge und Besorgnis aus. Auch die sich für ihre Tochter vermeintlich „aufopfernde Mutter“ wird dem weiblichen Anteil zugeschrieben. Diese Form des oft unerkannten Narzissmus wird auch vulnerabler Narzissmus bezeichnet. Diese Frauen impfen ihren Töchtern Schuldgefühle ein, indem sie immer wieder betonen, was sie alles für ihr Kind aufgegeben haben, wie sehr sie sich doch kümmern würden. Die übertrieben sorgenvolle narzisstische Mutter nutzt die Bedürftigkeit des Kindes indem sie die Tochter bestenfalls Zeit ihres Lebens in der Abhängigkeit hält.

Menschen mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung setzen alles daran nach außen perfekt zu erscheinen, sei es im Hinblick auf die Familie oder die eigene Attraktivität und Schönheit. Deshalb ist für Außenstehende der narzisstische Missbrauch, der ohnehin sehr subtil ausgeübt wird, schwer zu erkennen. Es bestehe zudem die stillschweigende Übereinkunft, dass über diese narzisstische Familiendynamik nicht diskutiert, geschweigen denn etwas nach außen getragen wird, so die Psychotherapeutin  McBride, die den Vergleich zum wunderschönen Apfel findet, der äußerlich perfekt, aber innerlich „verwurmt“ ist.[1]

Zur Aufrechterhaltung des narzisstischen Selbstbildes sind eigene Fehler, vor allem aber auch Fehler der Kinder unbedingt zu vermeiden. Alles muss perfekt sein. Gleichzeitig vermittelt die narzisstische Mutter ihrer Tochter, alles besser zu können, grandios zu sein. Auf vermeintliches Fehlverhalten der Tochter wird mit Liebesentzug oder sogar körperlicher Gewalt reagiert.

Bestrafung durch Liebesentzug

Eine Klientin berichtete: „Ich wurde auch für die kleinsten Vergehen mit tagelangem Schweigen bestraft. Manchmal dauerte es Wochen. Ich wusste nie, woran ich bei meiner Mutter bin. Manchmal ging sie wortlos und ich wusste nicht, ob sie jemals wiederkommt. Irgendwann tat meine Mutter dann wieder so als wenn nichts gewesen wäre.“

Töchter narzisstischer Mütter lernen sehr schnell, ihre eigenen Gefühle zu unterdrücken und richten sich stattdessen nach den Befindlichkeiten der Mutter. Darauf wurden viele Töchter trainiert, um der Mutter keinen Ärger zu bereiten, um ihren Zorn nicht zu entfachen. Feinste Gesten und Veränderungen in der Stimmung der Mutter musste die Tochter interpretieren können. Und diese bitter erlernte Gabe, hat die Tochter sie erst einmal erkannt, kann sie auch für ihre Selbstheilung nutzen. In einem ersten Schritt müssen Betroffene wieder lernen, zu fühlen, ihren eigenen Gefühlen zu vertrauen, ihre Bedürfnisse zu erkennen und zu artikulieren. Da sie gelernt haben, dass die Formulierung eigener Bedürfnisse zu Liebesentzug führen wird, ist das Thema in Beziehungen oft sehr schwierig. Betroffene Frauen verlieren sich in der Beziehung, missachten ihre eigenen Grenzen, Wünsche und Bedürfnisse.

Die Seele erstarrt

Viele fliehen in den Perfektionismus. Bloß nichts falsch machen. Perfektionismus ist die Angst vor der eigenen Fehlerhaftigkeit und der Besorgnis, dass andere dies bemerken könnten. Die Seele erstarrt, hemmt das Leben, führt zur Angst vor Liebesentzug und Ausgrenzung. Perfektionismus beinhaltet ein Streben nach hohen eigenen Standards und ein hohes Maß an Organisiertheit. Die Besorgnis hinter dem Perfektionismus ist der leistungsbezogene Zweifel, eine Fehlersensibilität und eine Bewertungsängstlichkeit. Auch kollektiv kommen wir aus einer narzisstischen Epoche, die das Prinzip Liebe für Leistung fördert.

In unserem neuen Buch „Die Weisheit der weiblichen Wunde“ bekommen u.a. auch vom toxischen Narzissmus betroffene Frauen eine Stimme. Nur jede einzelne selbst kann sich bewusst aus dem Spinnennetz des Narzissmus befreien. Dazu bedarf es im allersten Schritt einer Bewusstheit für das Thema.

Kreativität ist ein Schlüssel zur Befreiung aus dem narzisstischen Erbe

Siehe dazu auch meine Beiträge:

Ulrike Hinrichs 2021

Unser neues Buch Ulrike Hinrichs & Andrea Wandel, Die Weisheit der weiblichen Wunde – Unterstützung aus der holistischen Kreativapotheke

Literatur


[1] McBride, Karyl (2017),  Werde ich jemals genug sein?“ Töchter narzissti

Die innere Heilerin

Herzblut

Die innere Heilerin

Durch das authentische künstlerische Schaffen mobilisieren wir unsere Selbstheilungskräfte. Wir können dieses Leitsystem auch Intuition oder intuitive Führung nennen. Der Mediziner und Psychotherapeut Dr. Hans Hein, der das Vorwort zu meiem Buch geschieben hat, konstatiert, dass der/die innere Heiler/in so etwas wie ein eingebauter Resonanzdetektor sei, der sensibel auf die Wahrnehmung von körperlichen, emotionalen und seelischen Unstimmigkeiten ausgerichtet sei.[1]

„Der physiologische Hintergrund dieser Fähigkeit speist sich aus all den Anteilen in unserem Nervensystem, die mit dem evolutionären und archaischen „Urwissen“ unserer Körperinformation verbunden sind. Die Kunst ist es genau das wahrnehmbar und zugänglich zu machen. Der Zugang gelingt über das Training der Intuition und die Übersetzung der inneren Wahrnehmungen in Bilder von Gestalten, die sehr oft mythischen Charakter haben, also eine Verbindung zum kollektiven Unbewussten herstellen. Mittlerweile gibt es eine wissenschaftliche Betrachtung von zwei Grundformen des Denkens, das schnelle und das langsame. Das schnelle entspricht der intuitiven holografischen Wahrnehmung, das langsame eher der dem logisch sequenziellen. Der innere Heiler ist eine Funktion der unmittelbaren  Wahrnehmung der individuellen Realitäten mit der Chance die verzerrenden und krankmachenden Schwingungsmuster zu identifizieren und zu verändern“, so Hein.[2]

Künstlerische Prozesse können den Weg der Heilung unterstützen.

Wie sieht dein innerer Heiler, deine innerer Ärztin aus? Lass dich überraschen. Das kann ein konkretes Wesen sein, aber auch in abstrakten Bildern können sich diese Energien ausdrücken. Welche Farbe zieht dich an? Welche Form? Fühle intuitiv, ob es sich um einen männliche oder weibliche Energie, einen Arzt oder eine Ärztin, handelt. Hier geht es nicht um Geschlechterzuschreibungen, sondern um die polaren Urkräfte, Tun und Sein. Die männliche Urkraft steht für anderer Impulse als die weibliche.

Diffus, fließend und formlos

Das weibliche Prinzip steht in seiner positiven Ausprägung für Hingabe und Empfänglichkeit. „Tief in uns verborgen leben eine innere Frau, eine Magierin und Feuerhüterin. Sie kümmert sich darum, dass das innere Leuchten, die Urkraft, nie erlischt. Sie ist ganz lebendig, voller Ideen, Mut und grenzenloser Loyalität, angefüllt mit weisen Einsichten und Liebevollen Empfindungen“, beschreibt es Westphalen.[3] Die weibliche Energie ist eher diffus, fließend und formlos. Gleichzeitig ist sie schöpferisch-gestaltend, gebärend, verwandelnd und heilend. Die weibliche Kraft, die etwa in der Medizin der schamanischen Tradition vertreten ist, sieht das größere Ganze, hat einen Meta-Blick.[4]

Impulsiv, spontan und zielgerichtet

Das männliche Prinzip beschreibt das Denken, Handeln und die Aktivität. Die männliche Energie ist impulsiv, spontan, zwanglos, triebhaft, fokussiert und zielgerichtet, kämpferisch, dynamisch, leistungs- und wettbewerbsorientiert. Die männliche Urkraft finden wir auch in der klassischen Medizin vertreten, die bis in die kleinsten Details hinein untersucht und forscht. Positiv gelebte männliche Kraft führt zu Mut, Entschlossenheit, Klarheit, Akzeptanz und größtmöglicher Freiheit.

Welche Botschaft hat deine innere Heilerin für dich?


Ulrike Hinrichs

„Krankheit als Bild“ bald überall im Buchhandel

[1] Hein, Hans in Hinrichs (2019, S.74). Kunst als Sprache der Intuition. Der holografische Ansatz in der Kunsttherapie und kunstanalogen Transformationsprozessen.

[2] Ulrike (2019, S. 74). Kunst als Sprache der Intuition. Der holografische Ansatz in der Kunsttherapie und kunstanalogen Transformationsprozessen.

[3] Westphalen, Jutta (2016, S. 659). Die Urkraft der Weiblichkeit oder weshalb Frauen die besseren Lebenskünstler sind“

[4] Croissier, Getrude R. (2006), Psychotherapie im Raum der Göttin. Weibliches Bewusstsein und Heilung.

Fibromyalgie – Krankheit als Bild

Wenn deine Krankheit eine Landschaft wäre, wie sähe die aus?

Fibromyalgie

Die 57-jährige Klientin   leidet seit vielen Jahren unter Fibromyalgie, eine chronische Schmerzerkrankung, die sich durch Schmerzen in verschiedenen Körperregionen äußert. Die Schmerzen können auf der Haut, in den Muskeln und Gelenken spürbar sein. Andere typische Beschwerden sind Schlafstörungen, Erschöpfung und Konzentrationsprobleme.

In unserer Gruppe „Krankheit als Bild“ arbeiten wir mit der Kunst als Ausdrucksform. Die Kunst dient uns als Übersetzungshilfe für unbewusste Problemthemen. Symbole können diese Themen auf einer metaphorischen Ebene verdichten und auf den Punkt bringen.  

Wenn dein Schmerz, dein Symptome, deine Erkrankung eine Landschaft wäre, wie würde diese aussehen? So lautete der Auftrag für ein Bild. Durch solche metaphorischen Verwandlungen von Körpersymptomen wechseln wir vom rational analytischen Denken zum intuitiven Fühlen. Wir schöpfen aus der Quelle des Unbewussten.

www.krankheit-als-bild.de

Die Klientin malte einen Vulkanausbruch, vor dem sich talabwärts eine friedlich wirkende Weidelandschaft ausbreitet. Sie berichtete, dass sie ursprünglich eine Berglandschaft habe malen wolle. Im Malprozess sei sie ganz hibbelig geworden. Voller Energie. Aus den Bergen wollten Vulkane werden, die ihre Lava ins Tal ergießen.

Neben ganz individuellen Assoziationen der Klientin und der Gruppenteilnehmer*innen helfen bei der Kunst als Sprache der Intuition auch kollektive Deutungen von Symbolen. C.G. Jung hat sie als Archetypen beschrieben. Auch die Landschaft selbst zeigt ihre Potentiale im Kontext der Erkrankung. Bei einem Vulkan brodelt es lange Zeit unter der Oberfläche, bis sich plötzlich und unerwartet die heiße Lava in Feuerfontänen erbricht. Wie aus einem Drachenschlund speit der aktive Vulkan Feuer. „Das Feuer entzündet bei Sonnenhitze die Natur, brennt lichterloh und mit züngelnden Flammen, glüht und schwelt es unterirdisch, bricht mit einem Mal aus und verwandelt sich in ein rasendes Inferno. Alles Lebende wird auf irgendeine Art von Feuer befruchtet, temperiert, zur Reife gebracht oder vernichtet“, beschreibt es Ami Ronneberg (Das Buch der Symbole. Betrachtungen zu archetypischen Bildern, S. 82)

Im übertragenen Sinne kann die Symbolik des Vulkans und des Feuers beuteten, dass etwas nach draußen will, was unter der Oberfläche gefangen ist. Lebensfeuer?! Leidenschaft!? Lebenskraft? Wünsche, Ideen werden möglicherweise unter dem Deckel gehalten. Gefühle werden kontrolliert. Es gibt viel unterdrückte Wut. Der Ärger wird festgehalten.

Auch Symptome zeigen eine symbolische Bedeutung. Der Mediziner und Arzt Ruediger Dahlke ist auf diesem Gebiet ein Vorreiter. In seinem Buch „Krankheit als Symbol“ beschreibt er zu  einzelnen Symptomen die jeweilige Deutungsebene und zeigt Wege zur Einlösung der unbewussten Themen auf. Zur Fibromyalgie schreibt er auszugsweise: große Angst vor Veränderungen, enorme Vorsicht und Rücksicht (auf sich selbst), lieber am Gewohnten festhalten, als Ausbruchsversuche wagen, die Umsetzung innerer Impulse in äußere Aktivitäten funktioniert nicht gut oder nur unter Schmerzen.

„Die Krankheit hält mich vom Leben ab“, so die Klientin, „aber vielleicht bedeutet der Vulkan tatsächlich auch noch etwas anderes. Ich kann nämlich seit Jahren nicht  mehr über meine Situation weinen. Es kann mir noch so schlecht gehen, Tränen kommen nicht. Vielleicht bräuchte ich mal so einen Vulkanausbruch.“

Einige Impulsfragen könnten lauten:

  • Wofür brennst du wirklich?
  • Wo willst du ausbrechen?
  • Wofür brauchst du deine Kraft wirklich?
  • Wo brennt es unter der Oberfläche, in der Seele?
  • Wo unterdrückst du Lebensenergie, Leidenschaft?
  • Welche Wünsche und Ideen wollen verwirklicht werden?
  • Wo steckt der Schmerz fest?
  • Wir kannst du deine inneren Kräfte mobilisieren?
  • Was macht dir Druck? Was unterdrückst du?
  • Wer oder was ärgert dich?
  • Wie steht es um deine Wut, darf sie ein Ventil bekommen?
  • Was will befruchtet was will vernichtet werden?
  • Was will zu Leben erwachen?
  • Wer oder was darf und muss aus deinem Leben gehen?
  • Wovon brauchst du mehr oder weniger?
  • Was nährt dich? Was gibt dir Kraft?
  • Wann bist du in deiner Kraft, Lebensenergie?
  • Wie steht es um deine Balance zwischen TUN und SEIN?

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Magie to go

In der Gruppe haben wir zu unserer Bildern noch ein kleines Experiment gewagt. Die Teilnehmer*innen haben sich zu ihrer Erkrankung eine Frage aufgeschrieben, die den anderen vorborgen blieb. Bei der Bildbetrachtung durch die Gruppe lautete der Auftrag. „Wie ist die Antwort auf die unbekannte Frage?“ Ein Auftrag, der unseren Verstand durcheinander bringt. Denn wie soll man eine Frage beantworten, die man nicht kennt? Die Antwort liegt im Bild. Wir können die Antworten intuitiv wahrnehmen.

„Wozu willst du mich bringen“, lautete die geheime Frage der Klientin, die die Gruppe erst nach den folgenden Antworten der anderen Kursteilnehmer*innen erfuhr: 

  • Lass es raus
  • Mach es so wie DU es möchtest
  • Lebe wieder

Die Klientin war überrascht, wie passgenau die Antworten zutrafen. So funktioniert die Kunst als Sprache der Intuition. Es ist immer wieder Magie für mich.

Ulrike Hinrichs

Überall im Buchhandel

Multiple Sklerose – Krankheit als Bild

Wenn dein Symptom ein Tier wäre, welches wäre es? Die Ameise für Multiple Sklerose

Die 30-jährige Klientin bekam vor einem halben Jahr die Diagnose Multiple Sklerose, eine chronisch-entzündliche Autoimmunerkrankung des zentralen Nervensystems. Körpereigene Zellen greifen die Myelinscheiden von Nervenzellen im Gehirn und im Rückenmark an.

In unserer Gruppe Krankheit als Bild arbeiten wir  mit der Kunst als Ausdrucksform. Die Kunst dient uns als Übersetzungshilfe für unbewusste Problemthemen. Symbole können diese Themen auf einer metaphorischen Ebene verdichten und auf den Punkt bringen. Gern arbeite ich mit Tiersymbolen.

Wenn dein Symptom ein Tier wäre, welches wäre es? Das für die Erkrankung typische und sehr unangenehme Kribbeln assoziierte die junge Frau mit einer Ameise.

Für die Bedeutungen der Tiersymbolik können wir auf die Lebensweise der Tiere blicken, ebenso wie auf kollektive Deutungen aus Mythen und Geschichten. Bei  Tieren liefern auch Krafttiere aus dem Schamanismus hilfreiche Impulse.

www.krankheit-als-bild.de

Eine schwere Last tragen

Ameisen zählen zu den stärksten Lebewesen überhaupt. Sie können bis zum Vierzigfachen ihres eigenen Gewichts tragen. Einige Ameisen in Afrika können einen ganzen Wald leer räumen, wenn die Nahrung knapp ist. Ihre Bauten sind architektonische Meisterwerke. Ihre Staaten perfekt organisiert. Die Botschaft der Ameise ist daher die Strategie der Geduld. Auch steht sie für Gemeinschaft und eine natürliche Ordnung. Gleichzeitig kann die Ameise auch darauf hindeuten, eine schwere Last zu tragen, zu perfektionistisch zu sein oder zu sehr zu planen.

Ameisengift als Ausdruck von Wut und Zorn

Das Ameisengift und sein Brennen ist das Gegengift zum inneren Brennen, verursacht durch unterdrückte Wut und Zorn. Die Ameise spiegelt die Wutkraft, die man gegen sich selbst richtet, statt sie auszuleben. Wenn du anderen Menschen Macht über dich gibst, dich klein machst, dich unwichtig glaubst, dann unterdrückst du deine eigene feurige Kraft.  Die Ameise zeigt dir den Weg, dir diese Kraft zurückzuerobern, so die Krafttierbotschaft. Vielleicht sagt sie dir auch, dass du dich zu sehr um die Angelegenheiten anderer Menschen kümmerst, statt um dich selbst. Die Ameise wird dich so lange stören und nerven, bis du deinen Platz gefunden hast. Sie kann auch darauf hinweisen, dass du zu viel Verantwortung tragen musst. (Krafttierdeutung aus: Jeanne Ruland, Krafttiere begleiten dein Leben)

Auch Symptome zeigen eine symbolische Bedeutung. Der Mediziner und Arzt Ruediger Dahlke ist auf diesem Gebiet ein Vorreiter. In seinem Buch „Krankheit als Symbol“ beschreibt er von A-Z zu einzelnen Symptomen die jeweilige Deutungsebene und zeigt Wege zur Einlösung der unbewussten Themen auf. Zur Multiple Sklerose weist Dahlke vor allem auf eine hohe Eigendisziplin, Unterdrückung von Impulsen und zu viel Kontrolle hin. Sich selbst mit größter Härte zurücknehmen, Abkehr von den eigenen Stärken und Möglichkeiten, sind weitere wichtige Stichpunkte. Sich selbst bremsen und lähmen, einen Weg gehen, der nicht der eigene ist, sich nach den Bedürfnissen und Wünschen anderer richten, können ebenso von Bedeutung sein.

Einige Fragen können lauten:

  • Bist du oft hart zu dir selbst?
  • Gehst du deinen eigenen Weg?
  • Kümmerst du dich viel um andere Menschen?
  • Nimmst du deine unbändige Wut wahr?
  • Was unterdrückst du?
  • Was lähmt dich?
  • Kontrollierst du, planst du viel im Voraus?
  • Welche Kraft unterdrückst du in dir?
  • Was will zu Leben erwachen?
  • Was willst Du vom Leben?
  • Welchen Platz möchtest du einnehmen?
  • Nimmst du dir genug Raum?
  • Wo und mit wem bist du gern in Gemeinschaft, wo ist es zu viel?
  • Trägst du zu viel Verantwortung?
  • Wer unterstützt dich?
  • Bist du geduldig?
  • Machst du dich klein?
  • Fühlst du dich unbedeutend?

Ulrike Hinrichs

Überall im Buchhandel

Die weibliche Urkraft

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Ich sehe in dir den goldenen Buddha

Die weibliche Urkraft

Wir alle leben zwischen den Polen der weiblichen und männlichen Kraft. Die Begrifflichkeiten haben nichts mit der Geschlechterzuordnung  zu tun. Beide Pole leben in jedem Menschen, schon C.G. Jung hat die Archetypen der Anima, als Urbild der Frau im Mann und des Animus als Urbild des Mannes in der Frau beschrieben. Das weibliche Prinzip steht für Hingabe und Empfänglichkeit. Die Energie ist eher diffus, fließend und formlos. Gleichzeitig ist sie schöpferisch-gestaltend, gebärend, verwandelnd und heilend. Das männliche Prinzip beschreibt das Denken, Handeln und die Aktivität. Die männliche Energie gibt Inspiration. Sie ist fokussiert und zielgerichtet, kämpferisch, dynamisch, leistungs- und wettbewerbsorientiert. Die männliche Energie schützt und hält die weibliche Energie. Beide Kräfte sind gleichwertig, die männliche Energie ist allerdings in unserer westlichen Kultur durch die materialistisch-mechanistische Weltsicht überbetont worden. Wettbewerb, Leistung und wissenschaftliche Fakten stehen im Fokus der Gesellschaft. Das Weltbild bzw. die Werte der Gesellschaft sind allerdings im Wandel. Sinnsuche, Respekt vor der Natur und ihren Geschöpfen sowie eine nährende Gemeinschaft treten mehr und mehr in den Vordergrund.

Das bewusste Zurückkehren zur weiblichen Energie wird durch eine Veränderung des Fokus erreicht, indem wir die Aufmerksamkeit nach innen richten. „Empfangen, Weiten, Austragen und Hergeben – dies ist das Mysterium des Großen Weiblichen, das Grundmuster der weiblichen Schöpfungskraft“, beschreibt es Croissier.[1]  Umhüllen, Bergen, Halten, Bewahren, Nähren und Schützen sind Stärken der weiblichen Urkraft, in ihrer übertriebenen Ausprägung gehören zum Großen Weiblichen: „Einengen, Festhalten, Abhängigmachen, Verschlingen, Fressen, Töten (…).“[2]

Zur Wiedererweckung der weiblichen Urkraft geht es darum, sich dieser Kraft bewusst zu werden und sie ins Leben zu integrieren.

Fragen dazu können lauten:

Was steht für die weibliche Urkraft, die große Mutter?

Wie sieht es mit meiner weiblichen Kraft aus?

Wo umhülle ich jemanden oder etwas, halte und nähre?

Wo enge ich ein?

Wo halte ich fest, obwohl ich loslassen müsste?

Wo verschlinge ich jemanden oder etwas?

Von wem oder was bin ich abhängig?

Wen oder was mache ich von mir abhängig?

Wo kann ich einfach nur sein?

Was tut mir gut, um nichts zu tun?

Was hält mich davon ab, nichts zu tun?

Mit wem oder was fühle ich mich tief verbunden, wäre ich gern verbunden?

Anschließend können Sie ihre weibliche Kraft künstlerisch umsetzen.

Wie sieht sie aus, die weibliche Kraft? Was Ihnen fällt auf? Welche Farben hat sie? Was gefällt Ihnen, was nicht ….?

© Ulrike Hinrichs

Ähnliche Themen:

Literatur

[1] Getrude R. Croissier (2006, S. 28), Psychotherapie im Raum der Göttin. Weibliches Bewusstsein und Heilung. Schalksmühle: fabrica libri

[2] Getrude R. Croissier (2006, S. 155)

Meerzeit

„Es gibt hier wenig zu tun und von einem gewissen Punkt an noch weniger zu denken. Ich hätte nie geglaubt, dass ich mich je in einem solchen Zustand befinden könnte, so erschöpft, dass ich mich fühle wie nach einem Aderlass, bei dem ich kein Blut, sondern meine Gedanken verloren habe. Langeweile – ich dachte eigentlich immer, ich wüsste eine Zeit permanenter Leere zu schätzen und mit Leichtigkeit auszufüllen. Aber ich musste feststellen, dass es uns nicht gegeben ist, Zeit in solch dicken, leeren Brocken zu füllen: Wir sprechen davon, die Zeit zu verwalten, aber eigentlich ist es andersherum – unser Leben ist so sehr mit Geschäftigkeit angefüllt, weil wir nur diese dünnen Zeitspalten wirklich bewältigen können“, schreibt Hanya Yanagihara in ihrem Roman „Das Volk der Bäume“.

Langeweile kann befruchten oder tödlich sein. In unserer leistungsorientierten Gesellschaft ist sie verpönt. Selbst die Freizeit muss aktiv gestaltet werden. Pausen und Entspannungsphasen schaffen aber gedeihliche Bedingungen für intuitive Erkenntnisse und Geistesblitze. Während es im Außen ruhig wird, die Zeit stehenzubleiben scheint, sortiert das Gehirn im Inneren das Chaos, verwebt Informationen zu neuen Ideen.

Insbesondere „echte“ Langeweile hilft. Einfach NICHTS tun. Löcher in die Luft starren. Das wird von vielen als sehr unangenehm empfunden. Ist Langeweile gesund oder langweilt man sich eher zu Tode, wie der Volksmund sagt. Studien haben gezeigt, dass es die Langeweile gar nicht gibt, sondern eher unterschiedliche Formen, je nachdem wie die Gelangweilten sie empfinden. Hinzu kommt bei der Beurteilung der erlebten Langeweile der individuelle Erregungszustand, der von sehr entspannt bis apathisch-depressiv reichen kann (Gehirn&Geist (6/2020), Kann uns Langeweile krank machen, unter der Rubrik „Gute Frage“ S. 71).

Die Forscher konstatieren verschiedene Formen der Langeweile. Die so genannte indifferente Langeweile bezeichnet einen positiven und entspannten Zustand der Routine oder auch Unterforderung. Schwerer wiegt die kalibrierende Langeweile, bei der die innere Unzufriedenheit und damit auch der Erregungszustand zunehmen und man nach neuen Anregungen sucht. Bei der sich anschließenden suchenden Langeweile wird der Wunsch nach neuen Impulsen stärker, die Gelangweilte sucht konkret nach neuen Aufgaben.  Bleibt die Veränderungswunsch erfolglos, steigern sich die innere Unzufriedenheit, der Ärger und die Ruhelosigkeit zu einer reaktanten Langeweile. Den inneren Super- Gau bildet allerdings die apathische Langeweile, die einer Depression ähnelt. Die Gelangweilte erlebt sich handlungs- und bewegungsunfähig.

Einfach NICHTS tun

Wir alle haben schon unterschiedliche Garde der Langeweile erlebt. Die Stufenbeschreibung der Langeweile je nach innerem Erregungszustand zeigt aber auch die positive Kraft der Langeweile. Wir alle kennen diese innere angespannte Unruhe und den kribbelnden Wunsch nach Veränderung, der in einer Situation entsteht, in der wir uns langeweilen. Die Zeit dehnt sich aus, fließt extrem zäh und unendlich langsam. Wenn wir aber diese Langeweile annehmen und auch aushalten, explodieren unbemerkt im Gehirn kreative Feuerwerke, die mit einer plötzlichen Idee, einem inneren Impuls in die Realität gespuckt werden.

Das große Nichts ist die Quelle der Kreativität

In der Langeweile, dem Dazwischen, zwischen zu viel Denken, Planen und Kontrollieren, zwischen Alltagsroutine und Freizeitstress kann etwas Unerwartetes passieren. Wir kommen in Kontakt mit dem Nichts. Alte Ideen und Wünsche werden wieder wach, fast vergessene Sehnsüchte steigen auf, verworfene Projekte wollen wiederentdeckt werden.

Also, nutze die Kraft der Langeweile! Es ist die Meerzeit, in der die Zeit fließend stehenbleibt.

Ulrike Hinrichs 2021

Portraits from heaven

Portrait from heaven

Das Universum schafft künstlerisch. Um mit ihm zu kommunizieren müssen wir kreativ sein.

Ulrike Hinrichs

Während meine Eltern in den 1970er mit Religion nichts am Hut hatten, ging ich mit meiner Großmutter in der Diaspora in Hamburg  oft in die Kirche. Sie stammte aus Aachen und war erzkatholisch. Ich lernte von ihr all die Mythen und Geschichten um Jesus von Nazareth. Es gab viele Gebete, die ich in der Kirche mitsprechen konnte. Ich lernte das Glaubensbekenntnis, in dem mich ein Satz über Jesus Christus besonders beeindruckte: „hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel …“

Wie sollte das gehen? Ein Toter fährt in den Himmel wie mit einem Fahrstuhl? Ich war verwirrt, fragte mich, wo all die seit Jahrhunderten Verstorbenen Platz finden sollten. Der Himmel müsste maßlos überfüllt sein, sinnierte ich in meiner kindlichen Naivität. Je älter ich wurde, desto mehr zweifelte ich an all den Regeln und Vorschriften, die mich die katholische Kirche lehrte. Leider brachte mich das ganze System Kirche ganz weg von spirituellen Gedanken. Ich glaubte fest an das, was mir in der Schule, unserer Gesellschaft, beigebracht wurde: Die Welt, sogar der Mensch, funktionieren wie eine Maschine. Bewusstsein wird vom Gehirn produziert. Der Stärkere setzt sich durch. Die ganze evolutionäre Entwicklung ist mit „Zufällen“ zu erklären. Und so weiter und so fort.

Es sollte Jahrzehnte dauern, bis ich mich wieder für spirituelle Themen öffnen konnte. Paradoxerweise war es die Wissenschaft, die mich an neue Impulse und Perspektiven führte. Immer öfter begegnete mir die Verbindung zwischen Wissenschaft und Spiritualität. In verschiedenen wissenschaftlichen Fachgebieten breitete sich die Idee einer holistischen Weltsicht jenseits der materialistischen Perspektive immer mehr aus (ausführlich dazu in meinem Buch Kunst als Sprache der Intuition). Wir sind alle miteinander verbunden. Wir sind Teil des Ganzen und spiegeln gleichzeitig das Ganze. Wir können über große Distanzen hinweg, ohne körperliche Anwesenheit, miteinander in Kontakt sein. Die Welt ist ein lebender Organismus, der wiederum Teil eines lebendigen Universums ist.

Was mich besonders faszinierte waren die neuen Idee der Quantenphysik, wonach es mehr als die drei uns bekannten Dimensionen gibt. Albert Einstein brachte bereits die vierte Dimension (Raum-Zeit) mit ins Spiel. Mittlerweile gibt es Wissenschaftler, die von teils bis zu zwölf Dimensionen (zum Beispiel der Physiker Burkhard Heim) ausgehen. Und es entwickelte sich die Annahme, dass unser Bewusstsein eine Dimension des Universums darstellt. Das würde bedeuten, dass das individuelle Bewusstsein als Teil eines größeren universellen Bewusstseins, vergleichbar mit einer Welle im Ozean, zur Entwicklung des gesamten Bewusstseinsfeldes beiträgt. So wie es elektromagnetische Felder oder Gravitationsfelder gibt, bestehen Bewusstseinsfelder, die Bestandteil der universellen Prinzipien sind. Das ganze Universum entwickelt sich durch unser Bewusstsein weiter. Und wenn wir auf die gesamte Menschheitsgeschichte blicken, dann sehen wir tatsächlich eine beeindruckende evolutionäre Entwicklung, einen gigantischen  Zuwachs an Wissen bis hin zu einer globalen Vernetzung der Menschheit durch die heute mögliche virtuelle Verbindung im Internet.

Die Wissenschaft entwickelt sich mit der Menschheit weiter, bringt neue Erkenntnisse und Perspektiven. Sie schafft gleichzeitig immer nur eine Momentaufnahme auf die gerade aktuelle Zeit. Oder um es mit dem Mediziner und Coach Dr. Hans Hein zu sagen, der das Vorwort zu meinem Buch „Kunst als Sprache der Intuition“ geschrieben hat:

Wissenschaft ist der gegenwärtige Stand des Irrtums

Hans Hein

Wenn wir uns also auf die Idee einlassen, dass Bewusstsein ein Teil des gesamten Universums ist, dann müsste das Bewusstsein eines Menschen nach dem Tod erhalten bleiben. Wie eine Welle im großen Meer verschwindet, könnte auch das individuelle Bewusstsein ins Bewusstseinsfeld eintauchen. Davon gehen im Übrigen alle Religionen und spirituellen Lehren aus.

Eine Frage bleibt offen, nämlich ob dieses „individuelle Bewusstsein“ dann noch „wiederzufinden“ ist im großen Ganzen. Oder um es mit anderen Worten auszudrücken: können wir Lebenden mit diesen Bewusstseinsrückständen in Kontakt kommen? Denn alles ist Energie, alles ist verbunden. Schamanen, Medien, spirituelle Lehrer gehen ganz selbstverständlich in Kontakt mit ihren Ahnen.

Meine Neugierde zu dieser Frage spülte mich ins Arthur Findlay College, das ich erstmals 2008 besuchte. Es ist weltweit das einzige College, das sich ausschließlich der spirituellen Philosophie widmet. Als ich mich mit dem Taxi vom Flughafen London Standsted dem Anwesen näherte, überwältigte mich das  „Harry-Potter-Schloss“, das sich aus dem Grün der englischen Landschaft emporhob.

Arthur Findlay College im grauen November, London

Hochkarätige Medien aus ganz England lehren hier den Kontakt zur „spirituellen Welt“. Menschen aus allen Teilen der Erde, Australien, Asien, USA, Europa, Afrika, finden sich im College zusammen. Damit hatte ich wirklich nicht gerechnet. Ich war überwältigt. Zehn Jahre später besuchte ich in diesem  spirituellen Wunderland einen Kurs bei Alan Stuttle, der den Kontakt zur „spirituellen Welt“ über den künstlerischen Ausdruck herstellt. Und vor kurzem absolvierte ich nun einen online Kurs des Arthur Findlay Colloge „Portraits from Heaven“ bei Lynn Cottrell, die ebenfalls mit der Kunst arbeitet. Mich beeindruckt immer wieder, wie einfach und spielerisch eine Verbindung zum Bewusstseinsfeld über den künstlerischen Ausdruck funktioniert. Die Kunst ist die Sprache des Universums. Das Universum schafft künstlerisch.

Soul to soul painting

Lynn Cottrell erklärte uns über den Kontakt mittels Kunst zum Bewusstseinsfeld etwas sehr wertvolles. Aus ihrer Sicht gibt es zwei Formen des Zugangs. Wir können den Kontakt intuitiv von Herz zu Herz etwa über den künstlerischen Ausdruck herstellen. Lynn nennt es Soul-to-soul painting. Wir fühlen uns in den anderen ein, bekommen dadurch Zugang zu der Welt und den Themen des anderen. Im Kunstwerk drücken sich die oft noch unbewussten Anliegen in Symbolen und Bildern aus. Ich erkannte in dieser Beschreibung meine Arbeit in der Kunsttherapie. Ich nenne es „Kunst als Sprache der Intuition“. Die Kunst dient uns als Übersetzungshilfe für Informationen aus dem Feld.

Spirit world

Lynn berichtete sodann über den zweiten Zugangskanal zu Feldinformationen. Als Medium nehme sie direkt mit der „spirituellen Welt“ Kontakt auf und ließe sich von den „Guides“ in der geistigen Welt führen. Sie sagen und zeigen ihr, was gesehen werden will.

Ich habe mich auf diese Idee eingelassen, auch wenn ich einen solchen Kontakt nicht glaubte herstellen zu können. Ich experimentiere gern und lasse mich überraschen, was sich mir zeigt, wenn ich alle Vorgaben und Einschränkungen beiseitelege.

Während einer Übung entstand das hier abgebildete Portrait einer alten Schamanin, die mir kürzlich schon einmal in einem anderen Kontext bei einer schamanischen Ahnenmediation begegnet ist. Ich war beeindruckt, berührt und verwundert. Für mich fühlt sie sich wie eine Seelenführerin an.  

Ich traute mir im Laufe der Übungen nun immer mehr zu, auch für mein Gegenüber „Portraits from Heaven“ zu malen und die mir gebotenen Informationen preiszugeben. Eine wichtige Lernerfahrung war für mich, dass ich mutig genug sein musste, wirklich all das auszusprechen, was sich mir zeigte, auch wenn ich Sorge hatte, ob mein Gegenüber damit irgendetwas anfangen kann. Es war für mich magisch zu erleben, wie viel der von mir erlangten Informationen, von Nationalsozialismus über Autounfall bis Banalitäten wie Lakoste-Hemd, bei meinen Übungs-Klient*innen passte.

Ich möchte jedem, der sich für diese Weltsicht öffnen kann, den Zugang über die Kunst nahelegen. Wenn ich von Kunst spreche, dann geht es um den authentischen Ausdruck, jenseits irgendwelcher Bewertungen. Die Kunst ist eine Form des wilden assoziativen Denkens. Sie dient als Übersetzungshilfe für Informationen aus dem Bewusstseinsfeld.

Ulrike Hinrichs ist intermediale Kunsttherapeutin (Master of Expressive Arts), Heilpraktikerin für Psychotherapie, Mediatorin, kreativer Coach, NLP Master, Ausbilderin für Kreative Therapien und Autorin. Sie versteht und nutzt den künstlerischen Ausdruck als eine integrative und allverständliche Sprache der Intuition. In ihrer Heimat Hamburg initiiert sie künstlerisch-kulturelle Integrationsprojekte mit Bürger*innen aus dem Stadtteil, um die Kunst auch als kollektive Ausdrucksform für gesellschaftsrelevante Themen zu nutzen. http://www.lösungskunst.com

Ulrike Hinrichs ist Autorin des Fachbuchs

Ulrike Hinrichs

Kunst als Sprache der Intuition. Der holografische Ansatz in der Kunsttherapie und kunstanalogen Transformationsprozessen.

Synergia Verlag, 224 Seiten mit 40 farb. Abbildungen, ISBN: 9783906873824 22,90 €

Blutdruckschwankungen – Krankheit als Bild

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Kunst als Sehhilfe

Wir geraten aus der Balance, sind im Stress oder psychisch stark beeinträchtigt. Solche Störungen können im Körper einen Ausdruck finden, wenn sie im sprachlosen Raum gefangen sind.  Wir können die Kunst nutzen, um unseren Körper besser zu verstehen. Der künstlerische Ausdruck macht nicht nur die Beeinträchtigungen und Schmerzen metaphorisch sichtbar, sondern kann vor allem auch die Ressourcen in schweren Themen aufzeigen. Die Kunst hilft uns bei der Befreiung aus dem Gefängnis. Die Kunst als authentischer Ausdruck bringt Inneres nach außen und manifestiert es in einem Werk. Die intuitive Seite in uns denkt in bildhaft metaphorischen Assoziationsnetzen, die wir durch künstlerische Prozesse wecken. Assoziationen und innere Bilder sind eher wie Träume, die man erst einmal verstehen muss. Der künstlerische Ausdruck dient der Intuition dabei als eine Sehhilfe. Wir können uns fragen: welche Assoziation kommen mir in den Sinn? Welche kollektive Deutung enthält für mich eine wichtige Information? Und welche Rückmeldung von anderen berührt mich, so dass ich zu der Erkenntnis gelange, all das betrifft tatsächlich auch mein Thema, mein Anliegen. Das sind Fragen, die die analytische und reflektierende Seite in uns zur Überprüfung stellen kann. Ich möchte das anhand eines Beispielsfall illustrieren.

www.krankheit-als-bild.de

Diagnose Herz- Kreislauf, Blutdruckschwankungen

Die 59-jährige Klientin berichtete von Blutdruckschwankungen. Manchmal schlage der Blutdruck plötzlich und ohne ersichtlichen Grund vor allem nach oben aus. Sie fühle sich erschöpft und müde. Oft habe sie vor allem am Morgen Kopfschmerzen. Das beunruhige sie sehr. Eine organische Ursache sei nicht gefunden worden.

Siehe zum Thema Herz-Kreislauf auch Bluthochdruck – Krankheit als Bild

Auf die Frage welches Tier ihr in den Sinn käme, das für ihre Symptome stehen könnte, sagte sie spontan: Der Grashüpfer.

Das Herz macht Luftsprünge

„Der Grashüpfer  kann urplötzlich und für seine Größe extrem hoch springen. Von der absoluten Ruhe in der satten Wiese kann er unmittelbar umschalten und hochspringen. Gleichzeitig kann er stundenlang zirpen. Ich mag das Geräusch, es hat etwas Meditatives“, so die Klientin. „Auf dem Bild wirkt der Grashüpfer sehr verliebt, so als ob er mit gesenktem Kopf und „Hundeblick“ jemanden anhimmelt. Oder er flirtet mit dem Leben, genießt den Moment, das Grün um ihn herum?“

In einem ersten Schritt können wir über die Bildbetrachtung auf Überraschendes und Neues schauen. Was kommt uns in den Sinn, wenn wir auf das Bild blicken? Über dieses freie Assoziieren schalten wir auf das „wilde Denken“, wie es die Ethnologin Kessler nennt. Der Nobelpreisträger Daniel Kahnemann spricht vom „schnellen Denken“.

Für die symbolische Deutung können wir uns die Lebensweise des Tieres anschauen und auch in mythologische oder schamanische Betrachtungen von Tieren eintauchen. Diese Informationen können wertvolle Anhaltspunkte liefern und neue Perspektiven schaffen.

Der  Grashüpfer gibt zur Anlockung von Partnertieren sowie zur Abgrenzung seines Territoriums zirpende Laute von sich. Die Klientin hatte auch den meditativen Ton erwähnt, den sie sehr möge. Beziehung, Grenzen setzen, hatte auch für die Klientin eine wesentliche Bedeutung.

In der Symbolik erinnert uns das beruhigende Zirpen des Grashüpfers daran, einen harmonischen Grundton im Leben anzuschlagen. Ist unsere Lebensmelodie gereizt, angespannt, harmonisch? Der Grashüpfer ruft dazu auf, nervenzerrendes Verhalten zu unterlassen, stattdessen Ruhe und Erholung ins Leben zu holen. Als Krafttier symbolisiert er auch Leichtigkeit, Erneuerung, Selbstentfaltung, Mut und Kreativität. Seine plötzlichen Höhensprünge weisen auf große Umbrüche hin. Das Leben muss in einem radikalen Ausmaß verändert werden, um in die volle Lebenskraft zu kommen, so die Grashüpfer-Botschaft. Das erfordert einen großen Schritt ins Unbekannte. Auch in Bezug auf diese kollektive Deutung fühlte sich die Klientin angesprochen.

Durch ihr Kunstwerk sei sie mehr auch an ihre Kraftquellen gekommen, das Leben genießen, „im Gras herumspringen“. Das Herz mache Luftsprünge.

Ulrike Hinrichs – Kunst als Sprache der Intuition – Der holografische Ansatz in der Kunsttherapie und kunstanalogen Transformationsprozessen Synergia-Verlag, ISBN 9783906873824 

„Ich denk an mich“

Wie oft hast du schon zu deinen Kindern, Partner*in, Freund*innen gesagt: „Ich denk an dich“?

Es spiegelt die Liebe, das Vermissen, die Sehnsucht, die wir für den anderen empfinden. Es gibt viele verschiedene Postkartenmotive, sogar ganze Postkartenbücher, Bilder, Sprüche und unzählige Songtexte unter dieser Überschrift.

Aber was ist eigentlich mit dir? Wie oft hast du das zu dir gesagt?

„Ich denk an mich!“

Wie sieht deine Postkarte an dich selbst aus?

Wenn der Körper sich abschaltet – Guillain-Barré Syndrom

Mein Buch erscheint im Winter 2023

Infos >>

Durch Dissoziation der unerträglichen Welt entfliehen

Medusa ist eine der drei Gorgonen – Gespenster mit Schlangenhaaren –  aus der griechischen Mythologie. Nach der Sage heißt es, dass jeder der in ihre Augen blickt augenblicklich in Stein verwandelt wird. Das mit seinen weißen Augenhöhlen maskenhaft wirkende Gesicht der Medusa zieht mich in seinen Bann. Ein Schlangenkörper mit gespaltener Zunge auf der Stirn des Ungeheuers, lenkt die Aufmerksamkeit auf die nicht vorhandenen Augen. Die Zungenspitzen des Reptils zeichnen auf den leeren Augenhöhlen die Pupillen nach. Der  Blick des Ungeheuers wirkt daher fokussiert, fast laserhaft, als könne er einen mit einem feinen Lichtstrahl durchbohren, töten.  Noch heute, Jahrzehnte später, beeindruckt und erschreckt mich das Bild, das ich 1981 zeichnete. Gleichzeitig bin ich fasziniert von der intuitiven Sprache des künstlerischen Ausdrucks.

MEDUSA: Ulrike Hinrichs 1981 (16 Jahre). Das Bild entstand nach meiner Erkrankung Guillain-Barré Syndrom

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Im Jahre 1979, mit 14 Jahren, erkrankte ich an einer „aufsteigenden Polyneuropathie mit Hirnnervenbeteiligung“ (Akute Polyneuroradikulitis (Guillain-Barré-Syndrom), eine schwere Autoimmunerkrankung. Folgen dieser Erkrankung sind entzündete Nervenwurzeln im Rückenmark, durch die die Nervenfasern beschädigt werden. Dies führt zu Lähmungen der Muskulatur. Es begann wie aus dem Nichts völlig plötzlich und unerwartet  mit einem Kribbeln in den Füßen. Nachdem ich zusammengebrochen war, weil meine Beine mich nicht mehr tragen konnten, breiteten sich die Lähmungen über die Beine, den Rumpf und die Arme bis zum Kopf innerhalb nur weniger Tage aus.

Die Krankheit verwandelte mich in einen lebenden Stein

Ich war körperlich komplett gelähmt. Ich konnte nicht mehr sprechen, nur noch lallen. Aufgrund von Augenmuskellähmungen habe ich alles um mich herum in Doppelbilder gesehen. Ich konnte nicht mehr selbständig Nahrung zu mir nehmen geschweige denn ausscheiden. Lähmungen der Atem- und Schluckmuskulatur sind lebensbedrohlich. Ich stand kurz vor einer künstlichen Beatmung und war in einem Zustand der kommunikativen Ausgeschlossenheit. Ich konnte mich meiner Umwelt nicht mehr mitteilen und war mit meinen Gedanken und der Lebensbedrohung völlig auf mich gestellt. Ich war emotional komplett isoliert. Durch die vollständige Taubheit konnte ich auch Berührungen nicht mehr wahrnehmen. Zudem drohten die inneren Organe zu versagen. Ich konnte nur durch intensivmedizinische Behandlung am Leben erhalten werden. Heute weiß ich, dass ich dem Tod schon in die Augen geschaut hatte. Ich verbrachte knapp fünf Monate im Krankenhaus. Die anschließende Rekonvaleszenzphase war sehr langwierig und von heftigen Schmerzen begleitet. Durch die zerstörte Muskulatur musste ich wieder „gehen lernen“, saß lange im Rollstuhl. Es war zunächst völlig unklar, ob ich überhaupt wieder vollständig genesen würde.

Diese physischen und psychischen Beeinträchtigungen führen zu einem Deprivationszustand mit extremem Leidensdruck, der ausgeprägte Unsicherheit und große Angst erzeugen könne. Im Rahmen dieser emotionalen Extremsituation könne es zu Halluzinationen, sowie paranoiden und oneiroiden (traumähnlichen) Psychosen kommen, so der Mediziner Prof. Dr. Weiß.[1]

Eine psychologische Betreuung gab es damals nicht, stattdessen hatte man mich mit hoch dosiertem Valium versorgt. Allerdings waren die Krankenhäuser seinerzeit noch in staatlicher Hand, so dass jenseits des heute vorherrschenden wirtschaftlichen Drucks ausreichend  Personal vorhanden war, das sich intensiv um mich kümmerte.  In der Hochphase der Erkrankung saß 24 Stunden eine Betreuung neben meinem Bett. Die Fürsorge im Krankenhaus, die in meinem Elternhaus gefehlt hatte,  habe ich damals sehr genossen, nachdem die lebensbedrohliche Phase überwunden war. Ich wollte das Krankenhaus gar nicht wieder verlassen. Über die Kunst, der ich schon in jungen Jahren sehr zugeneigt war, habe ich nach meiner Genesung intuitiv versucht, das erlebte Grauen zu verarbeiten. Hier ist ein Selbstportrait aus dieser Zeit, das für sich spricht.

Die Zusammenhänge zwischen Neuropsychologie, Nervensystem und Immunsystem bei entsprechenden Krankheitsbildern sind in den letzten Jahrzehnten Gegenstand der Forschung geworden. Dennoch gibt es wenige Untersuchungen zu diesem relativ seltenen Krankheitsbild. Das Nervensystem ist ein hoch komplexes System, das unseren gesamten Körper umfasst. Es reagiert sensibel auf die Interaktion mit unserem sozialen Umfeld.[1] Das Nervensystem lässt sich auf verschiedene Weise unterteilen: zum einen nach seiner Verortung im Körper in das zentrale Nervensystem  (Gehirn, Rückenmark, (ZNS)) und das periphere Nervensystem ((PNS) Hirn- und Spiralnerven), zum anderen nach seiner Funktion in das somatische Nervensystem (bewusster, willentlicher Zugriff) und das autonome (vegetative) Nervensystem (unbewusst agierend).

Das autonome Nervensystem (ANS) kontrolliert die lebenswichtigen Grundfunktionen im Inneren des Körpers. Es reguliert alle autark ablaufenden Funktionen wie Herzschlag, Verdauung und Atmung. Sämtliche Informationen werden vom Gehirn über das Rückenmark zu den Organen und vice versa weitergegeben. Das ANS besteht aus dem sympathischen (SNS) und parasympathischen Nervensystem (PNS).

Das periphere Nervensystem (PNS) regelt den Zugang zur Peripherie unseres Körpers und damit den Kontakt zur Außenwelt. Aus dem Schädel und dem Rückenmark treten Hirnnerven und Spinalnerven aus, die wie ein Netz durch den gesamten Körper zu den Sinnesorganen, Extremitäten und auch unter der Haut verlaufen.  Das periphere Nervensystem besteht aus einem somatischen Teil, der die „Schaltzentrale“ Gehirn mit sensorischen Informationen versorgt, und einem autonomen Teil (ANS).

Das gesamte Nervensystem überprüft permanent die Gefahren der Umgebung, schätzt diese ohne unser bewusstes Zutun als sicher, gefährlich oder lebensbedrohlich ein und verhält sich dazu mit entsprechenden neurobiologischen Reaktionen. Der Vagus, der größte Nerv des autonomen und der wichtigste des peripheren Nervensystems, übermittelt Informationen über den Zustand der peripheren Organe. Nach der polyvagalen Theorie von Porges  findet dabei nicht nur eine wechselwirkende Kommunikation zwischen Gehirn und Körper statt, sondern auch zwischen den Nervensystemen verschiedener Menschen im sozialen Umfeld.[2] Porges unterscheidet drei hierarchisch organisierte Subsysteme des autonomen Nervensystems. Der parasympathische Teil des Vagusnervs regelt das System des sozialen Engagements. Er bietet ein schnelles Eingehen auf unsere Umgebung und Beziehungen.  In sicheren Kontexten hilft dieser Teil des Nervensystems uns, dass wir uns auf die Umgebung einlassen und Bindungen und soziale Beziehungen eingehen. Bei hoher Stressbelastung schaltet das ANS je nach Situation und Individuum auf die archaischen Grundmechanismen: Flucht oder Angriff (Sympathikus); der parasympathische Zweig des Vagus, unser ältestes System, reagiert auf Lebensgefahr und führt zur Erstarrung (Immobilisierung, „Totstellen“).  Porges konstatiert, dass durch „Neurozeption“ (adaptiver Mechanismus der Anpassung auf die Umgebung) die Defensivsysteme (Flucht, Angriff, Erstarrung) in sicher erlebter Umgebung abgeschaltet oder in (lebens-)bedrohlichen Situationen eingeschaltet werden.[3] Gerade in der frühkindlichen Entwicklung ist dieser Mechanismus von großer Bedeutung. Ein Kind ist zunächst als Neugeborenes in völliger dann mit zunehmendem Alter in langsam abnehmender Abhängigkeit zu seinen engen Bezugspersonen. Findet ein Kind keine Zeichen von Sicherheit (z.B. wegen Vernachlässigung oder Gewalt) kann bei ihm ein Gefühl permanenter Gefahr mit entsprechender Aktivierung der Defensivsysteme entstehen.

Vor der Erkrankung war ich tatsächlich über einen sehr langen Zeitraum in einer psychischen Ausnahmesituation gewesen, die von fehlender Fürsorge und Versorgung sowie emotionaler Vernachlässigung geprägt war. Die einzige Überlebensstrategie meines weisen Körpers bestand darin, das gesamte System herunterzufahren. Das periphere Nervensystem mit seinen „Fühlern“  zur Außenwelt, um es metaphorisch auszudrücken, hat sich als Reaktion auf die bedrohliche Situation langsam und von den Extremitäten beginnen, über den Rumpf, die Sinnesorgane und nach innen zu den Organen verlaufend abgeschaltet und auf seinen wesentlichen inneren Kern zurückgezogen. Mein einziger Kontakt zur Außenwelt funktionierte über die Ohren und die Augen, die in Doppelbildern ein Zerrbild abgaben.

Wenn ich heute auf meine Kunstwerke schaue, dann ziehen mich bei beiden Köpfen die Augen magisch an, hinter denen sich jenseits der maskenhaft wirkenden Gesichter eine sehr viel tiefere Ebene zu verbergen scheint. Das ist für mich auch deshalb beeindruckend, da ich (anders als heute) seinerzeit weder zur Mythologie noch zu spirituellen Themen einen Zugang hatte. Die Symbolik der Bilder spricht für sich, zum einen Medusa, die jeden in Stein verwandelt, der ihr in die Augen schaut. Gleichzeitig steht Medusa in der Mythologie, was weniger bekannt ist, auch für eine helle schützende Seite. Sie ist die Göttin der Masken, des wilden Blickes und des „weisen Blutes“. Als Schlangengöttin verkörpert Medusa weibliches intuitives Wissen. Die Schlangen, die ihrem Kopf entspringen, symbolisieren Weisheit und Erkenntnis. Auch als Mondgöttin wurde Medusa verehrt.[4] Medusa ist ein archetypisches Bild von  Wut, Verrat und Scham, beschreibt es auch Ursula Wirtz in ihrem Buch: Stirb und werde, die Wandlungskraft traumatischer Erfahrungen. Das Symbol der Versteinerung, das Medusa repräsentiert, steht im Traumakontext für emotionale Betäubung. Der Mythos von Medusa  wird auch als Aspekt der Dissoziation gesehen, das Abtrennen des Kopfes vom Körper. Und genau das ist auch in der Symbolik der Krankheit geschehen.

Ebenso hat das Selbstportrait eine tiefe Deutungsebene. Es symbolisiert für mich persönlich zum einen das „Auftauen“ aus dem versteinerten Zustand. Gleichzeitig zeigt es in seinem künstlerischen Ausdruck und Aufbau archaische, archetypische Elemente, wie etwa die Fibonacci-Spirale, die sich in der Natur in unzähligen Ausformungen spiegelt (vom Universum über das menschliche Innenohr bis zum Schneckenhaus). Auch das „Ying und Yang“ Zeichen der chinesischen Philosophie verbirgt sich im Werk. Das Symbol steht für einander polar entgegengesetzte aber aufeinander bezogene Kräfte. Yang beschreibt das aktive, Impulse gebende, männliche Prinzip. Yin verkörpert die passive, nach innen gerichtete weibliche Energie. Die männlichen und weiblichen Urkräfte können auch als symbolische Platzhalter für das sympathische und parasympathische Nervensystem stehen. Das sympathische Nervensystem  spiegelt das aktive männliche Prinzip, während der Parasympathikus das passive weibliche Prinzip wiedergibt.

Der krankheitsbedingte Zustand erinnert an den eines Samadhi (Buddhismus, Hinduismus). „Samadhi – das ist, wenn mein Körper unbeweglich ist, wie Stein, wie etwas Totes, doch ich lebe. Ein versteinert-unbeweglicher Körper, der trotzdem lebt“, so der Gelehrte Svamin Daram Radje Bharti. Gleichzeitig lebe der Geist außerkörperlich weiter. [5] 

Ich bewundere zudem den uns allen immanenten „inneren Heiler“, jener Instanz, die auch in sehr schwierigen Situationen unsere Selbstheilungskräfte mobilisieren kann, wenn wir ihr genug Aufmerksamkeit schenken.

 „Der innere Heiler, oder oft benannt als Medicus internus (der innere Arzt) scheint, physikalisch gesehen, so etwas zu sein wie ein eingebauter Resonanzdetektor, der sensibel auf die Wahrnehmung von körperlichen, emotionalen und seelischen Unstimmigkeiten ausgerichtet ist. Seine Fähigkeit innere Differenzen und Dissonanzen zu balancieren und in harmonisierende und korrigierende Impulse zu verwandeln nutzt eine geniale Hyperintelligenz. Der physiologische Hintergrund dieser Fähigkeit speist sich aus all den Anteilen in unserem Nervensystem, die mit dem evolutionären und archaischen Urwissen unserer Körperinformation verbunden sind. Die Kunst ist es genau das wahrnehmbar und zugänglich zu machen. Der Zugang gelingt über das Training der Intuition und die Übersetzung der inneren Wahrnehmungen in Bilder von Gestalten, die sehr oft mythischen Charakter haben, also eine Verbindung zum kollektiven Unbewussten herstellen“, so der Mediziner Hein, der auch das Vorwort zu meinem Buch „Kunst als Sprache der Intuition“ geschrieben hat.[6]

Durch den künstlerischen Ausdruck und der darin enthaltenen intuitiven (universellen) Symbolsprache nehmen wir Kontakt zu unserem inneren Heiler auf. Die Sprache der Kunst ist vielschichtig und komplex. Sie zeigt der fühlenden intuitiven Seite in uns einen Weg auf, den wir vertrauensvoll gehen können. Mir hat der künstlerische Ausdruck bei der Verarbeitung geholfen und heute nutze ich ihn in meiner Arbeit mit Menschen in Krisensituationen.

Ulrike Hinrichs

Medusa 1981, 2019, 2021, 2022, 2023

„Der beängstigende Teil des Mythos von Medusa ist, dass sie ein Opfer ohne Unterstützungssystem ist. Zuerst wurde sie von einer Frau, die die Macht hatte, ihr zu helfen, missbraucht und dafür bestraft. Dann wird sie in ein Monster verwandelt und ihrer Identität beraubt. Wir hören heute nicht mehr auf die Opfer, geschweige denn vor Hunderten von Jahren. Stattdessen verwandeln die Leute sie in jemanden, der sie nicht sind. Es ist ein sehr beunruhigender Trend, dem Opfer statt dem Täter die Schuld zu geben.“ aus The Whit Online

Überall im Buchhandel

Siehe auch zum Thema meine Beiträge: 

Überall im Buchhandel erhältlich

Literatur

Eisendraht S.J., Matthay M.A., Dunkel J.A., Zimmermann J.K., Layzer R.B.: Guillain-Barré syndrome: Psychosocial aspects of management. Psychosomatic 1983, 24: 465-475

[1] Weiß H., Rastan V., Müllges W., Wagner R.F., Toyka K.V.: Psychotic Symptoms and Emotional Distress in Patients with Guillain-Barré Syndrome. Eur Neurol 2002, 47: 74-78, Eva Forster, Promotionsarbeit, https://opus.bibliothek.uni-wuerzburg.de/opus4-wuerzburg/frontdoor/deliver/index/docId/1751/file/Dissertation-Forster.pdf (1.5.2018)

[2] Porges, Stephen W. (2018). Die Polyvagal-Theorie und die Suche nach Sicherheit. Lichtenau: G.P. Porbst Verlag

[3] Porges (2018).

[4] Porges (2018).

[5] Muldashv, Ernst (2017, S. 96). Das Dritte Auge und der Ursprung der Menschheit. Amra.

[4] Croissier, Getrude R. (2006, S. 28), Psychotherapie im Raum der Göttin. Weibliches Bewusstsein und Heilung. Schalksmühle: fabricalibri

[6] Beitrag zu meinem Fachbuch Kunst als Sprache der Intuition. Dr. Hans Hein http://www.forumsynergie.de

Ein neues Buch entsteht…

Meine Kollegin Andrea Wandel und ich schreiben aktuell an einem Buch.

Wir möchten euch ein bisschen Appetit machen!

Worum geht es?

Wir befinden uns in einer Zeitenwende. Überall sind zarte Vorzeichen einer großen Veränderung sichtbar. Das kollektive Pendel schwingt von der männlichen zur weiblichen Urkraft. Mit diesen polaren Kräften sind keine Geschlechterzuschreibungen gemeint, sondern Zustände, die in allem Lebendigem gleichzeitig wirken.

Tun und Sein, Denken und Fühlen.

Durch die Heilung der verletzen weiblichen Urkraft darf auch der männliche Pol in seine Fülle kommen. Um diese Kräfte zur vollen Entfaltung und in die Balance zu bringen, müssen individuelle und kollektive Verletzungen und Traumata heilen. Wir sind alle verwundete Frauen. Wenn wir Frauen unsere Wunden transformieren, dann kommen wir an unsere wahre Kraftquelle. Im Buch gibt es dazu theoretisches Futter fürs Gehirn, zahlreiche Praxisbeispiele und viel Raum zur Selbsterfahrung. Dazu haben wir ebenso Übungen im Gepäck wie Meditationsanleitungen und viele kreative Impulse. Wir zeigen an geeigneter Stelle auch immer wieder unsere persönlichen Verletzungen und Traumata, um das große Potential der weiblichen Wunde für alle erfahrbar zu machen.

Unsere Welt ist holistisch, ein lebender Organismus, der mit allem im gesamten Universum verbunden ist. Die holistische Perspektive überschreitet die Grenzen der dreidimensionalen Realität in den virtuellen universellen Raum.[1] Wir können in Kontakt sein, ohne körperlich anwesend sein zu müssen. Dazu werden wir dir unter dem Kapitel „Magie to go“ ein konkretes Beispiel präsentieren, ein gemeinsames Experiment, dass wir auf einer Distanz von. 11.000 km durchgeführt haben. Die holsitische Perspektive hat auch Einfluss auf das Verständnis unserer Sprache und Wahrnehmung. Wir alle sprechen die Wortsprache, die dem Verstand entspringt. Unsere Ratio schenkt uns die Gabe zum logischen und analytischen Denken. Ohne diese wunderbare Form der Sprache könnten wir dieses Buch nicht verfassen. Worte drücken aus, schaffen Klarheit, geben Orientierung.

Gleichzeitig steht uns eine lange vernachlässigte andere Form einer universellen Sprache zur Verfügung, die sich in einer unmittelbaren, intuitiven, fühlenden Wahrnehmung ausdrückt. Mit der Ethnologin Dr. Kessler können wir es als eine Form des „wildes Denken“ beschreiben. Diese Sprache enstpringt der weiblichen Urkraft. Sie zeigt sich in Mythen, Märchen und Geschichten, in den Künsten, in Körpersensationen, spontanen Eingebungen, dem Bauchgefühl, inneren Bildern und Sätzen u.v.m.. Auch der Professor für Psychologie und Nobelpreisträger für Wirtschaft Daniel Kahnemann unterscheidet diese Grundformen des Denkens, die sich auch in unserer linken und rechten Hirnhälfte verorten lassen. Er nennt es das langsame rationale Denken und das schnelle assoziative Denken.[2] Unser Buch vereint das wilde mit dem rationalen Denken, Verstand mit Gefühl, männliche Urkraft mit der weiblichen.


Es geht uns eben doch etwas an, wenn in China ein Sack Reis umfällt

Ulrike Hinrichs und Andrea Wandel
Bild einer Klientin, das sie für uns gezeichnet hat

Literatur:

[1] Ausführlich mit wissenschaftlichen Hintergründen und meinem Buch: Ulrike Hinrichs: Kunst als Sprache der Intuition. Der holografische (2019)

[2] Kahnemann (2011), Mehr dazu erfährst du auch im Kapitel „Kunst als evolutionärer Jackpot“.

Neues Gruppenangebot: Krankheit als Bild

Der Flamingo

„Wenn dein Symptom ein Tier wäre, welches wäre es?“ Zum Symptom Rosacea (Hauterkrankung im Gesicht) entstand der Flamingo

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Krankheit als Bild

Wir starten im Kulturhaus Süderelbe ab September 2021 eine neue Gruppe!

Körperliche wie psychosomatische Erkrankungen und chronischen Schmerzen machen mürbe, müde und rauben Energie. Auch das Umfeld, Familie, Kinder, die Arbeit, sind oft von der Dominanz der Erkrankung betroffen. Mit Pinsel und Farbe öffnen wir uns für einen neuen Blick. Wir geben den Symptomen und dem Schmerz einen Ausdruck. „Wenn dein Symptom ein Tier wäre, welches wäre das?“, könnte eine Frage lauten, die wir als künstlerischen Impuls aufnehmen. Künstlerische Prozesse öffnen Räume, in denen nicht lösbar erscheinende Probleme aus einer anderen Perspektive betrachtet werden können. Sie führen raus aus einem „Krankheits-Gefängnis“ und zeigen neue Möglichkeiten auf. Die Gruppe als Ressource unterstützt diesen Prozess.

Künstlerische Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. Die Teilnahme ist kostenlos. Die Teilnahme ersetzt keine ärzltiche Behandlung oder Psychotherapie. 

Kulturhaus Süderelbe, Am Johannisland 2, 21147 Hamburg, 040 7967222

Termine dienstags 13.30 bis 15.30 Uhr, 14-tägig, Start 7.9.

Leitung, Ulrike Hinrichs  Kunsttherapeutin

Kindheitsfotos malen, um zu heilen

Wenn wir die belastenden Gefühle in uns wirklich fühlen, werden sie zu Reiseführern der Seele!

Kunst hilft heilen. Oft sitzen unsere Probelme in einer verletzten Kinderseele. Verletzlichkeit ist die Schnittstelle zwischen Mut und Angst. Es braucht Mut, seine Verletzlichkeit zu zeigen. Die Wunden der Verletzlichkeit gehen oft zurück in die frühe Kindheit. Gleichzeitig ist die Erinnerung nicht immer ganz klar. Stephen King schreibt das anschaulich in seiner Autobiografie: „Meine Jugend ähnelt eher einer vernebelten Landschaft, in der gelegentlich Erinnerungen wie vereinzelte Bäume auftauchen, diese Art von Bäumen, die aussehen, als wollten sie einen packen und fressen.“[1] Wir haben Erinnerungsfetzen im Kopf, die sich eher wie Puzzlestücke zusammenfügen, geschmückt mit Geschichten aus der Familie oder von Freunden. Erinnern sei nichts Statisches, sondern ein aktiver Prozess, so erklärt es die Hirnforscherin Daniela Schiller, es erfolge jedes Mal ein erneuter  Speicherprozess.[2] Unser Erinnern ist einerseits kein Abbild der Realität, andererseits sind die Erinnerungen, vor allem Gefühle und Themen dennoch wahr. Sich dieser Vergangenheit zu nähern, gelingt uns, indem wir uns unserer Kindheit künstlerisch nähern. In die Kindheit einzutauchen, kann emotional herausfordernd sein. Sich auf einem Foto aus der Kindheit zu betrachten, das einen Moment eingefangen hat, der uns berührt, reaktiviert oft die problembelastete Situation.

Drei Fotos einer heute 89 Jährigen

Für die Aufgabe sucht man intuitiv Kinderbilder aus alten Fotoalben heraus. Wen man selbst keine hat, so schaut man bei den Eltern oder Großeltern. Welches Foto zieht mich magisch an, wenn ich die Alben durchgehe? Lassen Sie sich intuitiv führen. Fragen Sie nicht „warum dieses Foto?“, nehmen Sie es einfach, es wird das richtige sein. Bei der anschließenden künstlerischen Umsetzung geht es nicht um ein reales Abbild. Vielmehr versuchen wir in Resonanz zu gehen mit dem jüngeren Selbst, das auf dem Foto durchschimmert.

Oft sind alte Fotos noch schwarz-weiß abgelichtet. Bei der künstlerischen Gestaltung, kann man mit den Farben spielen oder auch im schwarz-weiß bleiben. Für die Umsetzung ist im Prinzip jedes Material geeignet. Die „perfekte“ Fotovorgabe schränkt unseren Blick häufig ein, wie soll ich die Hand malen, den Mund formen, wie schaffe ich eine Ähnlichkeit herzustellen? Diesen Perfektionismus können wir mit einigen Tricks überwinden.

Es geht nicht um eine Kopie des Fotos, sondern um die Kontaktaufnahme zu einem Gefühl

Fotos zeigen einen  eingefrorenen Moment des Lebendigen. Dieses Festhalten ist aber mehr ein Stillstellen. Erst der Kontakt über den (unperfekten, ganz individuellen) künstlerischen Ausdruck erweckt das Bild mit Gefühlen wieder zum Leben.

Aquarellfarben etwa schaffen dafür eine gute Möglichkeit. Denn die Wasserfarben verlaufen leicht ineinander, so dass wir uns auf Überraschendes und Ungewolltes einlassen müssen. Man kann sogar bewusst Flecken und Fehler in das Werk einbauen, indem man mit dem in Farbe getränkten Pinsel auf das Papier spritzt. Die „künstliche Würdigung“ gerade dieser Flecken hat oft eine faszinierende Wirkung. Denn es ist auch eine Würdigung unserer Unvollkommenheit als Mensch.

Das hier abgebildete Kunstwerk zeigt ein von mir gemaltes Kindheitsbild. Ich habe die Flecken mit farbigen Markern, mit Gold und Silber, umrandet, gestaltet und damit hervorgehoben und geehrt. Für mich war das eine Befreiung, bin ich doch mit dem Anspruch von Perfektion groß geworden. „Du kannst das sowieso nicht“, „stell dich nicht so an“, „reiß dich mal zusammen“, „mit dir hält es keiner aus“ waren nur einige Botschaften, die ich als Kind zu hören bekommen habe. Das Bild berührt mich auch deshalb, weil es einen Moment des Innehaltens ausdrückt. Das Kind auf dem Bild schält eine Mandarine, ist dabei über die Flecken und Fraktale verbunden mit dem Raum. Das Bild drückt etwas Meditatives, Verbundenes aus. Solche Momente waren in meiner Kindheit aber gerade nicht erlaubt, es ging um Machen und Leistung, nicht um Sein und Ruhen.

Um die Restbestände des eigenen Perfektionismus zu überwinden, kann man sich das Zeichnen etwas erschweren. Eine Möglichkeit besteht im „Blind Zeichnen“. Dabei schaut man beim Zeichnen nur auf das Kinderfoto und gestaltet „blind“ auf dem Papier. Man kann zusätzlich auch ein Blatt oder Tuch auf die Zeichenhand legen, um das Blickfeld zu verdecken. Auch kann seine Schreibhand wechseln, der Rechtshänder zeichnet mit links, der Linkshänder mit rechts. Oder man dreht die Fotovorlage über Kopf, auch das hilft den Blick zu weitern. Zudem besteht die Möglichkeit mit dicken Pinseln zu arbeiten, die uns daran hindern zu genau zu sein. Akzente kann man später mit einem schwarzen Feinliner setzen. Dadurch können bestimmte Bereiche betont und herausgestellt werden. Weiße oder farbige Fineliner unterstützen diesen Prozess.

Und dann lassen Sie sich überraschen, was ist entstanden? Welche Assoziationen, Gedanken, Erinnerungen kommen Ihnen, wenn Sie ihr Kunstwerk betrachten? Das bin ich. Was verbindet mich mit dieser jüngeren Version von mir? Was kommt mir in den Sinn? Was ist überraschend, interessant?

Siehe dazu auch: „Narzissmus – Big mother ist watching you“

Zur Biografiearbeit siehe auch mein Kursangebot unter http://www.lebenswegschreiben.de

 

[1] King, (2000, S. 19/20 )

[2] https://www.heise.de/tr/artikel/Das-Gedaechtnis-ist-nicht-statisch-2038305.html 16.05.2019

Neurodermitis – Krankheit als Bild

Neurodermitis ist eine chronische Hauterkrankung. An den betroffenen Stellen lassen sich  Ekzeme finden, die sehr starken Juckreiz auslösen. Häufig zeigen sich die Ekzeme an Armbeugen und Kniekehlen, im Hals- und Gesichtsbereich aber auch an den Händen. Der Juckreiz variiert je nach Körperstelle, Tageszeit und subjektiver Belastung. Erlösung erfährt der Betroffene durchs Kratzen. Das führt zu einem Teufelskreis aus unerträglichem Juckreiz und einem Kratzen, das die Symptome dann noch verschlimmert.

Symptome im Zusammenhang mit der Haut, die als Berührungs- und Schnittpunkt zur Außenwelt dient, weisen auf das Thema Grenzen. Die Haut bringt uns in Kontakt mit anderen, der Welt. Über sie erleben wir Beziehung, Berührung und Zärtlichkeit. Wenn wir uns Neurodermitis auf einer Symbolebene anschauen, dann scheint der  Organismus bereit für eine Revolte. Die Seele juckt, es brennt lichterloh. Unterdrückte Aggressionen suchen sich brutal ihren Weg.

www.krankheit-als-bild.de

Alarm! Es brennt, Feuer, Flammen, Explosion!

Grundsätzliche Fragen:

  • Wobei hilft mir das Symptom?
  • Was ist die positive Absicht?
  • Wozu zwingt es mich?
  • Wo führt es mich hin?
  • Wovon hält es mich ab?

Neurodermitis:

  • Wo glaube ich „nicht aus meiner Haut“ zu können?
  • Was geht mir unter die Haut?
  • Wo kratzt und juckt es im Leben, wo schreit das Leben nach Veränderung?
  • Welche Grenzen muss ich einreißen?
  • Wo wäre es sinnvoll aggressiver und offensiver aufzutreten?

Eine kreative Umsetzung körperlicher Symptome schafft eine erweiterte Ebene. Kunst und Körper unterhalten sich in derselben Sprache. Es ist die Sprache der fühlenden intuitiven Seite in uns. Diese metaphorische Sprache erscheint nicht in Buchstaben, sondern in Bildern, Symbolen oder auch Eingebungen. Häufig drücken sich unterdrückte Themen im Körper aus. Es bilden sich Symptome aus, die eine bildhafte Sprache sprechen. Die Übersetzung von symbolischen Krankheitsbildern ist, wie bei Träumen, inneren Bildern und auch dem künstlerischen Ausdruck, oft nicht einfach. Die Kunst kann als Brücke dienen, um unsere assoziative Sprache besser zu verstehen. Dazu müssen wir Körpergefühle ermöglichen und einen verstehenden und mitfühlenden Kontakt zu unseren Symptomen schaffen.

Wenn das Symptom ein Tier wäre, welches wäre es?

Eine erweiterte intuitive Erkenntnisebene können wir durch eine Transformation des Symptomes in ein anderes Symbol initiieren. Es eigenen sich besonderes Tiere. Auch das Tier können wir künstlerisch umsetzen, um weitere intuitive Erkenntnisse zu erlangen. Auch ein Dialog mit dem Tier, den wir in einem Schreibprozess festhalten können, setzt Inneres frei. Zu den jeweiligen Tieren können wir neben den eigenen Assoziationen zusätzlich die Tiersymbolik recherchieren. Wenn das Symptom ein Tier wäre, welches wäre es für dich? Für die Erkrankte was es das Krokodil. Das Krokodil macht darauf aufmerksam, mit den Kräften zu haushalten und sie richtig einzusetzen (siehe etwa Ruland, Jeanne (2006). Krafttiere begleiten dein Leben. Hannover: Schirner Verlag).

Es spiegelt Themen wie:

  • Die Fähigkeit des Rückzugs und des Krafttankens. Balance und in Harmonie mit sich selbst (Bist du in Balance – Körper, Geist und Seele? wo findest du Rückzug? Was sind deine Kraftquellen?)
  • Verschwende keine Energien. Der Einsatz von Energie muss sich lohnen (wo vergeudest du deine Energie?)
  • Die Fähigkeit der Abgrenzung und Verteidigung (Kennst und bewahrst du deine Grenzen?)
  • Kampf ist das letzte Mittel. Wenn gekämpft werden muss, dann aber bitte richtig, so dass dein Kontrahent beim ersten Schlag die ganze Kraft zu spüren bekommt (Wo hältst du deine Aggressionen zurück? Wo kämpfst du zu wenig?)
  • Geduld (Wo fehlt dir Geduld, dass Dinge entstehen und wachsen dürfen?)
  • Unabhängigkeit; sich auf sich selbst und seine Fähigkeiten verlassen. (Traust du deinen Fähigkeiten?)

Ulrike Hinrichs

Überall im Buchhandel

Bluthochdruck – Krankheit als Bild

Das Herz rebelliert

Psychische Störungen und Prozesse finden oft im Körper einen Ausdruck, wenn sie im sprachlosen Raum gefangen sind. Unter den psychosomatischen Erkrankungen, die sich durch Körpersymptome zeigen, gibt es die so genannten „holy seven“: Magengeschwüre, chronisch entzündliche Darmerkrankungen, Bluthochdruck, Rheuma, Schilddrüsenüberfunktion, Neurodermitis (Siehe auch Neurodermitis) und Asthma. Es zeigen sich häufig somatoforme Störungen, bei denen keine körperliche Ursache für die Beschwerden zu finden ist. Typischerweise sind das Gelenkbeschwerden, Schwindel, Erschöpfung oder auch Schmerzen an der Wirbelsäule, ebenso wie eine allgemeine Unruhe und Nervosität. Auch Migräne, Angst- und Panikstörungen, Hörstürze, Schlafstörungen, chronische Entzündungen und Schlafstörungen können ein Hilferuf des Körpers sein. Viele Betroffene kennen auch die besondere Hautempfindlichkeiten (siehe auch  Rosacea ).

Bluthochdruck kann viele körperliche Ursachen haben. Eine umfassende Untersuchung ist daher unumgänglich. Bluthochdruck tritt oft auch im Zusammenhang mit  innerer Unruhe und Angst auf, vor allem nach psychisch stark belastenden Erlebnissen. Die metaphorische Ebene der Symptomatik deutet auf eine langanhaltende, dauerhafte Drucksituation hin. Betroffene sind in einer Art Dauererregungszustand. Etwas drückt von Innen, das nicht nach draußen kann.  Oft verbergen sich dahinter gehemmte Aggressionen und unterdrückte Wut, die aus Angst vor einer konflikthaften Auseinandersetzung verdrängt werden. Wenn der Druck im Außen erzeugt scheint, dann ist es der vom Bluthochdruck  Betroffene, der diesem Druck nicht entgegenwirkt, sondern ihn stattdessen aushält. Das Herz rebelliert.

www.krankheit-als-bild.de

Bluthochdruck: wie ein Dampfkochtopf ohne Ventil

Dahinter können Fragen stehen wie:

  • Was will sich Luft verschaffen und wird „unter dem Deckel gehalten“?
  • Darf ich den Konflikt aufsteigen lassen und lösen, der unter der Oberfläche brodelt?
  • Dürfen meine Aggressionen ans Licht kommen? Was passiert dann?
  • Kann ich die Kontrolle loslassen? Was will ins Fließen kommen?
  • Werde ich auch ohne Leistung geliebt?
  • Wo teile ich aus, statt mich mitzuteilen?
  • Wie kann ich meine eigenen Leistungsansprüche reduzieren?

Eine kreative Umsetzung körperlicher Symptome schafft eine erweiterte Ebene. Kunst und Körper unterhalten sich in derselben Sprache. Es ist die Sprache der fühlenden intuitiven Seite in uns. Diese metaphorische Sprache erscheint nicht in Buchstaben, sondern in Bildern, Symbolen oder auch Eingebungen. Häufig drücken sich unterdrückte Themen im Körper aus. Es bilden sich Symptome aus, die eine bildhafte Sprache sprechen. Die Übersetzung von symbolischen Krankheitsbildern ist, wie bei Träumen, inneren Bildern und auch dem künstlerischen Ausdruck, oft nicht einfach. Die Kunst kann als Brücke dienen, um unsere assoziative Sprache besser zu verstehen. Dazu müssen wir Körpergefühle ermöglichen und einen verstehenden und mitfühlenden Kontakt zu unseren Symptomen schaffen.

Zum Bild: „Die kreative Umsetzung dieses Themas in eine Bild hat mir neue Impulse gegeben. Ich war überrascht über die tiefen und farbigen Wurzeln, die sich im Werk zeigten. Ebenso berührte mich die Anbindung „nach oben“.  In mir entstand ein Gefühl davon, dass diese ganzen dunklen und schmerzhaften Seiten in uns, ins Fließen kommen müssen, sein dürfen, in die Wurzeln absickern können. Mein Impuls war, dass ich genau dort hinsehen muss, nicht wegsehen.“

Ulrike Hinrichs

Kunsttausch für Obdachlose

Das künstlerisch-kulturelle Integrations-Kunstprojekt zum sozialen Brennpunktthema Wohnen präsentiert im Habibi Atelier, Harburg Arcaden, Lüneburger Straße 39, 21073 Hamburg seine Werke:

  • Am Samstag, den 14.12.2019 von 14.00 bis 18.00 Uhr, mit künstlerischer Führung und Bürger*innendialog in Anwesenheit der Künstler*innen im Habibi Atelier um 15 Uhr, Projektleitung: Ulrike Hinrichs und
  • vom 2.12.2019, 16 Uhr bis 20.12.2019 im Rahmen des Kunsttausch für Obdachlose (Habibi Atelier, Projektleitung Sly)

Das Projekt „Wohnst du noch oder lebst du schon auf der Straße“ wird gefördert über das Bezirksamt Harburg durch den „Hamburger Integrationsfonds“

Was bedeutet Resonanz?

Rsonanz – Ulrike Hinrichs 2019

Resonanz

Um in Resonanz mit der Umgebung, anderen Menschen und Lebewesen zu wir gehen, müssen fühlen. Resonanz ist eine elementare Erfahrung von Lebewesen, die in uns etwas anklingen lässt. Wir schwingen mit, wir werden berührt, von anderen Menschen, Lebewesen, der Umgebung.

Wenn wir in Resonanz gehen, tanzen wir mit dem Leben.

Das Phänomen der Resonanz wird aktuell in unterschiedlichsten Wissenschaftsdisziplinen diskutiert.[1] Auch im Alltagssprachgebrauch hat sich der Begriff Resonanz manifestiert. Die Bedeutung von Resonanz hat zwar einen gemeinsamen Ursprung, allerdings werden Resonanzphänomene je nach wissenschaftlichem Ansatz und Weltbild unterschiedlich gedeutet. Übereinstimmend wird unter Resonanz ein Phänomen der wechselseitigen Bezogenheit, ein „Mitschwingen“, verstanden.[2]

In der Musik bezeichnet man das Mitschwingen einer nicht gespielten Saite beim Ertönen eines gleichgestimmten Instruments als Resonanz. In der Physik und Technik beschreibt Resonanz das verstärkte Mitschwingen eines schwingungsfähigen Systems.[3]Resonanz beschreibt darüber hinaus auch das Einschwingen des Einzelnen auf andere Menschen und die ihn umgebende Welt.

„Emotionale Resonanz als eine bestimmte Form zwischenmenschlicher Interaktion ist eine basale Erfahrung jeder zwischenmenschlichen Beziehung. Sie meint eine ganzheitliche Form des Aufeinander-bezogen-Seins und bezieht als prä- bzw. extraverbales Beziehungsgeschehen die seelische, körperliche und geistige Ebene gleichermaßen mit ein. Emotionale Resonanz ist in einem weiteren Kontext ein „transverbales“ Phänomen, in dem letztlich das Geheimnis des Angerührt-Werdens zum Ausdruck kommt. Emotionale Resonanz lässt in uns etwas anklingen und berührt uns. Ob, wann und in welchem Ausmaß etwas in mir oder im Anderen anklingt, ist weder machbar noch kontrollierbar und erhält letztlich eine spirituelle Dimension“, konstatiert etwa die Musiktherapeutin Gindel.[4]

 

Mehr dazu in meinem Fachbuch Kunst als Sprache der Intuition – Der holografische Ansatz in der Kunsttherapie und kunstanalogen Transformationsprozessen Synergia-Verlag, ISBN 9783906873824


[1] Hartmut Rosa (2016, S. 246). Resonanz

[2] Lumma, Klaus – Michels, Brigitte – Lumma, Dagmar (2009, S. 16). Quellen der Gestaltungskraft.

[3]Hartmut Rosa (2016). Resonanz.

[4]Gindel, Barbara (2001, S. 39). Anklang finden – emotionale Resonanz. In: Storz, Dorothee; Oberegelsbacher, Dorothea.Wiener Beiträge zur Musiktherapie, Band 3, Theorie und klinische Praxisals psychotherapeutisches Grundprinzip.

„Der Mann im Mond“ ist eigentlich eine Frau

Frau im Mond – Ulrike Hinrichs

„Jeden Abend knipst der Mann im Mond sein Licht an, damit man auf der Erde auch was sieht“, beginnt ein Songtext von den Prinzen. Es gibt viele Mythen, Märchen und  Geschichte vom „Mann im Mond“. Aber wieso soll es eigentlich ein Mann sein, dessen Gesichtszüge sich auf der leuchtenden Mondoberfläche abzeichnen?

In vielen alten Mythologien steht der Mond für eine Göttin, wie etwa die babylonische Mondgöttin Ischtar oder die ägyptische Göttin Isis. Im Tarot symbolisiert der Mond das Unbewusste, die Schattenseite, die unbekannte Tiefe in uns. Auch hier ist der Bezug zur weiblichen Urkraft herzustellen. Wir alle leben zwischen den Polen der weiblichen und männlichen Urkraft. Diese polaren Kräfte werden in allen Kulturen beschrieben und existieren  jenseits aller Bewertungen von Anbeginn der Zeit, beispielsweise in Nacht und Tag, Mond und Sonne, Dunkel und Licht, Erde und Himmel. Männliche und weibliche Qualitäten sind keine stereotypischen Eigenschaften, sondern Seinszustände.

Ich glaube an die Kraft von Symbolen. Symbole sind Metaphern, kleine Kunstwerke, die Bilder im Kopf schaffen. Symbole schließen ein, nicht aus. Symbole haben stets eine individuelle und eine kollektive Bedeutung. Symbole stellen einen Bezug zur Intuition her.

Und der Mond steht in der Symbolik für die weibliche Urkraft, die Sonne für die männliche Energie. Die Sonne, das männliche Prinzip, lässt den Mond erstrahlen. Wie Yin und Yang gehören Sonne und Mond zusammen. Sie können sich nur im Zusammenspiel voll entfalten. Das männlich dominierte Weltbild bzw. die Werte unserer Zeit sind im Wandel. Sinnsuche, Respekt vor der Natur und ihren Geschöpfen sowie eine nährende Gemeinschaft treten mehr und mehr in den Vordergrund. Das bewusste Zurückkehren zur weiblichen Energie wird durch eine Veränderung des Fokus erreicht, indem wir die Aufmerksamkeit nach Innen richten. „Empfangen, Weiten, Austragen und Hergeben – dies ist das Mysterium des Großen Weiblichen, das Grundmuster der weiblichen Schöpfungskraft“, beschreibt es Croissier. Auch Nähren und Schützen sind Stärken der weiblichen Urkraft. In ihrer übertriebenen Ausprägung gehören zum Weiblichen das Kontrollieren, Einengen, Festhalten, Abhängigmachen, Verschlingen, Fressen oder sogar Töten.

Also, denken Sie dran, wenn Sie das nächste Mal in der Nacht in den Himmel schauen, es ist die Mondfrau, die in der Nacht über dich wacht. Und vielleicht ist es eine Botschaft, sich der weiblichen Energie noch mehr bewusst zu werden.

 

Literatur

Getrude R Crossier. (2006, S. 28), Psychotherapie im Raum der Göttin. Weibliches Bewusstsein und Heilung. Fabricalibri

Mehr zum Thema männliche und weibliche Urkraft in meinem Buch

Kunst als Sprache der Intuition – Der holografische Ansatz in der Kunsttherapie und kunstanalogen Transformationsprozessen Synergia-Verlag, ISBN 9783906873824

 

 

Der Fisch als Symbol

Die Fisch-Motive stammen aus unterschiedlichen Kreativgruppen von Ulrike Hinrichs, Seniorenresidenz Harburg, Künstlergruppe für Flüchtlinge, Kinderatelier der Ev. – Luth. St. Trinitatis Kirchengemeinde in Harburg

Oft habe ich schon darüber nachgedacht, wie es wohl wäre, wenn alle Meeresbewohner gleichzeitig aus dem Wasser sprängen und sich das gesamte Unterwasserleben für einen Moment über dem Meer zeigte. Wir bekämen unzählige Fische und andere Meerestiere und Pflanzen zu sehen. Das Leben unter Wasser bleibt uns von Land aus verborgen und es gibt Regionen in der Tiefsee, die bis heute noch kein Mensch gesehen hat. In der Symbolik stehen das Meer und vor allem auch der Fisch daher für die unbewusste und fühlende Seite in uns. Der Fisch als Symbol hat je nach Tradition und Kultur ganz unterschiedliche Bedeutungen, er ist etwa Schutzzeichen und Fruchtbarkeitssymbol. Als Sternzeichen steht er am Himmel, taucht in Märchen und Mythen auf und symbolisiert im christlichen Glauben Jesus. Der Fisch in seiner Symbolik lässt uns eintauchen in alle Ebenen unseres Seins.

Kunstprojekt „Kleine Weltküche“ stellt in Istanbul aus

Infos: https://heimatharburg.wordpress.com/kochbuch/

Kleine Weltküche – herausgegeben von Günther Spiegel und Ulrike Hinrichs

Kochrezepte von Geflüchteten und Freunden erschienen im VSA: Verlag. Der künstlerisch-kulinarische Leckerbissen liefert eine breite Auswahl an Rezepten aus Afghanistan, Albanien, Bosnien, Deutschland, Ghana, Griechenland, Kolumbien, Irak, Mali, Peru, Senegal, Serbien, Syrien und der Türkei. Das Kochbuch ist aus einem ehrenamtlichen Flüchtlingsprojekt entstanden. Das Buch wurde von den Beteiligten, insbesondere von der Künstlergruppe für Flüchtlinge in Harburg, auch selbst illustriert. Künstlerisch mitgewirkt haben Profis wie Emad Hashem, der an der Universität in Damaskus (Syrien) eine Kunstprofessur inne hatte oder auch kleine Künstlerinnen wie die elfjährige Yona Sabbah, ebenfalls aus Syrien, die Spaß am malen hat. Entstanden ist ein Gesamtkunstwerk, das seinesgleichen sucht.

 

 

Interview zum neuen Buch „Kunst als Sprache der Intuition“

„Auge“, Bild einer demenzerkrankten Klientin

 

Kunst als Sehhilfe zur Übersetzung intelligenter Felder

Ein Interview des Synergia Verlags mit Ulrike Hinrichs zum neuen Buch: Kunst als Sprache der Intuition

Der künstlerische Ausdruck sei eine dem Mensch ureigene Form der Sprache, eine Sprache der fühlenden intuitiven Seite im Menschen, beschreibt Ulrike Hinrichs es in ihrem neuen Fachbuch „Kunst als Sprache der Intuition – Der holografische Ansatz in der Kunsttherapie und kunstanalogen Transformationsprozessen“.

Hinrichs ist u.a. intermediale Kunsttherapeutin und arbeitet mit unterschiedlichen Gruppen, etwa mit schwer traumatisieren Flüchtlingen, Frauen in Krisensituationen und Menschen im letzten Lebensabschnitt. Zudem initiiert sie immer wieder künstlerisch-kulturelle Integrationsprojekte. Mit dem Projekt „Gemalte Freiheit“, bei dem die Grundrechte künstlerisch umgesetzt wurden, hat sie teilgenommen am vom Bundespräsidenten ausgeschriebenen bundesweiten Projekt „Demokratie ganz nah – 16 Ideen für ein gelebtes Grundgesetz“. Hinrichs versteht auch im gesellschaftspolitischen Kontext die Kunst als eine Sprachform, die jenseits von „Schwarz-Weiß“ Parolen neue Sichtweisen aufzeigen kann. Sie hat aktuell mit dem Projekt „Wohnst du noch oder lebst du schon auf der Straße“  dem sozialen Brennpunktthema „Wohnen“ eine künstlerische-kulturelle Raum geöffnet.

Kunst als universelle Sprache verträgt sich nicht mit gesellschaftlichen Bewertungskriterien. „Die tief sitzende leistungsorientierte Bewertung vom künstlerischen Schaffen muss man sich unter dieser Perspektive abtrainieren“, sagt Hinrichs. Denn es geht bei ihrem Verständnis vom künstlerischen Schaffen mehr um den schöpferischen Ausdruck, den heilerisch-magischen Akt und weniger um den ästhetischen Eindruck, den das Werk auf andere macht. „Wir wollen mit der Kunst die Intuition einfangen“, ergänzt sie. „Es geht um Resonanz zu Themen, die im Raum stehen.“

In ihrem neuen Buch erläutert sie mittels einer ausführlichen Wissenschaftsrecherche  in einem Theorieteil das holgrafische (holistische) Weltbild und die bedeutende Rolle der Kunst in diesem Kontext. Mit der Annahme einer holografischen Sichtweise einher geht die Idee, dass die Verarbeitung und Speicherung von Erfahrungen nicht im Gehirn des Menschen erfolgt, sondern in intelligenten Informationsfeldern. Eine wesentliche Rolle kommt der Intuition als präkognitive Wahrnehmungsquelle für Feldinformationen zu, so dass zu fragen wäre, wie sich mittels intuitiver Erkenntnisse diese Informationen in der dreidimensionalen Wirklichkeit abbilden lassen. Hinrichs postuliert, dass die Kunst dabei als eine Art Übersetzungs- bzw. Sehhilfe für intelligente Felder dient. „Viele neurowissenschaftliche Erkenntnisse belegen, wie sehr viel schneller unsere automatische Soforterfassung unserer Welt ist. Denken und Rationalität sind eher Bummelbahnen die auf den Schienen schon angebahnter Intuitionen fahren. Die Automatik der körperintelligenten Intuition ist gigantisch. Bewusstheit darüber zu erlangen ist erweiterte Intuition und deren Umsetzung in Ausdruck und Gestaltung, ist Kunst“,  konstatiert auch Dr. Hans Hein, Mediziner und Gründer des Forum Synergie, der das Vorwort zum Buch geschrieben hat.

Zahlreiche Praxisbeispiele im Buch zeigen, wie man sich diese Sprache, die eher metaphorisch symbolisch daherkommt, nutzbar machen kann. Man kann den künstlerischen Ausdruck in der Psychotherapie und Beratung einbeziehen, wie es in der Kunsttherapie üblich ist. Hinrichs konstatiert, dass das kreative Schaffen aber auch ohne psychotherapeutische Reflexion den inneren Heiler auf den Plan ruft. Der innere Heiler sei  so etwas wie ein Resonanzkörper, der auf die Wahrnehmung von körperlichen und psychischen  Unstimmigkeiten ausgerichtet ist. Seine Fähigkeit innere Dissonanzen zu balancieren und in  korrigierende Impulse zu verwandeln, nutze eine geniale Hyperintelligenz. Der Zugang gelingt über das Training der Intuition.

Hinrichs berichtet aus ihrer aktuellen Flüchtlingsarbeit von einem Herzchirurgen aus Syrien. Er war im Gefängnis und wurde systematisch gefoltert. Die kreisrunden Narben auf der Haut, die von glühenden Zigaretten stammen, sind nur ein Zeichen dafür. Die seelischen Wunden sind von außen aber nicht sichtbar. „Das Bild zeigt ein Selbstportrait von ihm. Ich bringe jede Woche eine künstlerische Inspiration mit, diesmal war es die Idee ein Portrait zu malen. Selbstbildnisse bringen besondere Herausforderungen mit sich. Denn Portraitieren hat immer auch etwas mit dem Erforschen des eigenen Ichs zu tun. Für den Auftrag zu einem Portait wird der Druck zur optimalen Selbstdarstellung oder auch die Scham sich zu zeigen dadurch gemildert, dass kein perfektes Abbild der Person zu erschaffen ist, sondern ein Gefühlsausdruck, eine Stitation  oder Stimmung wiedergeben werden soll. Das Portrait besteht bei diesen Werken eher aus einer Art Inneschau, ein Portrait des Innenlebens, als könne der Betrachter in den Kopf des Künstlers blicken. Mich hat das Werk sehr beeindruckt. Die  Kunst kann Unsagbares zeigen. Sie baut auch eine Gesprächsbrücke und hilft bei der Verarbeitung des Grauens. Ich nutze die heilende Kraft der Kunst, die sich automatisch durch das kreative Schaffen einstellt. Raed, der nach seiner Aussage zuletzt als Kind gemalt hatte, sagte bei einem Gruppentreffen „art gives me freedom“. Anders als viele andere spricht er über seine Erlebnisse im Gefängnis. Das habe ich in dieser Offenheit in meiner jahrelangen Flüchtlingsarbeit bisher selten erlebt. Auch werden die Wunden der Geflüchteten nicht immer so sichtbar, wie in seinem Bild. Meine Erfahrung aber ist, dass die Kunst dabei hilft, Unaussprechliches sichtbar zu machen. Innere Bilder und fehlende Worte finden im kreativen Schaffen ihren Ausdruck. Die Kunst wirkt auf einer fühlenden, unbewussten Ebene und hilft heilen. Unsere Intuition kennt den Weg der Verarbeitung von Erlebtem. Sie ist wie ein inneres Leitsystem und gibt dir die Richtung vor, bevor dein Verstand überhaupt etwas kapiert hat“, sagt Hinrichs.

Beispiel aus der Seniorengruppe, Klientin ist 91 Jahre

Die Kunsttherapeutin ergänzt, dass das spielerische und bewertungsfreie künstlerische Schaffen vor allem auch Freude und Lebensenergie freisetze. Freude und Humor seien vielleicht die am meisten unterschätzen Themen im Bereich moderner Therapieformen, wie der Mediziner Dahlke feststellt. Das bestätigt der renommierte Hirnforscher Gerald Hüther, der ein Plädoyer für das Spielen verfasst hat. Es ist eine wichtige Quelle für Entspannung und Öffnung der Intuition. „Das Spielerische finden wir etwa auch beim Malen, im absichtslosen Tun, ohne Leistungsorientierung und Ziel. In meinen Gruppen kommen wir zusammen, lachen, haben Spaß, das ist erstmal mein Hauptziel. Denn Loslassen öffnet Resonanzräume und macht Platz für die Intuition.“

Die Herausforderung beim künstlerischen Ausdruck sei die Sprache der Kunst zu verstehen, so Hinrichs. Der Ausdruck ist symbolisch-metaphorisch, eher wie die Sprache der Träume. Es sei immer wieder faszinierend mitzuerleben, wie das Kunstwerk als eine Art Bote, eine Manifestation der Intuition, ganz  neue Perspektiven aufzeige.

Hinrichs berichtet im Epilog des Buches auch von ihrem eigenen Trauma und der Hilfe durch den künstlerischen Ausdruck.

Als Teenager erkrankte sie an einer „aufsteigenden Polyneuropathie mit Hirnnervenbeteiligung“ (akute Polyneuroradikulitis (Guillain-Barré Syndrom)).  Folgen dieser Erkrankung sind entzündete Nervenwurzeln im Rückenmark, durch die die Nervenfasern beschädigt werden. Dies führt zu Lähmungen der Muskulatur.

„Die Krankheit verwandelte mich in nur wenigen Tagen in einen lebenden Stein, ich war körperlich komplett gelähmt. Ich konnte nicht mehr sprechen, nur noch lallen. Aufgrund von Augenmuskellähmungen habe ich alles um mich herum in Doppelbilder gesehen. Ich konnte nicht mehr selbständig Nahrung zu mir nehmen geschweige denn ausscheiden. Lähmungen der Atem- und Schluckmuskulatur sind lebensbedrohlich. Ich stand kurz vor einer künstlichen Beatmung und war in einem Zustand der kommunikativen Ausgeschlossenheit. Ich hatte dem Tod schon in die Augen geschaut.“

Medusa von Ulrike Hinrichs, 1981

Nach einer langen Rekonvaleszenzzeit verarbeite Hinrichs intuitiv das Erlebte künstlerisch. Denn eine psychologische Betreuung hatte sie damals nicht.

„Wenn ich heute auf mein Kunstwerk schaue, dann zieht mich Medusas Blick einerseits magisch an und andererseits kann ich ihn kaum ertragen. Das Symbol Medusa ist für mich auch deshalb so beeindruckend, da ich damals noch überhaupt gar keinen Bezug zur Mythologie oder  zu spirituellen Themen hatte. Und das ist daher ein sehr gutes Beispiel für die Symbolsprache, die der künstlerische Ausdruck hervorbringt. Die Symbolik spricht für sich, egal ob du sie verstehst oder nicht. Medusa, die jeden in Stein verwandelt, der ihr in die Augen schaut. Gleichzeitig steht Medusa in der Mythologie, was weniger bekannt ist, auch für eine helle schützende Seite. Sie ist die Göttin der Masken, des wilden Blickes und des „weisen Blutes“. Als Schlangengöttin verkörpert Medusa weibliches intuitives Wissen. Die Schlangen, die ihrem Kopf entspringen, symbolisieren Weisheit und Erkenntnis.“ Medusa ist ein archetypisches Bild von  Wut, Verrat und Scham, beschreibt es auch Wirtz in ihrem Buch: Stirb und werde, die Wandlungskraft traumatischer Erfahrungen. „Das Symbol der Versteinerung, das Medusa repräsentiert, steht im Traumakontext auch für emotionale Betäubung“, ergänzt Hinrichs. Der Mythos von Medusa  wird auch als Aspekt der Dissoziation gesehen, das Abtrennen des Kopfes vom Körper. Und genau das sei auch in der Symbolik der Krankheit geschehen.

Beim „Lesen“ der Kunstwerke bestehe auch die Gefahr des Interpretierens und Manipulierens. Denn was immer eine andere Person assoziativ zu einem Werk auf einer Deutungsebene äußert, bleibt nicht ohne Wirkung für den Empfänger, so Hinrichs. Allerdings ist  jede Kommunikation unter Menschen „manipulativ“, da sie zwangsläufig Auswirkungen auf den anderen habe. Denn Worte wirken! Im positiven Sinne sei dies für eine Psychotherapie gerade auch gewünscht, denn durch therapeutische Impulse soll der Raum des Klienten geöffnet werden, um Veränderungsprozesse zu bewirken. Daher geht es bei der hier vorgestellten Art der Arbeit um eine klare Haltung. Der Therapeut oder Coach ist kein Experte, sondern Begleiter. Die Kommunikation erfolgt dialogisch. Assoziative Angebote werden als Vorschläge unterbreitet. „Beim freien Assoziieren gehen wir in Resonanz mit Feldern, bringen die Intuition hervor. Der Kunst als „Sehhilfe“ für intuitive Prozesse bzw. als Übersetzungshilfe für intelligente Felder, kommt für solche Veränderungsprozesse eine große Bedeutung zu “, so Hinrichs.

Artikel als pdf auf der Webseite des Synergia Verlages

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Kunst als Sprache der Intuition – Der holografische Ansatz in der Kunsttherapie und kunstanalogen Transformationsprozessen
Hinrichs, Ulrike, Synergia Verlag, 2019, 224 Seiten mit 40 farb. Abbildungen. ISBN: 9783906873824, 22,90 €

 

 

 

 

 

Ulrike Hinrichs begleitet Menschen in Konflikten, Veränderungsprozessen und schwierigen Lebenssituationen. Sie ist u.a. intermediale Kunsttherapeutin (Master of Expressive Arts), Künstlerin, Mediatorin, systemischer Coach, NLP Master, Dozentin, Ausbilderin für Mediation, Autorin und ehemals Rechtsanwältin. Sie versteht und nutzt in ihrer unterstützenden Arbeit mit Menschen den künstlerischen Ausdruck als eine integrative und allverständliche Sprache der Intuition.

http://www.lösungskunst.com

 

 

 

 

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Literatur:

Dahlke, Ruediger (2010). Das Schatten-Prinzip. Die Aussöhnung mit unserer verborgenen Seite,

Hinrichs, Ulrike (2019) Kunst als Sprache der Intuition. Der holografische Ansatz in der Kunsttherapie und kunstanalogen Transformationsprozessen,

Hüther, Gerald; Quarch, Christoph (2016). Rettet das Spiel! Weil Leben mehr als funktionieren ist.

Wirtz, Ursula. Stirb und werde, die Wandlungskraft traumatischer Erfahrungen.

 

 

Ausstellung & Dialog „Gemalte Freiheit“

23.9.2018, ab 15 Uhr – Gemalte Freiheit – unser Grundgesetz in Farbe
3falt Kunst, Kultur, Kreativität, Neue Straße 44, 21073 Hamburg
Um 16 Uhr gibt es eine Führung durch die Ausstellung mit Dialog

Unser Grundgesetz repräsentiert unsere gesellschaftlichen Grundwerte. Sie sind ein großer Schatz, den es gerade in Zeiten starker gesellschaftlicher Spannungen mit polarisierenden Wertekonflikten zu hüten gilt. Viele Menschen fühlen sich nicht mehr gehört und sind demokratieverdrossen. Wir halten dagegen und haben unsere Grundrechte künstlerisch gestaltet. Aufgerufen waren alle Harburger und Harburgerinnen, insbesondere solche in schwierigen Lebenswirklichkeiten, sich am Projekt zu beteiligen. Jetzt möchten wir allen Besuchern und Besucherinnen der Ausstellung unser künstlerisch gestaltetes Grundgesetz präsentieren und mit Ihnen diskutieren. Weitere Infos www.grundrechtekreativ.de

Projektleitung Ulrike Hinrichs

Hier ein paar erste Eindrücke…

„Art. 5 Abs. 3 GG“  Natascha Artworx, „Logo“ Kerstin Nagel-Stein, „Justitia“  Yvonne Lautenschläger, „Überwachung“  Sonja Adolpho, „Justitia“  Bettina Behrend, „Demo“  Rita Peters, „Ich sag was ich will“ Rita Peters, „Wandteppich 2×3 Meter der Flüchtlingsgruppe: Komm wir nähen“ (Projektleitung Rike Reichert), „Stürmische Zeiten“ Bettina Behrend, „Unantastbar“Kerstin Nagel-Stein, „Assoziationen“ Antje Gerdts, „Asyl“ und „Performance: Die wahre Lüge oder die verlogene Wahrheit?“ Karen Kandzia & Yahya Hmimes .

Fotoprojekt „Ich steh (dr)auf“ von Andrea Hinrichs-Specht und Lena Hinrichs

Künstler*innen Kunstwerke Webseite
Andrea Hinrichs-Specht & Lena Hinrichs Steh (dr)auf!
Andrea Hörner Vielfalt
Angelika Czaplinski 70
Antje Gerdts Erinnern für die Zukunft

Synagoge in Harburg 1863-1938/41, Eißendorfer Straße 15, St. Johannis 1892/94 – 1944, Bremer Straße, Dreifaltigkeit 1650/52 – 1944, Neue Straße

Assoziationen

www.antjegerdts.de
Bettina Behrend Justizia, Mann und Frau vom Gesetz beschirmt, Stürmische Zeiten www.behrend.info
Karen Kandzia & Yahya Hmimes Live Performance, Die wahre Lüge oder die verlogene Wahrheit?
Kerstin Nagel-Stein Unantastbar www.nagel-stein.de
Khadija Alipour Stopp
Mehdi Hassan Reihe Flucht
Natascha Artworx Grundstein, Artikel 5 Abs. 3 http://www.natascha-artworx.webs.com
Olaf Schröder Würde – Freiheit
Raif Khalifa Heilige Familie
Rike Reichert

 

Musik, Artikel 1, Unity, Agni Partene, Thron www.rike-reichert.com
Rike Reichert (Projektleitung), Flüchtlingsgruppe „Komm wir nähen“ mit Tarfa Khalaf, Zafura, Anna Maria Steinbach, Abigail Kantorek, Ali Ahmed, Rosl Alsarhan, Andrea Richter, Maren Schulze

 

Genähte Freiheit

 

www.m.facebook.com/kommwirnaehen
Rita Peters Demo!, Ich sag was ich will www.ritapeters.de
Samera Al Khafage Deutschlandherz
Sly Ich auch! www.habibiatelier.de
Sonja Alphonso Überwachung, Presse unter Druck www.see-me.online
Tom ElHadra KIND. SEIN. DÜRFEN!
Ulrike Hinrichs Die goldene Kiste, Wer bist du, dass ? www.lösungskunst.com
Yvonne Lautenschläger Justizia, Gespiegelter Wahnsinn, Insagnity nuggets www.medeas.space
Zeinab Alipour Human Rights, Herz

Das Projekt wird unterstützt von

 

 

Mein neues Buch „Kunst als Sprache der Intuition“

 

Das Universum schafft künstlerisch.  Um mit ihm zu kommunizieren, müssen wir kreativ sein.

(Ulrike Hinrichs)

 

Infos zum Buch: Synergia-Verlag, ISBN 9783906873824

Presse: „Mit der Kunst die Intuition einfangen“

 

Wenn die Intuition die Führung übernimmt  

Die Welt als Maschine ist Geschichte, das Narrativ unserer Zeit beschreibt die Welt als lebenden holografischen Organismus. Jedes System, auch der Mensch, ist danach ein Holon. Daraus folgt eine vielstufige, geschichtete Hierarchie von Sub-Ganzheiten. Auch die Psyche ist Bestandteil eines holografischen Bewusstseinsfeldes. Wissen und Erfahrungen sind in universellen Feldern gespeichert, mit denen der Mensch mittels seiner Intuition in Resonanz steht. Psychische Beeinträchtigungen und seelischen Nöte wechselwirken ebenso mit diesen Feldern wie kollektive Verletzungen und Traumata. Intuitive Erkenntnisse, die sich etwa in inneren Bildern, Gefühlen und Visionen ausdrücken, dienen als Sprachrohr intelligenter Felder. Die Künste sind eine wahrnehmende Ausdrucksform der Intuition. Künstlerische Prozesse wirken für die holografische Wahrnehmung wie eine „Sehhilfe“, die Inneres visuell nach außen bringt. Der Kunsttherapie kommt aus holografischer Perspektive eine besondere Bedeutung zu. In der Kunst wird die diffuse Intuition im Werk sichtbar gemacht. Das Kunstwerk manifestiert einen erweiterten Selbstausdruck der wechselwirkenden Felder, der im therapeutischen Bezug einbezogen werden kann.  

Webseite der Autorin: www.lösungskunst.com

Vorwort von Dr.Hans Hein  

Viele neurowissenschaftliche Erkenntnisse belegen, wie sehr viel schneller unsere automatische Soforterfassung unserer Welt ist. Denken und Rationalität sind eher Bummelbahnen die auf den Schienen schon angebahnter Intuitionen fahren. Die Automatik der körperintelligenten Intuition ist gigantisch. Bewusstheit darüber zu erlangen ist erweiterte Intuition und deren Umsetzung in Ausdruck und Gestaltung, ist Kunst.    Ulrike Hinrichs hat sich auf Ihrem Lebensweg zur künstlerischen Tätigkeit und zur Kunst früh entdeckt, verloren und begeistert wiedergefunden. Ihre Neugierde erstreckt sich auf viele Facetten, Ansätze und Zugänge zum Übersetzen und Ausdrücken von intuitiver Erfassung der „Welt“. Sie exploriert viele Wege der Entwicklung ihrer intuitiven Fähigkeiten. In gemeinsamen Projekten (Globalbrain, Synergie kreativ) hat sie sich von ihrer intuitiven Begabung, die sich auch auf Fernwahrnehmung bezieht, überraschen lassen.   Künstlerische Tätigkeiten sind Intuitionstraining und kopfloses Sein im Jetzt. Angenommen es gibt so etwas wie eine Bewusstseinsentwicklung der Menschheit, dann deutet diese in Richtung einer erweiterten Wahrnehmungsfähigkeit, die sich in die virtuellen Welten, dem Nicht-Fassbaren, zuwendet. Intuition und ihr Ausdruck in Kunst ist dabei so etwas wie der WLAN-Zugang in diese Bereiche. Kunst und Intuition ermöglichen sensible Ahnungen für das Kommende. Kunst ist primär eine Übersetzung intuitiver Wahrnehmung. Kunst als Produktion von Werken, fußend auf erlernten Techniken, verliert häufig die Authentizität. Diese ist die eigentliche Wirkung von ursprünglicher Kunst. Reproduktion ist schal. Genau das spürt auch der Betrachter dank seiner eigenen intuitiven Wahrnehmung. Kunst ist die Fähigkeit das Meer des nicht bewussten Wissens zu übersetzen und über einfühlendes Betrachten Zugänge zu Wissen zu schaffen und damit den Bereich des Nichtwissens zu verkleinern. Kunst ist das Abenteuer der Entdeckung des unbekannten Terrains. Wenn wir Kunst als die Fähigkeit betrachten den umfangreichen Prozess der Wahrnehmung der nicht bewussten Feldern, also die virtuellen Welten, über Intuition in Formen vertrauter Sinneswahrnehmungen zu übersetzen und auszudrücken, haben wir einen ganz spannenden Ansatz.   Intuition ist sowas von alltäglich und selbstverständlich, dass es uns wenig bewusst ist. Deswegen ist die bewusst wahrgenommene Intuition als erweiterte Intuition zu verstehen. Sie eröffnet ein gigantisches Meer von Möglichkeiten. Kunst kann diese Fülle der Eindrücke fokussieren, kanalisieren, lesen und übersetzen. Die Metapher und die Idee, dass unser Körper in ein Lesegerät für virtuelle, nicht sichtbare Felder ist, kann Kunst deutlicher in alltägliches Sein bringen. Selbst wenn Kunst konstruiert wird, ist ihre Quelle immer die Intuition. Jeder Mensch ist Künstler. Jeder hat die Fähigkeit kollektive Felder wahrzunehmen, Stimmungen aufzugreifen und umzusetzen. Kunst führt das Individuum aus der Entfremdung zur Kohärenz, Authentizität und Kongruenz.  Jeder ist Kunst und ein Sensor für innere und äußere Informationsfelder (MEME) Im künstlerisch Geschaffenen ist der Künstler als spezieller Filter und Übersetzer immer enthalten und wahrnehmbar.    Ein wesentliches Element des künstlerischen Schaffens ist die Fähigkeit zur absichtslosen Gestaltung der künstlerischen Prozesse, die sich selbst überraschend keine Pläne und Konstrukte benutzt. Die „Arbeit“, manchmal auch Qual des Künstlers ist es, diese Wahrnehmungen aus der Gesamtheit des Inputs in Erscheinungsformen zu gebären und über die fünf Sinne zu gestalten und übersetzen. Technik ist nützlich doch rein technische Produktion und Werke haben keinen Biss, weil die Einladung zur Verschränkung des Betrachters mit dem Feld des Künstlers und der „Aura des Werkes“ nicht geschieht.   Die Grundlage der Intuition ist das permanente Scannen und die Verschränkung mit der Nicht-Sichtbaren Welt, die über unsere Körperintelligenz wahrnehmbar wird.     

Dr. Hans Hein  http://www.forumsynergie.de

 

Beispiele für künsterlsiche Ideen finden Sie unter  „Kreativapotheke“

Artikel:

Hände

News: IMehr dazu in meinem Buch KUNST ALS SPRACHE DER INTUITION

 

Mit den Händen berühren wir die Welt, Dinge, Tiere, Menschen. Wir begrüßen andere mit einem Handschlag. Wir beten mit den Händen. Die Hände setzen wir für unsere Arbeit ein, für Handgriffe im Alltag.

Sie können schlagen oder streicheln, anpacken oder ruhen.Unsere Hände unterstützen uns auch in der Kommunikation.

Wir haben Redewendungen um die Hand, etwa „jemandem die Hand reichen“ als Geste der Versöhnung oder „da bist du in guten Händen“ als Synonym dafür, geschützt, in Sicherheit, gut aufgehoben, wohl behütet bei jemanden zu sein.

Mit der Hand bzw. den Händen können wir auch künstlerisch arbeiten. Dazu zeichnet man mit einem Bleistift den eigenen Handumriss einer oder beider Hände auf ein Din A 3 Papier. Anschließend wird die Hand künstlerisch gestaltet. Dabei kann man entweder frei arbeiten oder auch einen Gestaltungsauftrag geben wie

zum Beispiel:

  • ein farbiges Muster gestalten,
  • den Empfindungen in der Hand bestimmte Farben zuordnen („wo fühlt es sich warm, kalt, taub, gefühlsintensiv an und welche Farbe steht dafür?“)
  • inhaltlich zu arbeiten („wen oder was möchten deine Hände halten oder berühren?)

Reflexion

  • Was zeigt sich dir auf der Bildebene (Material, Farben, Farbintensität, Hintergrundfarben, Strichführung, Formgebung, Handform im Bild etc.; wurde der gesamte Gestaltungsrahmen auf dem Blatt ausgeschöpft)
  • Wenn die Hand sprechen könnte, was sagt sie dir?
  • Wollen die Hände etwas tun oder gerade nicht tun?

Über das Erinnern

Jeder von uns trägt ein Puzzle-Werk der Lebenserinnerungen in sich. Einige Episoden erscheinen bunt und lebendig, andere grau und dunkel. Manche Lebensabschnitte sind wie ausgelöscht, in ein schwarzes Loch gefallen, von einem dunklen Nebel umhüllt. „Meine Jugend ähnelt eher einer vernebelten Landschaft, in der gelegentlich Erinnerungen wie vereinzelte Bäume auftauchen, diese Art von Bäumen, die aussehen, als wollten sie einen packen und fressen. […]. Es gibt nichts Durchgängiges, nur Schnappschüsse, viele davon unscharf“[1], beschreibt Stephen King in seiner Autobiografie seine Jugenderinnerungen.

Wer seinen eigenen Erinnerungen traut, könnte von seinem Gedächtnis reingelegt worden sein. Die Erinnerung ist raffiniert und trügerisch. Oft haben wir nur Erinnerungsfetzen, die sich eher wie Puzzlestücke zusammenfügen, geschmückt mit Anekdoten und Geschichten etwa aus der Familie. Unser Erinnern von Erlebtem ist kein getreues Abbild der Vergangenheit, es gleicht vielmehr einer Geschichte, die wir immer wieder neu erzählen. Denn Erinnern sei nichts Statisches, sondern ein aktiver Prozess, so die Hirnforscherin Daniela Schiller, es erfolge jedes Mal ein erneuter  Speicherprozess.[2] Wir erinnern also nicht das Ereignis selbst, sondern das letzte Mal, da wir es erinnert haben. Es erfolge eine permanenten Aktualisierung der Perspektive, so auch der Literaturwissenschaftler Walter Hinck[3], „mit einer Überformung der ursprünglichen Perspektive durch all die weiteren Erfahrungen, die der Beobachter seit der Ersterfahrung des Erinnerns gemacht hat.“

Günther Grass beschreibt in seinem Werk „Beim Häuten der Zwiebel“ die Tücken der Erinnerung sehr anschaulich[4]:

„Wenn ihr mit Fragen zugesetzt wird, gleicht die Erinnerung einer Zwiebel, die gehäutet wird, damit freigelegt werden kann, was Buchstab nach Buschstab ablesbar steht: selten eindeutig, oft in Spiegelschrift oder sonst wie verästelt. Unter der ersten, noch trocken knisternden Haut findet sich die nächste, die kaum gelöst, feucht eine dritte freigibt, unter der die vierte, fünfte warten und flüstern. Und jede weitere schwitzt zu lang gemiedene Wörter aus, auch schnörkelige Zeichen, als habe sich ein Geheimniskrämer von jung an, als die Zwiebel noch keimte, verschlüsseln wollen.“

Die Erkenntnisse der Hirnforschung können wir uns im Workshop Lebenswegschreiben zu Eigen machen. Wir beleben unsere Erinnerungen, modellieren und gestalten sie bewusst zu unseren Gunsten.  Dabei nutzen wir nicht nur die Kraft des Schreibens, sondern unterstützend auch den intuitiv-künstlerischen Ausdruck. Denn unser Gehirn denkt in inneren Bildern. Es merkt sich Dinge leichter, zu denen es einen emotionalen und visuellen Bezug hat. [5] Wir können belastende Erinnerungen erwecken und verarbeiten. Sie sollen nicht gelöscht, gern aber in eine neue Perspektive transzendiert werden.

Mehr Infos www.lebenswegschreiben.de

Ulrike Hinrichs, intermediale Kunsttherapeutin (Master of Arts), Autorin, Seminarleiterin biografisches Schreiben

 

Literatur

[1] Stephen King (2000, S. 19/20). Das Leben und das Schreiben, Heyne

[2] https://www.heise.de/tr/artikel/Das-Gedaechtnis-ist-nicht-statisch-2038305.html 18.1.2019

[3] Walter Hinck, Selbstannäherungen. Autobiographien im 20. Jahrhundert von Elias Canetti bis Marcel Reich-Ranicki. Artemis & Winkler.

[4] Günter Grass, Beim Häuten der Zwiebel, Seite 7 ff., Leseprobe

[5] Siehe zum Beispiel Gerald Hüther in seinem sehr zu empfehlenden Buch: „Bedienungsanleitung für ein menschliches Gehirn“, Vandenhoeck & Ruprecht

Wenn nicht nur der Pulli kratzt – was es bedeutet, hochsensibel zu sein

Neurodiversität: Hochsensibilität, Traumafolgen, ADHS im Erwachsenenalter, zu den neurospezifschen Besonderheiten siehe  auch meinen Artikel im Kulturfeuilleton des Hamburger Südens Neurodiversität – Nichts für die Ohren

„Du bist eine Prinzessin auf der Erbse“ habe ich als Kind oft gehört, wobei der Tonfall meiner Mutter nichts Gutes ahnen ließ, auch wenn mir das Märchen[1] , bei dem die sensible Königstochter durch viele Matratzen hindurch eine kleine Erbse fühlt, eigentlich sehr gefiel. Die Prinzessin steht in unserem Sprachgebrauch daher auch für eine besonders empfindliche Person. Mit mir stimmt irgendetwas nicht, war die nicht überhörbare Botschaft im Subtext. Und tatsächlich, ich bin anders. Mir ist viel schneller alles zu viel, als anderen Menschen. Ich halte mir die Ohren zu, wenn ein schrilles Martinshorn im Straßenverkehr ertönt und ich muss alle Nebengeräusche wie Radio oder Fernseher ausschalten, wenn ich mich unterhalten will. Zu viele Menschen an der Supermarktkasse beengen mich, zu viele Informationen auf einmal überfordern mich. Der Wollpullover kratzt auf meiner Haut, das Schild im T-Shirt nervt im Nacken, das Gummi von den Socken ist zu eng. Der Autofahrer rückt mir zu dicht auf die Pelle, das Oberlicht im Büro ist zu grell, ich kriege zu wenig Luft bei geschlossenem Fenster oder das Parfüm der Kollegin ätzt in meiner Nase. Ich fühle auch zu viel mit. Ich sorge mich um den jaulenden Nachbarshund (muss ich den Tierschutz rufen?) oder kriege ein flaues Gefühl im Bauch, wenn ich versehentlich in eine Dokumentation über Massentierhaltung seppe (Fernseher ausschalten, sonst kann ich nicht schlafen). Ich erinnere noch unseren Familienurlaub nach Bulgarien, ich muss so um die 10 Jahre alt gewesen sein, während andere Kinder am Meer im Sand spielten, rettete ich unzählige Marienkäfer vor dem Ertrinken. Ich spüre Stimmungen im Raum. Manchmal hab ich das Gefühl, dass ich Energien körperlich greifen kann. Ich nehme oft das wahr, was nicht gesagt werden soll oder kann. Und mein Gehirn besticht durch ein dauerhaft aktives Gedankenkarussell.

Ich bin hochsensibel

Zeugnis 1973: „Wenn Ulrike mit ihren Gedanken und Worten nicht gerade woanders ist – leider ist sie es häufig – arbeitet sie interessiert mit. Sie ist aufgeschlossen, einfallsreich und lebhaft. Sie hat den besten Willen, alle Arbeiten sauber und ordentlich zu erledigen, aber Geduld ist nicht ihre größte Stärke. Wie viele temperamentvolle Kinder, ist sie sehr sensibel. Sie braucht Unterstützung, viel Lob und Ruhe zum Arbeiten.“

Zeugnis 1975: „Ulrike hat ein starkes Empfinden. Sie ist sensibel und leicht verletzlich.“

Hochsensibilität

Hochsensibilität ist keine Krankheit und auch nicht „heilbar“, es ist eine Eigenschaft, von der ca. 15 – 20 % der Menschen und auch der Tiere betroffen sind. Kennzeichnend für hochsensible Menschen sind kurz zusammengefasst (nach Aron)[2] insbesondere eine

  • gründliche Informationsverarbeitung

Eine gründliche Informationsverarbeitung zeichnet sich nach Aron dadurch aus, dass sich hochsensible Menschen auffällig mehr Gedanken machen, und zwar in allen Lebensbereichen, über die Beziehung, die Arbeit oder auchdie Gesellschaft oder den Sinn des Lebens. Eine hohe Reflexion über das eigene Handeln und seine Auswirkungen sind ebenfalls Indikator für eine vertiefende Verarbeitungsebene von Informationen. Dies zeigt sich ganz auffällig auch im Mitfühlen und mitleiden mit dem Schmerz anderer Lebewesen, Mensch wie Tier. Dadurch haben Hochsensible oft auch einen hohen Anspruch an Gerechtigkeit. Diese gründliche Verarbeitung von Eindrücken dürfte auch der Grund dafür sein, dass Hochsensible anfälliger für Traumata sind.

  • Übererregbarkeit

Ein hohes Erregungsniveau von Hochsensiblen zeigt sich durch ein hoch aktiviertes Nervensystem (siehe dazu auch Autnomes Nervensystem, Trauma und Kunsttherapie). Eine chronische Übererregung ist  sehr häufig eines der Hochsensible am meisten belastenden Probleme im Alltag. Denn diese führt zu Überforderung, Schlafstörungen und körperlichen Symptomen. Nicht nur negative, auch positive Veränderungen im Lebensrhythmus, etwa ein größer Urlaub oder Umzug, wirken auf Hochsensible oft stark beunruhigend und lösen hohen Stress aus.

  • emotionale Intensität

Eine emotionale Intensität, die von außen  unschwer zu erkennen ist, ist ein weiteres Merkmal für  Hochsensibilität. Sie lässt sich aber nicht immer trennscharf etwa auch von einer vergleichbaren traumabedingten Emotionsdichte unterscheiden. Für Hochsensibilität in Abgrenzung zu Traumata kennzeichnend ist eine solche emotionale Tiefe in allen Lebensbereichen.

  • eine sensorische Empfindlichkeit

Die sensorische Empfindlichkeit spiegelt die Hochsensibilität auf der Körperebene bzw. der Sinneswahrnehmung. Hochsensible reagieren etwa empfindlich auf Hautreize durch Cremes, Wolle oder auch Berührungen. Auch die Wahrnehmung von Geräuschen, Gerüchen und visuellen Eindrücken (z.B. grelles Licht), die für Normalsensible noch unauffällig sind, belastet hochsensible Menschen.

Neurodiversität

Auch ADHS kennt diese neurospezifischen Besonderheiten. Bei bestimmten psychischen Erkrankungen, insbesondere bei Traumfolgestörungen, zeigen sich ebenfalls solche Auffälligkeiten. Gerade ein übererregtes Nervensystem ist typisch für ein Trauma

Siehe auch meine Beiträge

Wenn man allerdings Hochsensible befragt, dann erzählen sie ähnliche Geschichten aus ihrer Kindheit wie ich. Botschaft: es war schon immer so!  Gerade dieses Gesamtbild der Eigenschaften, die die Person schon in der Kindheit kennzeichnen, zeigt die Abgrenzung zu oft ähnlichen Trauma-Symptomen, die in der Regel nur bestimmte Verhaltensweisen betreffen.[3] Dennoch ist eine Trennlinie nicht immer leicht zu ziehen. Oft bedingt Hochsensibilität auch ein Trauma.[4]

Hochsensibilität ist eine Begabung und eine Last. Die Begabung liegt zum Beispiel in der intensiven und vernetzten Wahrnehmung. Hochsensible Menschen haben oft einen guten Zugang zu ihrer Intuition, nicht selten auch Vorahnungen und ausgeprägte Hellsinne. Gleichzeitig führt eine Hochsensibilität oft zu einer Reizüberflutung und Überforderung, wenn Rückzugsmöglichkeiten und Entspannungsphasen nicht genug gelebt werden. Dadurch bedingte Symptome wie Müdigkeit, Konzentrations- und Schlafstörungen, Infektanfälligkeit, Allergien, Kopf- und Bauchschmerzen, Unruhe, Magen-Darm-Erkrankungen, Muskelverspannungen, Erkrankungen des Bewegungsapparates, sowie Angstzuständen bis hin zur Depression sind typisch. Hochsensible brauchen daher einen äußerst guten Zugang zu ihren Ressourcen, sie müssen gut auf sich Acht geben (beispielsweise mehr Rückzug) und den Mut haben, mit ihrer Sensibilität offen umzugehen.

Ein guter Zugang zu Ressourcen findet sich über den künstlerischen Ausdruck. Unser Gehirn denkt in Bildern. Es liebt Metaphern, Geschichten und Märchen. Sprachbilder öffnen neue Perspektiven und Welten im Kopf. Der künstlerische Ausdruck weitet den Blick. Brown vergleicht die Kunst unter all den Kategorien, die sich der Mensch schafft, als diejenige, die dem Menschsein am meisten ähnelt.

„Es entspricht unserem Wesen, unvollkommen zu sein. Nicht kategorisierbare Gefühle und Emotionen zu haben. Dinge herzustellen oder zu tun, die manchmal nicht unbedingt einen Sinn ergeben. Kunst ist einfach etwas vollkommen Unvollkommenes“, so Brown.[5]

Ich verstehe den künstlerischen Ausdruck als eine Form einer universellen Sprache. Die herkömmlichen gesellschaftlichen Bewertungskriterien von Kunst sind dafür unbedeutend. Das Kunstwerk ist vielmehr eine Art Bote, der Inneres nach außen bringt. Mit dem künstlerischen Ausdruck finden wir Zugang zu einer Ebene im sprachlosen Raum. Die Kunst kann Unsichtbares sichtbar machen und Widersprüche vereinen. Über die Kunstwerke entstehen für den Künstler neue Weg, die mit der Ratio nicht gedacht werden können. Mit der Kunst haben wir Zugang zu einem universellen kreativen Feld und können über intuitive künstlerische Prozesse einen Impuls aus der Zukunft bekommen.[6] Oft zeigen sich Themen und Lösungen ganz von selbst.

Ulrike Hinrichs 2018

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Literatur

[1] Märchen von Hans-Christian Andersen

[2] Aron, Elaine N. (2014). Hochsensible Menschen in der Psychotherapie. Paderborn: Junfermann Verlag.

[3] Aron (2014).

[4] Chödrön, Pema (2001). Wenn alles zusammenbricht: Hilfestellung für schwierige Zeiten. Goldmann Verlag.

[5]  Brown, Brené (2017). Verletzlichkeit macht Stark. Wie wir unsere Schutzmechanismen aufgeben und innerlich reich werden. München: Goldmann.

Brown (S. 164).

[6] Scharmer Otto C. (2009). Theorie U: Von der Zukunft her führen. Presencing als soziale Technik. Heidelberg: Carl-Auer.

Außen Scham. Innen Liebe.

Selbstliebe und Selbstachtung ist für viele Frauen ein schwieriges Thema. Oft wirken negativ prägende Glaubenssätze aus der Kindheit im Hintergrund, die toxische Schamgefühle auslösen. Toxische Scham als Maskierung von Schmerz beschreibt die tiefe innere Überzeugung falsch, wertlos, mit einem Makel behaftet zu sein. Diese tiefliegende Verletzung des Wesenskerns, wohnt in vielen Menschen, die in ihrer Kindheit nicht willkommen waren, die keine sichere Bindung erfahren haben, die vernachlässigt, gedemütigt oder misshandelt wurden. Wenn uns das Gefühl vermittelt wurde „falsch zu sein“, nichts richtig machen zu können, keine Fehler machen zu dürfen, be- und entwertet wurden, dann entwickelt sich ein ungesundes Gefühl von Scham, das unser Leben einschränkt.

Wir begegnen in unserer Gruppe dem Thema mit künstlerischen Mitteln, wecken Ressourcen, entlarven behindernde Glaubenssätzen. Wir arbeiten mit unterschiedlichen künstlerischen Materialien, Farben, Collage, Poesie, Musik.

Leitung Ulrike Hinrichs, Kunsttherapeutin (M.A.)

Ort: Frauenberatungsstelle Biff Harburg, Neue Straße 59, 21073 Hamburg www.biff-frauenberatung.de

Termine: Montags 16.00 bis 18.00 Uhr

Göttliche Schreibwerkstatt

„Aus Buchstabensuppe machen wir wortgewaltige Götterspeise für die Ohren“

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Götter.online, ein Kunstprojekt der Künstlergruppe für Flüchtlinge und Künstlerinnen aus dem Hamburger Süden, erweckt die Götter der griechischen, keltischen und ägyptischen Mythologie sowie andere Götter und Symbole mit Farbe und Pinsel zum Leben. Die Götter sind als universelle Kräfte zu verstehen. Dieser Idee wollen wir uns auch in unserem Schreibworkshop widmen und die Götter-Kunstwerke zum Sprechen bringen. Experimentelle Texte sind ebenso erwünscht wie Geschichten und Poesie. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Die Texte werden gemeinsam mit den Göttern auf dem Harburger Kulturtag am 4.11.2018 ausgestellt und gern auch gelesen.

Infos zum Projekt www.götter.online

Termin: Sonntag, den 14.10.2018 von 13.00 bis 16.00 Uhr

Ort: Dreifalt – Kunst, Kultur, Kreativität (ehemalige Dreifaltigkeitskirche=, Neue Straße 44, 21073 Hamburg.

Die Teilnahme ist kostenfrei

Um Anmeldung wird gebeten

ulrike.hinrichs @ web. de

040 81977616

Gemalte Freiheit – Workshop und Ausstellung

Workshop  – Gemalte Freiheit

Unser Grundgesetz, das in Kürze 70 Jahre alt wird, repräsentiert unsere gesellschaftlichen Grundwerte. Sie sind ein großer Schatz, den es gerade in Zeiten starker gesellschaftlicher Spannungen mit polarisierenden Wertekonflikten zu hüten gilt. Viele Menschen fühlen sich nicht mehr gehört und sind demokratieverdrossen. Wir halten dagegen, wollen unsere Grundrechte künstlerisch gestalten und damit deine individuelle Sicht zeigen. Was beispielsweise verstehst du unter Menschenwürde oder Religionsfreiheit, Gleichberechtigung oder Handlungsfreiheit?  Die Kunst schafft und respektiert Vielfalt und verbindet Widersprüchliches. Wir begegnen uns und kommen in einen kreativen Dialog. Künstlerische Vorkenntnisse oder Vorkenntnisse zum Grundgesetz sind nicht erforderlich. Am 23.09.2018 werden die Werke in der Dreifaltigkeitskriche in Harburg ausgestellt, wir kommen mit den Besuchern in einen Dialog.

Wer kann mitmachen?

Alle Harburger*innen, die Lust haben… und gern Menschen in besonderen persönlichen Situationen, wie Geflüchtete, Menschen mit Migrationshintergrund, erwerbslose, wohnungslose etc.“

 

Justizia Bettina Behrendt

Ausstellung  Sonntag,  23.09.2018 ab 15 Uhr

Ab 16 Uhr künstlerische Führung mit Dialog

„3falt“ (ehemalige Dreifaltigkeitskirche), Neue Straße 44, 21073 Hamburg

Kontakt

Ulrike Hinrichs, E-Mail ulrike.hinrichs at web.de, Telefon 81977616 (gern Nachricht auf AB hinterlassen)

Weitere Infos www.grundrechtekreativ.de

 

Das Projekt wird unterstützt von

Bezirksamt Harburg, Bundesprogramm „Demokratie leben!“

und der Landeszentrale für politische Bildung

Toxische Scham

Werke anlässlich der Gemeinschaftsausstellung „Frauenbilder“ auf dem interantionalen Frauentag in der Biff Harburg, Reihe: Me Too

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Kunsttherapeutisches Gruppenangebot in der Frauenberatungsstelle: Biff Harburg, Termine 2022: Außen Scham. Innen Liebe.

Gruppenangebot im Kulturhaus Süderelbe, Mit Farben gegen Gewalt für Frauen mit Gewalterfahrung

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Nur wenn wir mutig genug sind, die Dunkelheit zu untersuchen, werden wir die unendliche Macht unseres Lichts entdecken. Brené Brown [1] 

Scham ist vom Grundprinzip ein natürliches und notwendiges Gefühl. Es regelt die Interaktion in der Gemeinschaft (soziale Anpassung) und den Schutz des Selbst (wie viel gebe ich von mir preis). Toxische Scham (der Begriff stammt von John Bradshaw) als Maskierung von Schmerz beschreibt dagegen die tiefe innere Überzeugung falsch, wertlos, mit einem Makel behaftet  zu sein. Diese tiefliegende Verletzung des Wesenskerns, die sich in toxischer Scham zeigt, wohnt in vielen Menschen, die in ihrer Kindheit nicht willkommen waren, die keine sichere Bindung erfahren haben, die gedemütigt oder gar misshandelt wurden. Wenn Kindern durch nonverbales Verhalten oder mit Worten das Gefühl vermittelt wird „falsch zu sein“, nichts richtig machen zu können, keine Fehler machen zu dürfen, be- und entwertet werden, dann entwickelt sich ein ungesundes Gefühl von Scham.

Die Botschaft lautet dann nicht: „du hast etwas falsch gemacht und das ist ok so, ich/wir haben dich bedingungslos lieb“, sondern „Du bist falsch“. Solche oder ähnliche Sätze und Verhaltensweisen kennen viele Menschen: „Mit dir hält es doch sowieso niemand aus“, „Stell dich nicht so an“, „du bist zu dick“, „das kannst du sowieso nicht“, keine körperlichen Berührungen, Umarmungen, Liebes- und Kontaktentzug bei nicht angepasstem Verhalten, keinen Trost in schmerzhaften Situationen.

Typische Abwehrmechanismen nach Bradshaw[2] gegen den Schmerz der toxischen Scham können sein:

  • Perfektionismus, Kontrollzwang,
  • Streben nach Macht und Höchstleistungen,
  • Zorn und Wut,
  • „Denksucht“, Intellektualisieren,
  • Kritik und Tadel, Bestrafung, Bewertung und Verurteilung anderer (Vergleichen mit anderen), Neid, Arroganz,
  • Moralisieren, Verachten, Idealisieren, Beeinflussbarkeit,
  • gönnerhaftes Verhalten, Sichkümmern und Helfen, Nettigkeit und Gefälligkeit.

Solche Verhaltensweisen lenken von einem selbst ab, der eigene Wert wird im Außen gesucht. Kontrolle ist eine der Hauptstrategien, um die toxische Scham zu verbergen. Entweder der Betroffene versucht alle Lebensumstände völlig unter Kontrolle zu bringen oder er/sie verliert jegliche Kontrolle (Suchtverhalten). Die Folgen sind Selbstentfremdung und innere Leere. Die eigenen Grenzen können nicht erkannt bzw. nicht richtig geschützt werden. Betroffene Klammern in Beziehungen, begeben sich in Abhängigkeiten oder können keine Nähe zulassen. Sie reagieren auf Kritik mit heftiger Wut und Aggressionen oder sogar Gewalt.

Körperreaktionen der Scham

  • Beschleunigung der Atmung,
  • Herzrasen,
  • Erröten,
  • Zittern (auch in der Stimme),
  • Sprachlosigkeit (Trockenheit im Mund),
  • Stottern,
  • Schweißausbrüche,
  • Emotionale Beklommenheit (innerer Druck, Innere Enge),
  • seelische Betäubung, innere Leere und auch körperliche Taubheitsgefühle,
  • Schwindel,
  • Muskelverspannung,
  • Ohnmacht, Flucht.

Siehe auch meine Beiträge:

© Ulrike Hinrichs

Ulrike Hinrichs, Kunst als Sprache der Intuition – Der holografische Ansatz in der Kunsttherapie und kunstanalogen Transformationsprozessen Synergia-Verlag, ISBN 9783906873824

Literatur

[1] Brené Brown (2017). Verletzlichkeit macht Stark. Wie wir unsere Schutzmechanismen aufgeben und innerlich reich werden. München: Goldmann, S. 89

[2] John Bradshaw (Wenn Scham krank macht: Verstehen und überwinden von Schamgefühlen)

Autonomes Nervensystem, Trauma und Kunsttherapie

Das autonome (vegetative) Nervensystem (ANS) kontrolliert die lebenswichtigen Grundfunktionen des Körpers. Das ANS reguliert alle autark ablaufenden Funktionen wie Herzschlag, Verdauung und Atmung. Sämtliche Informationen werden über das Rückenmark zu den Organen weitergegeben. Das ANS besteht aus dem sympathischen (SNS) und parasympathischen Nervensystem (PNS), die antagonistisch auf die Organe einwirken. Bei hoher Stressbelastung und in (lebens-)bedrohlichen Situationen (die regelmäßig zu Trauma führen) schaltet das ANS je nach Situation und Individuum auf die drei Grundmechanismen: Flucht – Angriff – Erstarrung.

 

Das sympathische Nervensystem

Das sympathische Nervensystem (SNS) übernimmt den aktiven Part im autonomen Nervensystem. Es stimuliert in Stresssituationen Herzschlag, Atmung und Hormone. Körperliche Anzeichen:

  • Anspannung der Skelettmuskulatur (Vorbereitung auf körperliche Aktivität),
  • Steigerung des Herzschlags
  • Erweiterung der Pupillen
  • Hemmung des Tränen- und Speichelfluss
  • Erweiterung der Luftwege
  • Hemmung der Ausscheidungsorgane (keine Darm- und Blasenentleerung),
  • Adrenalin und Noradrenalin wird freigesetzt
  • Verengung der Blutgefäße
  • Stimulierung des Orgasmus

In lebensbedrohlichen Gefahrensituationen bereitet es auf Flucht oder Angriff vor. Eine hohe Aktivierung des SNS führt zu Reaktionen wie Wut, Aggressionen und impulsiven Gefühlsausbrüchen. Bei einer dauerhaften, chronischer  Über-Aktivierung des Sympathikus durch Stress, Angst und Aufregung besteht eine große Anspannung und innere Unruhe, Reizbarkeit und Aggressivität bei dem Betroffenen. Dies drückt sich auch in hektischen Bewegungen und einer überschnellen Kampf- und Leistungsbereitschaft aus. Ein deutliches Anzeichen der Überaktivierung des PSN zeigt sich auch in einer hohen Nervosität. Der Körper ist permanent auf körperliche und geistige Leistung vorbereitet.

 

 

Das parasympathische Nervensystem

Das parasympathische Nervensystem (PNS) wirkt beruhigend auf die Körperfunktionen. Als Gegenpol zum Sympathikus bewirkt der parasympathische Teil, der auch „Ruhenerv“ genannt wird,  eine Normalisierung der Organ- und Drüsenfunktion und sorgt für Entspannung. Das PSN tendiert zur Speicherung und dem Aufbau von Energie während einer Ruhe- oder Erholungsphase.

Körperliche Anzeichen:

  • Erschlaffung der Skelettmuskulatur
  • Förderung des Tränen- und Speichelfluss
  • Verengung der Pupillen und Luftwege
  • Verlangsamung des Herzschlags
  • Reduzierung des Stoffwechsels
  • Erweiterung der Blutgefäße im Darm,
  • Förderung der Verdauungsfunktionen
  • Stimulierung der sexuellen Erregung

In lebensbedrohlichen Gefahrensituationen, in denen Flucht und Angriff sinnlos sind, bereitet das PNS die Erstarrung (Totstellen) vor. Dies führt zu Reaktionen wie körperlichem und emotionalem Einfrieren, Depression, Müdigkeit, Erschöpfung, Schockstarre. Bei einer Überaktivierung des PSN in Angst- und Stresssituationen zeigt sich die Person äußerlich wie gelähmt.

 

Kunsttherapie und autonomes Nervensystem

 

Die männliche und weibliche Urkraft können als symbolische Platzhalter für das sympathische und parasympathische Nervensystem stehen. Das sympathische Nervensystem  spiegelt das aktive männliche Prinzip, während der Parasympathikus das passive weibliche Prinzip wiedergibt. Wir alle leben zwischen den Polen dieser Kräfte. Die Begrifflichkeiten haben nichts mit der Geschlechterzuordnung  zu tun. Beide Pole leben in jedem Menschen, schon C.G. Jung hat die Archetypen der Anima, als Urbild der Frau im Mann und des Animus als Urbild des Mannes in der Frau beschrieben. Diese Grundprinzipien sind universell und lassen sich in vielen Kulturen als Symbole finden, wie etwa im Symbol Ying und Yang aus der chinesischen Philosophie oder im  Hinduismus, das Prinzip  Linguan, als das aktive und kreative Prinzip, und Yoni als das weibliche, aufnehmende Prinzip. Das weibliche Prinzip steht für Hingabe und Empfänglichkeit. Die Energie ist eher diffus, fließend und formlos. Gleichzeitig ist sie schöpferisch-gestaltend, gebärend, verwandelnd und heilend. Das männliche Prinzip beschreibt das Denken, Handeln und die Aktivität. Die männliche Energie gibt Inspiration. Sie ist fokussiert und zielgerichtet, kämpferisch, dynamisch, leistungs- und wettbewerbsorientiert. Die männliche Energie schützt und hält die weibliche Energie.

Es gibt verschiedene Ansatzpunkte diese Prinzipien künstlerisch umzusetzen. Von der Heilpraktikerin und Trauma-Expertin Andrea Wandel habe ich für das autonome Nervensystem das Symbol „Das wilde Tier in dir“ dankend übernommen. Dieses ungezähmte wilde Wesen hält sich nicht an Normen und Konventionen. Es lebt instinkthaft und tut genau das, was in diesem Moment richtig ist. Die polarisierenden Urkräfte können spielerisch auch in anderen Symbolen umgesetzt werden. Für das weibliche Prinzip kann beispielsweise die Königin als archetypischer Fingerabdruck stehen, für das männliche Prinzip der König. Hier sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt, auch die Götter der griechischen Mythologie eigenen sich für eine symbolische Umsetzung dieser Prinzipien, Demeter die Muttergöttin der Natur etwa und als Gegenspieler Zeus, der Gott des Himmels und des Donners.

Die künstlerische Arbeit mit Symbolen defokussiert von der traumatischen Erfahrung. Es lenkt die Aufmerksamkeit nach außen auf das Kunstwerk und erleichtert den Zugang zu den sehr belastenden, mit Worten oft kaum zugänglichen Erfahrungen und Gefühlen.

siehe auch zum Thema: 

© Ulrike Hinrichs 2018, die Bilder stammen aus der Künstlergruppe für Flüchtlinge

Trauma und Hochsensibilität

 

  Ulrike Hinrichs

Die Welt ist ein gefährlicher Ort, vor allem auf einem Piratenschiff. Überall lauern Gefahren, durch Feinde, Orkane, Seebeben und gefährliche Meerestiere. Die Königin der Meere verlässt sich daher nicht auf die Nautik, sondern führt ihr Piratenschiff mit ihren feinen Instinkten und Vorahnungen durch die gefährliche See. Sie sieht durch das Nichts im Nebel und kennt die Klänge der Ruhe vor dem Sturm. Sie fühlt wie die Tiere das heranziehende Gewitter. Und sie  hat den Geschmack von Blut im Mund, noch bevor der Tod um die Ecke kommt.

 

Trauma und Hochsensibilität

Sowohl Hochsensible wie auch traumatisierte Menschen haben ein besonders feines Gespür für Stimmungen und Atmosphären. Ihr autonomes Nervensystem ist hoch aktiviert. Das durch ein Trauma bedingte permanente Gefühl von Gefahr lenkt alle „Antennen“ nach außen. „Ein Trauma ist eine heftige Zusammenballung von  »Überlebens«-energie, einer Energie, die den angestrebten sinnvollen Handlungsablauf nicht zum Abschluss bringen konnte“, beschreibt es der Traumaforscher Levine.[1] Die Betroffenen sind körperlich auf Kampf, Flucht oder schlimmstenfalls Erstarrung (Todstellen) vorbereitet. Dadurch entwickeln traumatisierte Menschen ein sehr feines Gespür. Auch Kinder (kriegs-)traumatisierter Eltern übernehmen oft Traumata ihrer Vorfahren. Wer nicht hört, was Eltern belastet, weil es nicht ausgesprochen wird, versucht es zu erspüren. „Wer keine Stimmen hört, lauscht Stimmungen. Wer die Eltern und ihr Leid nicht greifen kann, wird hochempfindsam für Atmosphären, für die Klänge des Schweigens, das Ungesagte“, beschreiben es Baer und Fricke-Baer.[2] Bei Hochsensiblen geht man dagegen davon aus, dass ihre besondere Wahrnehmungsfähigkeit angeboren ist. Daher zeigen sichsolche Eigenschaften bereits schon in der frühen Kindheit.

Die Grenzen zwischen den Phänomenen sind fließend. Sowohl kann ein Trauma Hochsensibilität begünstigen, als auch Hochsensibilität wegen der erhöhten Empfindsamkeit eher in ein Trauma münden.  Hochsensibilität und vor allem Traumata werden von den Betroffenen oft als sehr belastend und lebenseinschränkend empfunden. Ich möchte mich hier weniger auf die negativen Symptome, sondern mehr auf die Ressourcen und Begabungen dieser Menschen konzentrieren.  Gemeinsam ist hochsensiblen und traumatisieren Menschen eine erweiterte, vernetzte oft auch synästhetische Wahrnehmung.[3] Hochsensible und Traumatisierte nehmen nicht nur mehr, sondern auch sehr viel feiner wahr. Sie erkennen die größeren Zusammenhänge. Dieses Mehr an Information führt zu einer anderen Bewertung der Welt, zu einem anderen Wirklichkeitskonstrukt und damit zu einer grundlegend anderen Weltsicht. Für viele hochsensible und traumatisierte Menschen sind daher auch so genannte paranormale Phänomene normal, die mit unserer mechanistisch-materialistischen Weltsicht nicht zu erklären sind. Auch der Traumaforscher Levine zieht Vergleiche zu »mystischen« und »spirituellen Erfahrungen«.[4] Erlaubt man sich einen Perspektivwechsel zu einem holografischen Weltbild[5], dann bietet sich für diese Form der Wahrnehmungen eine nachvollziehbare Erklärung. Normalsensiblen fällt es mangels eigener Erfahrung solcher Phänomene aber oft schwer, sich auf diesen Perspektivwechsel einzulassen. Dabei kann man davon ausgehen, dass jeder über vier mediale Sinne verfüge (Hellsehen, Hellhören, Hellfühlen, Intuition), so der Biochemiker und Neurologe Sanders, der diese „übersinnlichen“ Wahrnehmungen sehr detailliert beschreibt.[6]  Hochsensible und Traumatisierte haben insofern nur eine besondere Begabung entwickelt oder mitbekommen. Wir können diese besondere Gabe nutzen und schärfen, um Erkenntnisse zu gewinnen, die aus dem holografischen Raum kommen. Die Kunst wirkt dabei wie eine „Sehhilfe“, die Inneres visuell nach außen zu bringen vermag und dabei eine neue materialisierte Ebene erschafft.

 

© Ulrike Hinrichs 2018

http://www.lösungskunst.com

 

Siehe meine Beiträge zum Thema

Siehe auch Kreativambulanz, Angebot für Geflüchtete

 

Literatur

[1] Levine, Peter A. (2010, S. 419). Sprache ohne Worte. Wie unser Körper Trauma verarbeitet und uns in die innere Balance zurückführt. München: Kösel

[2] Baer und Fricke-Baer (2012, S. 94) „Wie Trauma in die nächste Generation wirken“. Neukirchen-Vluyn: Semonos

[3]  Synästhesie bedeutet, dass ein Sinnesreiz neben der üblichen Wahrnehmung zusätzliche Sinneswahrnehmungen auslöst: Musik etwa erzeugt zusätzlich visuelle Eindrücke, ein Ton wird mit einem Geschmack verbunden oder auch Zahlen erscheinen in bestimmten Farben, um nur einige Beispiele zu nennen. Hochsensible und Traumatisierte nehmen nicht nur mehr, sondern auch sehr viel feiner wahr.

[4] Levine, Peter A. (2010, S. 420).

[5]Siehe meinen Beitrag zum Thema Resonanz: https://loesungskunst.wordpress.com/2017/05/09/resonanz/

[6] Sanders, A. Pete (2013). Das Handbuch übersinnlicher Wahrnehmung. Oberstorf: Windpferd.

Krafttier-Mantra

„Ich spüre die Kraft des Drachen“

 

Mantra bezeichnet eine heilige Silbe, ein heiliges Wort oder einen heiligen Vers. Diese sind „Klangkörper“ einer spirituellen Kraft, die sich durch meist repetitives Rezitieren im Diesseits manifestieren soll (Wikipedia).

Krafttier-Bilder erzählen von inneren Wahrheiten, sie machen sichtbar, welche Potentiale, Kräfte, Energien und Themen uns und die reflexive Welt gerade bewegen.

Wir können uns unser Krafttier künstlerisch zum Leben erwecken und uns unser Krafttier-Mantra schaffen.

Und so geht es

Bei der Suche nach einem eigenen Mantra schwingen vor allem zwei Fragen mit:

  • In welcher Situation möchte ich das Mantra nutzen?
  • Welchen Zustand / welches Gefühl will ich durch das Mantra herbeiführen?

Diese Fragen werden nicht bewusst gestellt, sie wirken im „Hintergrund“ bei einer Entscheidung für ein bestimmtes Mantra. Wenn ein Mantra „passt“, dann spürst du es intuitiv. Male zunächst intuitiv dein Krafttier oder wähle eine Krafttierkarte, die dich magisch anzieht.

Die folgenden Fragen können als Impuls dienen für ein Krafttier-Mantra:

  • Fühle dich genau in das Tier ein, welche Fähigkeiten, Eigenschaften, Stärken hat es?
  • Wo lebt es?
  • Wie und mit wem lebt es? Ist es ein Einzelgänger, Herdentier?
  • Warum hast du dieses Tier ausgewählt?
  • Was verbindest du mit dem Tier?
  • Welche Eigenschaften, Gewohnheiten etc. ziehen dich persönlich besonders an dem Tier an?
  • Was gefällt dir an dem Tier?
  • Was kann das Tier besonders gut?
  • Wie kann es dich unterstützen?

Schlussendlich bilde einen für dich Stimmigen Satz aus deinen Erkenntnissen.

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Alternativ zum Malen kann man mit unseren 55 Krafttierkarten der Künstlergruppe für Flüchtlinge arbeiten.

Infos zum Projekt und den Karten www.krafttier.reisen

 

 

Kuscheltier Mensch

Samera, Künstlergruppe für Flüchtlinge

 

Kuscheltier Mensch

Wie können wir wieder – im doppelten Sinne des Wortes – mehr berührt werden, uns berühren lassen?

Gestreichelt werden, kuscheln, umarmt werden: Berührungen wecken Gefühle von Zuwendung, Trost, Geborgenheit, Zugehörigkeit und Liebe. In einer vereinsamenden Gesellschaft ist das ein Alarmzeichen. Berührungsmangel in der Kindheit ist besonders fatal. Das Urvertrauen in die Welt wird in der frühen Kindheit vor allem auch über den Körperkontakt vermittelt. Die Generation im und nach dem zweiten Weltkrieg ist von einer berührungslosen Kindheit gezeichnet. Die Erziehung wurde wesentlich von der Nationalsozialistin und Ärztin Johanna Haarer mit ihrem Erziehungsratgeber ‚Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind‘ (1934) geprägt. Hier ging es um Zucht und Ordnung, nicht um Liebe  und Zuneigung. Umarmungen, auch bei Schmerz und Kummer des Kindes warten verpönt. Es durfte als Erziehungsmittel stattdessen geschlagen und geohrfeigt werden.  Wenn Babies schrien, so sollte man als Mutter diesem Schreien auf keinen Fall nachgeben, um die Kindern nicht  zu verhätscheln. Das haben viele so erlebt. Ich selbst – Nachkriegskind, Jahrgang 1965 – erinnere mich noch an Sätze wie: „Alles was nicht unmittelbar zum Tode führt härtet ab“.  Die Betroffenen leiden ein lebenslang unter dieser Form der emotionslosen Erziehung.

Wenn man Gefühle nicht nährt, dann spürt man sie  immer weniger, so aber der Psychotherapeut Prof. Dr. Musalek.  Heute gelten zwar die alten Erziehungsmethoden nicht mehr. Dennoch leben wir in einer Zeit der Berührungslosigkeit. Wir sind –  und das ist gut so – sensibilisiert für sexuelle Übergriffe auf Kinder in Kirchen, Kindergärten und im familiären Umfeld. Der Nebeneffekt einer wichtigen Fokussierung auf dieses Tabuthema ist aber, dass sich nun Erzieher/innen, Pädagog/innen  und Lehrer/innen gut überlegen, ob sie ein Kind in den Arme nehmen, berühren. Körperliche Berührungen sind auch in der Psychotherapie ein Tabu, um ein weiteres Beispiel zu bringen.

Nun die gute Nachricht: wir können etwas ändern, wir können beispielsweise uns die nötigen Streicheleinheiten selbst schenken, uns bewusst und mit Genuss eincremen, massieren. Auch die berührende Verbindung zu Haustieren hilft dem Menschen. Der Kontakt von älteren Menschen zu Kindern, Enkelkindern, Umarmungen, Hand in Hand spazieren gehen, all das nährt uns. Wir können zudem mehr kleine Berührungen in unserer Umgebung etablieren. Denn es hat etwas mit Bewusstwerdung bzw. Bewusstheit für dieses Thema zu tun. Etablieren  Sie die Idee des Berührens und Berührt Werdens (wieder) in ihren Alltag. Durchbrechen Sie den Trend der Berührungslosigkeit.

Mehr Infos zum Thema Kuscheltier Mensch in Medizin populär, online

 

(c) Ulrike Hinrichs

Das Symbol Mandala

Mandala – „von Innen nach Außen, von Außen nach Innen!“

 

„Habe Geduld, alles ist schwierig, bevor es leicht wird“
(Saadî, persischer Dichter)

Das Mandala kann als Urmuster des Daseins bezeichnet werden, welches wir im künstlerischen Gestalten bewusst oder unbewusst erleben. Das Mandala-Malen lehrt Geduld, es fokussiert und lässt die Dinge ganz von selbst leichter werden.

Das Wort Mandala stammt aus der indischen Kultursprache Sanskrit und bedeutet Kreis. Der Kreis lebt vom Mittelpunkt, wird durch ihn definiert. „Der Punkt und der Kreis – Gott und die Welt – das Eine und das Viele – das Unoffenbare und das Offenbare – Inhalt und Form – das Metaphsyische und das Physische – viele Begriffspaare, die alle das Gleiche meinen“, beschreibt es Dethlefsen.*
Das Mandala hat traditionell verschiedene tiefergehende Bedeutungsebenen, der Kreis ist auch ein Symbol für den Kosmos.  Mandalas haben unterschiedliche Funktionen, beispielsweise als Hilfsmittel zur Meditation, als Ritualobjekt, als Talisman oder auch als Instruktionswerkzeug zur Initiation.
Das Mandala unterstützt nach C.G Jung aus psychologischer Sicht  vier Ebenen:

  • es bringt Schutz und Beruhigung in angstbesetzten Situationen,
  • es vermittelt Sinn, Ziel und eine Richtung bei dem Gefühl der Desorientiertheit,
  • es verschafft ein Gefühl der Ordnung und sinnvollen Strukturiertheit in aufgewühlten Gefühlslagen und chaotisch empfundenen Situationen,
  • es schafft ein generelles Gefühl von Faszination und Neugierde.

Die hier gezeigten Mandala Bilder stammen aus kunsttherapeutischen Beratungen

www.lösungskunst.com Ulrike Hinrichs

Saba Beheshti aus der von Ulrike Hinrichs geleiteten Künstlergruppe für Flüchtlinge hat mit ihrer Freundin ein Eslimi in der Erstaufnahme in Harburg gestaltet, ein orientalisches Mandala mit 2 Meter Durchmesser. Presse auf www.hamburg.de

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*Zitat: Thomas Dethlefsen in: Ruediger Dahlke (2012), Mandalas der Welt, S. 6., Goldmann Verlag

Das wilde Tier in dir

Löwe: Maya (13 Jahre)

 

Wir können es kaum ertragen hinzuschauen. Der Schatten könnte das Beste des Lebens, das wir nicht gelebt haben, beinhalten. Geh in den Keller, auf den Speicher, zur Mülltonne. Finde dort Gold. Finde ein Tier, das nicht gefüttert und getränkt worden ist. Das bist du !! Dieses vernachlässigte, verbannte Tier, hungrig nach Aufmerksamkeit, ist ein Teil von dir selbst.

Marion Woodman

Das wilde Tier in dir

Das wilde Tier in dir steht als Metapher für deine inneren Urkräfte und Instinkte. Das ungezähmte Tier in dir macht was es will, jenseits von Glaubenssätzen, Regeln und Konventionen.

 Was würde dein wildes Tier jetzt gern tun?

Wo würde es bleiben wollen, hingehen, sich verstecken etc.?

Möchte es in Gesellschaft oder allein sein?

Fühlt es sich gefangen?

Fühlt es sich wohl und frei?

Fühlt es sich bedroht?

Wie würde es auf die Bedrohung reagieren?

Bekommt es genug Aufmerksamkeit?

Wie kann es dich unterstützen?

55 Krafttierkarten … Das Power Pack für die Intuition

 

Die Krafttierkarten sind in einem Kunstprojekt mit Flüchtlingen entstanden. Die Karten sind über die Webseite www.meinspiel.de für EUR 16,90 zu erhalten. Pro Kartenset gehen EUR 5,00 als Spende an die Johann Daniel Lawaetz Stiftung. Mit dem Geld werden Flüchtlingsprojekte in Hamburg unterstützt.

Die Karten lassen sich vielfältig einsetzen, wie etwa in Beratung, Coaching, Supervision, Therapie, in der Gruppenarbeit und zum absichtslosen Spielen.

Infos zum Kunstprojekt Krafttiere  www.krafttier.reisen

Mantra

 

„Ich spüre die Kraft des Drachen“

 

Mantra bezeichnet eine heilige Silbe, ein heiliges Wort oder einen heiligen Vers. Diese sind „Klangkörper“ einer spirituellen Kraft, die sich durch meist repetitives Rezitieren im Diesseits manifestieren soll (Wikipedia).

Du kannst dir zum Beispiel mit den Krafttierkarten der Künstlergruppe für Flüchtlinge ein individuelles Mantra erschaffen.

Und so geht es

Bei der Suche nach einem eigenen Mantra schwingen vor allem zwei Fragen mit:

  • In welcher Situation möchte ich das Mantra nutzen?
  • Welchen Zustand / welches Gefühl will ich durch das Mantra herbeiführen?

Diese Fragen werden nicht bewusst gestellt, sie wirken im „Hintergrund“ bei einer Entscheidung für ein bestimmtes Mantra. Wenn ein Mantra „passt“, dann spürst du es intuitiv.

Wähle zunächst eine Krafttierkarte aus, die dich magisch anzieht. Die folgenden Fragen können als Impuls dienen für ein Krafttier-Mantra:

  • Fühle dich genau in das Tier ein, welche Fähigkeiten, Eigenschaften, Stärken hat es?
  • Wo lebt es?
  • Wie und mit wem lebt es? Ist es ein Einezlgänger, Herdentier?
  • Warum hast du dieses Tier ausgewählt?
  • Was verbindest du mit dem Tier?
  • Welche Eigenschaften, Gewohnheiten etc. ziehen dich persönlich besonders an dem Tier an?
  • Was gefällt dir an dem Tier?
  • Was kann das Tier besonders gut?
  • Wie kann es dich unterstützen?
  • Worin / Wobei soll dich das Tier unterstützen?

Schlussendlich bilde einen für dich Stimmigen Satz aus deinen Erkenntnissen.

 

 

Der Joker – Generator für Überraschungen

Der Joker ist aus dem Kartenspiel bekannt, dort wird er als die „wilde Karte“ eingesetzt, als Glückskarte. Der Joker ist im Kartenspiel Ersatz für jede beliebige andere Karte. Im Tarot ist es der Narr, der alles darf und einfach tut, jenseits von Konventionen, Regeln und moralischen Verpflichtungen.  Man kennt den Joker und Narren auch aus Mythen und Märchen, Filmen und Geschichten. Diese tradierten Symbole (Felder) spiegeln das nicht Kalkuliere, das Schicksal, den Zufall. Der Joker zeichnet sich durch Kompetenz und Flexibilität im Umgang mit Überraschungen aus. Der Joker kann neue bisher ungeahnte Impulse geben. Er zeigt das, was wir nicht vorhersehen oder gar erahnen können. Insofern eignet sich das Symbol des Jokers oder Narren für Veränderungsprozesse, um neue unbekannte Impuls zu generieren. Der Auftrag besteht im künstlerischen Umsetzen des Jokers. Anschließend kann über das Symbol in einen Dialog getreten werden. In Gruppenprozessen können die Teilnehmer sich wechselseitig ihre Joker vorstellen und gemeinsam dazu assoziieren.

Zudem kann auf der Bedeutungsebene zur Reflexion beispielsweise gefragt werden:

  • Wie sieht dein Joker aus?
  • Welche Eigenschaften hat er?
  • Welche Überraschungen hält er für dich bereit?
  • Was für eine Botschaft schickt er dir?
  • Welches Symbol gibt er dir mit auf den Weg?
  • Welche Möglichkeiten zeichnet er dir auf?
  • Welche Grenzen möchte er für dich sprengen?
  • Welche Mauern will er mit dir überwinden?
  • Welche Berge erklimmen?
  • Was steckt aus seiner Sicht „dahinter“ (dem Problem, der Trauer, der Angst, dem Anliegen, dem Thema)?
  • In welchem größeren Kontext sieht er dein Thema/Problem?

Wer ein anderes Symbol als den Joker verwenden möchte, der kann neben dem Narren auch weitere Synonyme bzw. Verwandte verwenden:  das Kind, die fünfte Intelligenz, das NICHTS, Schicksal, Zufall, Gott, Tao, Nullpunkt, Hyperraum[1] u.v.m.

 

***

[1] Begriff aus der Quantenphysik: Schwartz, Beauregard, Miller (2016); siehe dazu auch Mann (2017), Frido und Christine.

Kunst im Dialog: Erzähl mir dein Krafttier!

Workshop sepcial

Kunst im Dialog: Erzähl mir dein Krafttier!

Ubiquitäre und archetypische Symbole zeigen sich in Tieren. Sie tauchen in Mythen, Sagen und Geschichten auf. Krafttiere stammen aus der schamanischen Tradition. Sie gelten als Begleiter des Menschen, die im Leben und in besonders herausfordernden Situationen zur Seite stehen.  In ihrem Kunstprojekt Krafttiere hat Ulrike Hinrichs mit Flüchtlingskindern 55 Krafttier-Karten entwickelt. Die Karten dienen zum Spielen und Geschichten erzählen und sind auch in Beratung, Coaching und Therapie einsetzbar. Im Schreibworkshop wollen wir die Tiere zum Sprechen bringen. Experimentelle Texte sind ebenso erwünscht wie konkrete Geschichten. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Im Februar 2018 werden die Werke der Flüchtlingskinder in der Kirche der St. Trinitatis Gemeinde in Harburg ausgestellt. Hier können auch die Texte im Rahmen einer Lesung präsentiert werden. Infos zum Projekt www.krafttier.reisen

MSH Medical School Hamburg

Schreibwerkstatt Kerstin Hof und Ulrike Hinrichs für Studierende der MSH

 

 

  • Mittwoch 22.11.2017, 15.30 bis 18:45
    Wortspielplatz – Buchstaben sammeln, spielen und jonglieren, um Textideen zu kreieren
  • Mittwoch 20.12.2017, 15.30 bis 18:45
    Spieler und Denker – Unsere Texte reflektieren und kreativ weiterentwickeln
  • Mittwoch 10.01.2018, 15.30 bis 18:45
    Der letzte Schiff – Texte polieren, Lesung vorbereiten

 

Unser 55 Krafttier-Kartenset ist in Kürze für EUR 16,90 über meinspiel.de erhältlich, die Krafttier-Karten sind ein ehrenamtliches Projekt von Ulrike Hinrichs und Kerstin Nagel-Stein, EUR 5,00 gehen als Spende an die Lawaetz Stiftung meinspiel.de, mehr Infos unter www.krafttier.reisen

Die fünf Intelligenzen

Wenn alles Bewusstsein ist,
dann kann dir auch alles bewusst sein.

Hans Hein[1]

Die fünfte Intelligenz:
das NICHTS, Schicksal, Zufall, Gott, Nullpunkt, Tao, Hyperraum.
Im Kartenspiel ist es der Joker, im Tarot der Narr.
Bild von Nour , Syrien, 13 Jahre

.

Kunst als Sprache der Intuition – der holografische Ansatz in der Kunsttherapie und kunstanalogen Transformationsprozessen,  Synergia-Verlag, ISBN 9783906873824

mit Vorwort von Dr. Hans Hein >>

Enthält  ein Kapitel zum Snergiemodell

 

 

 

 

Presse zum neuen Buch >> Südkultur 15.06.2019

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Das Synergiemodell und die fünf Intelligenzen

Mich begeistert das Synergiemodell von Dr. Hans Hein. Eine ausführliche Beschreibung und Anwendung des Modells hat daher auch Eingang in mein neues Buch, Kunst als Sprache der Intuition, gefunden. Ich bin auch sehr dankbar dafür, dass Hans Hein ein Vorwort zum Buch geschrieben hat. Wir haben gemeinsam schon einige künstlerisch-kreative Workshop-Experimente wie „Synergie kreativ“ und „The Arts of Globalbrains“ durchgeführt. Hier eine kurze Einführung zum Synergiemodell:

Das Synergiemodell von Dr. Hans Hein[2] ist Ausdruck eines ganzheitlichen holografischen Beratungs- und Therapieansatzes, wie ich ihn vertrete.[3] Es ist ein Beispiel dafür, wie man diesen Ansatz ausdrücken kann. Modelle präsentieren immer nur Ideen von der Welt, sie sind aber nicht die Wahrheit. Jede Zeit hat ihre Modelle sowie daraus abgeleitete Glaubenssätze und Methoden. Sie kommen, wachsen, verändern sich, werden erneuert und verworfen. Seit der Aufklärung sind wir jedenfalls in der westlichen Kultur vom mechanistisch-materialistischen Weltbild geprägt worden, der Mensch und das Universum als Maschine. Der holografische Ansatz versteht das Universuum – metaphorisch ausgedrückt – als einen lebendigen Organismus (ausführlich mein Beitrag Resonanz) .

Zum Thema siehe auch ähnliche Beiträge:

Ich möchte mit diesem Beitrag das Synergiemodell vorstellen, einen Bezug zur Kunsttherapie schaffen und am Ende des Textes auf ein paar praktische Beispiele verweisen. Das Synergiemodell unterstützt in seiner komplexen Simplifikation die Wahrnehmungsfähigkeit für intelligente Feldinfromationen. Das Modell erklärt, welche unterschiedlichen sichtbaren und nicht sichtbaren Kräfte in Systemen wirken. Systeme beziehen sich auf den Mikro- wie Makrokosmos und können Individuen ebenso wie Teams, Unternehmen, Gesellschaften und ganze Kulturen beschreiben. Kernstück des Synergiemodells ist das Tetraedermodell der Intelligenzen als Basisfunktion aller Systeme, das ich nun folgend erläutere.

Grundannahmen des Synergiemodells

Hein beschreibt drei Grundannahmen für sein Synergiemodell.[4] Zunächst geht Hein davon aus, dass intelligente Felder mit unserer Wirklichkeit interagieren.[5] Diese Felder können vom Individuum holografisch wahrgenommen werden. Dazu konstatiert er eine Weiterentwicklung des Gehirns in den virtuellen Raum. Um die Systemkräfte zu beschreiben, reduziert Hein jedes System auf die Grundstruktur eines Tetraeders, einem der fünf platonischen Körper der Geometrie, wie er in Abbildung 1 dargestellt ist. Die fünf Punkte des Tetraeders wirken durch fünf Intelligenzen. Diese Kräfte treten in Resonanz mit dem individuellen System des Menschen.

Memetische Felder

Das, was in der dreidimensionalen Realität sichtbar und erlebbar wird, ist eine Manifestation nicht-sichtbarer, intelligenter Felder, die als virtuelle Informationssysteme dienen, so Hein.[6] Die wechselwirkenden Felder zeigen sich etwa in der Umgebung, in der jemand lebt, in typischen Verhaltensweisen der Person, in Vorlieben oder auch in künstlerischen Werken, um nur einige Beispiele zu nennen. Diese intelligenten Felder nennt Hein Meme. Die Meme verwirklichen und verbreiten ihre Absichten unter Nutzung anderer sichtbarer und nicht sichtbarer Ressourcen, die wir in der dreidimensionalen Realität als Ereignisse interpretieren. Der Geist steuert die Materie, indem die Struktur des Feldes in unserer Wirklichkeit gespiegelt wird und sich dort etwa als Verhalten oder Gefühl, aber auch als psychische Störung, Trauma oder eben als etwas zeigt, was das Leben des Menschen und das seiner Umwelt kennzeichnet. Die nicht-sichtbaren Felder dirigieren mithin alle Verhaltensweisen des Menschen. Sie sind ein beherrschendes Muster, das uns leitet. Hein stellt fest, dass ein Mem auf den Geist wirkt, wie ein Gen auf den Körper.[7]  Zwischen materieller Welt und Memen besteht eine Wechselwirkung, nicht nur die Meme wirken auf das Individuum, sondern auch vice versa. Sich wiederholende Muster wie etwa Gewohnheiten und Alltagsroutine, Gedanken und Verhaltensweisen aber auch psychische Beeinträchtigungen bilden neue neuronale automatische Muster (NAM).[8] Auch der Biologe Sheldrake beschreibt die Feldwirkung in der Natur wie eine Art „kumulatives Gedächtnis“, das wie „einschleifende Gewohnheiten“ wirkt und sich verstärkt.[9]  Hingegen verändern neu entstehende Gestaltungsmuster und Verhaltensweisen das Feld. Auch bewusst herbeigeführte Wandlungsprozesse wirken auf die Felder ein und verändern diese, was in der Therapie nutzbar gemacht werden kann.

Spirale der Neuroevolution des Gehirns

Hein konstatiert eine Weiterentwicklung des Gehirns in den virtuellen Raum. Mit der spiralförmigen Neuroevolution beschreibt Hein[10], dass die Entwicklung des Gehirns vom Stammhirn (1:1), über das limbische System (1:x) und das Großhirn (x:x) eine weitere Windung in das intelligente Feld[11] außerhalb des Schädels nimmt bzw. bereits genommen hat. Das Wissen ist demnach nicht im Kopf, sondern der Kopf im Wissen, wie Hein es anschaulich beschreibt.[12] Ausgangspunkt für die Wechselwirkung in den virtuellen Raum ist nach Hein das Nervensystem, das den gesamten Körper wie ein energetisches Netz durchzieht und im Gehirn gesteuert wird. Denn es dient dem Lebewesen ohnehin als Organ, Veränderungen im Außen wie im Inneren eines Organismus aufzunehmen, aufeinander zu beziehen und abzugleichen, um etwaige Impulse für eine Anpassung an wechselnde Umweltbedingungen einzuleiten.[13] Das Nervensystem ist aber nicht auf den Körper begrenzt, es ist vernetzt mit und steht in Resonanz zu dem gesamten Universum.[14]

Tetraedermodell der Intelligenzen

Die wissenden Felder (Meme) können mit dem von Hein entwickelten Tetraedermodell der Intelligenzen im Sinne einer synergetischen Wahrnehmung sichtbar und erfahrbar gemacht werden.[15] Unter Synergie versteht Hein das Know-how vom Zusammenwirken sichtbarer und nicht-sichtbarer Welten; der materiellen, dreidimensionalen Welt und der virtuellen Welt. Um die Systemkräfte zu beschreiben, vereinfacht Hein jedes System auf die Grundstruktur eines Tetraeders. Der Tetraeder als geometrischer Körper ist als fraktale Struktur in der Natur ubiquitär. Alles lebende Gewebe ist aus Kohlenstoffverbindungen aufgebaut, die die Grundstruktur des Tetraeders zeigen. Auch Silizium, das in der Erdhülle nach Sauerstoff das zweithäufigste Element darstellt und Grundlage von Leben bilden kann, ist tetraedisch organisiert.[16] Hein, Mediziner und Psychotherapeut, abstrahierte die Form von der Geometrie zu einer metaphorischen Grundstruktur des Lebendigen. Das neuronale Nervensystem von Lebewesen arbeitet auf der Grundlage der tetraedischen Struktur. Der Tetraeder lässt sich auf fünf Punkte reduzieren, die die von Hein beschriebenen fünf Intelligenzen (siehe Abbildung) symbolisieren, wobei diese Bezeichnungen der Intelligenzen metaphorisch zu verstehen sind. Die vier äußeren Eckpunkte des Tetraeders spiegeln die rationale (1), emotionale (2), strukturelle (3) und inspirative bzw. spirituelle (4) Intelligenz. Das Zusammenwirken der Intelligenzen führt zur fünften, der synergetischen Intelligenz (5), die sich im Zentrum des  Tetraeders findet. Hein nennt sie vereinfacht auch die Herzensintelligenz. Die Bedeutung der Intelligenzen kann knapp zusammengefasst werden:

Die rationale Intelligenz (1) bezieht sich auf das Tun und Handeln. Sie beschreibt, was im System geschieht, wie die Wirkung ist, wer was macht oder auch nicht tut.

Die emotionale Intelligenz (2) beinhaltet das Fühlen. Sie fokussiert auf den Bereich der Gefühlswelt und fragt etwa danach, welche Gefühle auftauchen, was genau gefühlt wird und auch wo?

Die strukturelle Intelligenz (3) steht im Spannungsfeld zwischen Chaos und Ordnung. Sie lässt das System in Resonanz gehen mit Strukturen und Regeln. Es zeigt systemtypische Spielregel und Gesetze oder Rituale auf. Aber auch die Körperebene wird von der strukturellen Intelligenz bestimmt.

Die inspirative bzw. spirituelle Intelligenz (4) schafft den Zugang zu Kreativität und Inspiration. Sie fragt danach, welche Ideen, Konstrukte, Ansichten, Ideologien, Einstellungen oder Glaubenssätze systemimmanent sind. Auch die Art und Weise der Beobachtung und Wahrnehmung ist hier von Bedeutung.

Die Intelligenzen wechselwirken, so dass das Ganze mehr ergibt als die Summe seiner Teile. Aus dieser Synergie ergibt sich die fünfte, synergetische Intelligenz (5), die im Inneren des Tetraeders wirkt. Sie spiegelt das nicht Kalkuliere, das Schicksal, den Zufall, das Mehr der Synergie. Im Kartenspiel ist es der Joker, im Tarot der Narr.  Sie zeichnet sich durch Kompetenz und Flexibilität im Umgang mit Überraschungen aus.

Der Tetraeder selbst ist ein Holon, so dass sich bezüglich der einzelnen Intelligenzen die Wirkkräfte des Tetraeders fraktal wiederholen. Jeder Punkt des Tetraeders, der die Intelligenzen spiegelt, ist wieder ein intelligenter Tetraeder. Vorzufinden ist diese Struktur der Intelligenzen nach Hein auch in der Anatomie des Gehirnes.[17] Die linke Gehirnhälfte bezieht sich auf die rationale, handelnde Intelligenz, die rechte Hälfte auf die emotionale, gefühlsbetonte Intelligenz, der Hirnstamm und das Rückenmark spiegeln die strukturelle, ordnende Intelligenz, die auch die Verbindung in den virtuellen Raum wird vom Corpus callosum (Hirnbalken, der rechte und linke Hirnhälfte verbindet) markiert.

Joker – Samera (13 Jahre) – Künstlergruppe für Flüchtlinge

Synergetische Wahrnehmung

Hein geht davon aus, dass Feldinformationen holografisch wahrgenommen werden können. Die Wahrnehmung dieser Informationen erfolgt nach dem Synergiemodell kanalisiert über die fünf Intelligenzen (synergetische Wahrnehmung). Die holografische Wahrnehmungsfähigkeit ist bei jedem Individuum latent vorhanden, sie kann aber durch Übung noch geschärft werden. Dies erfolgt über eine Sensibilisierung des Fühlens durch Training der Spiegelneuronen, die mit dem wissenden Feld schwingen. Solche Resonanzphänomene, die biologisch bei der Übertragung von Gefühlen und Gesten beobachtbar sind, werden über die erst jüngst entdeckten Spiegelnervenzellen ermöglicht.[18] Hein konstatiert, dass diese Nervenzellen auch mit den Feldern in Resonanz gehen.[19] Es bedarf auch einer Verfeinerung der synästhetischen Wahrnehmung sowie einer Veränderung der Wahrnehmungsfähigkeit über den Körper hinaus in den virtuellen Raum. Dazu notwendig ist ein Vertrauen in die eigene Intuition. Die holografische Wahrnehmung spiegelt sich über die Intuition durch innere Bildern, oft gepaart mit Gefühlen und Körperreaktionen. Aber auch Gedanken, Vorstellungen und Visionen können Feldinformationen spiegeln. Hein nutzt zudem das synchrone, also beidseitige zeitgleiche Pulsfühlen für eine holografische multidimensionale synergetische Schau (HMSS). Bei dieser HMSS Methode verschränkt man sich mit dem System bzw. dem Feld des Anderen. Der Puls dient dabei als komplexes Schwingungs- und Informationssystem. Zu beachten sind bei der holografischen Wahrnehmung auch so genannte Synchronizitäten, nicht kausale aber korrelierende Ereignisse, die als miteinander verbunden, aufeinander bezogen wahrgenommen und gedeutet werden. Das Synergiemodell hilft bei der Verfeinerung der Wahrnehmung von Feldinformationen. Über die synergetische Wahrnehmung als Resonanz der fünf Intelligenzen können Feldinformationen abgerufen werden, die sich in der dreidimensionalen Wirklichkeit abbilden. Eine Form ist der künstlerische Ausdruck.

Kunst als Sprache wechselwirkender Felder

Der künstlerische Ausdruck kann aus holografischer Sicht als eine Form der Sprache verstanden werden. „Die Bilder allein wirken; sie tragen in sich die Magie der Verwandlung“, beschreibt es Dahlke.[20] Heinrichs versteht die Kunst als Meta-Sprache, die sprechende Wesen voraussetzt, die „jedoch in einem höher reflektierten Ausdruckshandeln über die normale Sprache hinausgehen und sich eine eigene Syntax, einen je eigenen Verweisungszusammenhang von Zeichen schaffen“.[21] Das Werk ist Ausdruck einer holografischen Bildsprache, wie wir sie auch aus Träumen kennen, die oft schwer mit dem Verstand zu beschreiben und zu fassen ist. „So wird das Leben wahrnehmbar durch innere Bilder, die sich fragmentarisch in Metaphern und Symbolen wiederfinden“, beschreibt es Wallner.[22]

Die innere Erzeugung von Bildern und der Umgang mit ihnen sind, so Schink, für jeden Menschen als eine schöpferische Leistung eine alltägliche Realität.[23] Mit anderen Worten, jeder Mensch erlebt und sieht innere Bilder. Das Bilderleben ist ein Teil des Menschseins. Die Verarbeitung der inneren Bilder ist für den Menschen von existenzieller Bedeutung. „Selbst die moderne Medizin findet alltäglich wieder Zugang zur Heilkraft innerer Bilder, die der alten Priestermedizin immer vertraut war“, so Dahlke.[24] Menschen imaginieren aber nicht nur in Bildern, sondern etwa auch in Klängen, Bewegungen, inneren Filmen.[25]

Die „Offenheit der ästhetischen Sprache“ schafft einen unmittelbaren persönlichen Ausdruck im schöpferischen Prozess und misst diesem eine metaphorische Bedeutung bei.[26] Die metaphorische Bedeutung dieser Sprache zu erfassen ohne in die Interpretation zu verfallen, ist die herausfordernde Aufgabe bei der Bildauswertung. Die Beschäftigung mit Kunst beinhaltet eine ganzheitliche Wahrnehmung,  die auch eine Ebene beinhaltet, die direkt unseren Körper anspricht und einbezieht.[27] Die Werke der Kunst spiegeln eine universelle Sprache, die unabhängig von Wortsprachen und Kulturen verstanden wird. Die Kunst ist eine präkognitive Sprache[28], die einen Impuls aus der Zukunft bringt. Im Moment zischen Vergangenheit und Zukunft, im Augenblick, im geöffneten Raum, kann etwas Neues und Unbekanntes entstehen kann. Das Werk in der Kunst spricht eine metaphorische Sprache, die mit sprachlichen Bildern eine synchronisierende Verbindung sucht.[29] Die Metapher geht als „erkenntnistheoretische Figur“ jeder Art von Versprachlichung voraus.[30]

Kunst und Synergie

Im künstlerischen Ausdruck können wir mit den fünf Intelligenzen arbeiten und uns auf sie beziehen. Auch die Intelligenzen sind ein Platzhalter für die Intuition. Die Intuition ihrerseits ist Sprachroh intelligenter Felder. Hein und ich bieten dazu den Workshop Synergie kreativ an, in dem wir künstlerische Prozesse mit dem Synergiemodell verbinden.  Der künstlerische Ausdruck verstärkt die Wirkung der fünf Intelligenzen. In Kürze erscheint dazu mein Buch „Kunst als Sprache der Intuition. Der holografische Ansatz in der Kunsttherapie“ mit konkreten Beispielen.

Ulrike Hinrchs, 2017

Beispiele für praktische holografische Tools:

Literatur

[1] Hein, Hans (2000) Die Zukunft des Gehirns http://www.forumsynergie.de/Artikel/Zukunft_Gehirn/zukunft_gehirn.html.

[2] Hein, Hans (2000) Die Zukunft des Gehirns http://www.forumsynergie.de/Artikel/Zukunft_Gehirn/zukunft_gehirn.html.

[3] Dazu auch Heller, Birgit (2016). Spiritual Care: Die Wiederentdeckung des ganzen Menschen. Tattva Viveka, Zeitschrift für Wissenschaft, Philosophie und spirituelle Kultur. Ausgabe  66, 2016, S. 27  ff. // Beck, Matthias (2016). Der Mensch als Wesen des Geistes. Genetik, Epigenetik und die Individualität jeder Krankheit. Tattva Viveka, Zeitschrift für Wissenschaft, Philosophie und spirituelle Kultur. Ausgabe  66, 2016, S. 16 ff.

[4] Hein, Hans (2000) Die Zukunft des Gehirns http://www.forumsynergie.de/Artikel/Zukunft_Gehirn/zukunft_gehirn.html.

[5] Sheldrake, Rupert (2002). Das Gedächtnis der Natur: Das Geheimnis der Entstehung der Formen in der Natur. Bern, München, Wien: Scherz. // Sheldrake, Rupert (2010). Das schöpferische Universum. Die Theorie der morphogenetischen Felder und der morphischen Resonanz. München: Nymphenberger.

[6] Hein, Hans (2000) Die Zukunft des Gehirns http://www.forumsynergie.de/Artikel/Zukunft_Gehirn/zukunft_gehirn.html.

[7]  auch Blackmore, Susan (2000). Die Macht der Meme oder Die Evolution von Kultur und Geist. Heidelberg: Spektrum Verlag. // Brodis, Richard (2004, S. 55 ff). Virus of the Mind: The New Science of the Meme. New York (USA): Integral Press.

[8] Hein, Hans (2000) Die Zukunft des Gehirns http://www.forumsynergie.de/Artikel/Zukunft_Gehirn/zukunft_gehirn.html.

[9] Sheldrake, Rupert (2002, S. 127). Das Gedächtnis der Natur: Das Geheimnis der Entstehung der Formen in der Natur. Bern, München, Wien: Scherz.

[10] Hein, Hans (2015). Das Feld gewinnt. Mülheim Baden: Auditorium-Netzwerk Verlag für audiovisuelle Medien.

[11] Sheldrake(2002) spricht hier vom morphogenetischen Feld, der Physiker Heim (von Ludwiger 2010) vom Hyperraum).

[12] Hein, Hans (2000) Die Zukunft des Gehirns http://www.forumsynergie.de/Artikel/Zukunft_Gehirn/zukunft_gehirn.html.

[13] Carter, Rita (2009). Das Gehirn. Anatomie, Sinneswahrnehmung, Gedächtnis, Bewusstsein, Störung. UK London: DorlingKindersley Verlag.

[14] Hein, Hans (2015). Das Feld gewinnt. Mülheim Baden: Auditorium-Netzwerk Verlag für audiovisuelle Medien.

[15] Hein, Hans (2015). Das Feld gewinnt. Mülheim Baden: Auditorium-Netzwerk Verlag für audiovisuelle Medien.

[16] Michaelis, Harald (1998). Die sieben Stufen zum Leben. Bilder der Wissenschaft online. http://www.wissenschaft.de/home/-/journal_content/56/12054/66447/.

[17] Es gibt auch umgekehrte Hirnhälften, insbesondere bei Linkshändern.

[18] Bauer, Joachim (2006, S. 11). Warum ich fühle, was du fühlst. Intuitive Kommunikation und das Geheimnis der Spiegelneurone. München: Heyne Verlag.

[19] Hein, Hans (2015). Das Feld gewinnt. Mülheim Baden: Auditorium-Netzwerk Verlag für audiovisuelle Medien.; auch Sheldrake, Rupert (2002). Das Gedächtnis der Natur: Das Geheimnis der Entstehung der Formen in der Natur. Bern, München, Wien: Scherz..

[20] Dahlke, Ruediger (2010, S. 107). Das Schatten-Prinzip. Die Aussöhnung mit unserer verborgenen Seite. München: Arkana.

[21] Heinrichs, Johanns (2015). Einstein der Bewusstseinsforschung? Fragen an den integralen Denkansatz Ken Wilbers aus philosophischer Sicht, Teil 3. Tattva Viveka, Zeitschrift für Wissenschaft, Philosophie und spirituelle Kultur. Ausgabe 64, August 2015, S. 66 ff.

[22] Wallner, Sabrina (2016, S. 23). Hypersensitiv. Das unbegrenzte Potenzial des menschlichen Geistes. Nördlingen: C.H. Beck.

[23] Schink, Frank-Werner. Zur Methode der bildgeleiteten Begleitung. http://www.frank-werner-schink.de/bildgeleiteteberatung.pdf

[24] Dahlke, Ruediger (2011, S. 10). Die Kraft der vier Elemente. Erde, Feuer, Wasser, Luft. Amerang: Crotona.

[25] Eberhart, Herbert; Knill, Paolo J. (2010, S. 162). Lösungskunst: Lehrbuch der kunst- und ressourcenorientierten Arbeit. Göttingen: Vandenhoeck&Ruprecht.

[26] Richter, Hans-Günther (2011, S. 83). Pädagogische Kunsttherapie (Schriftenreihe Erziehung – Unterricht – Bildung), Hamburg: Verlag Dr. Kovac.

[27] Brandstätter, Ursula (2013, S. 77). Erkenntnis durch Kunst. Theorie und Praxis der ästhetischen Transformation. Köln: BöhlauVerlag.

[28] Darly, J. Bem (2011). Feeling the Future: Experimental Evidence for anomalous Retroactive Influences on Cognition and Affect.http://dbem.ws/FeelingFuture.pdf, // kritisch, Drösser, Christoph (2011). Gefühlte Zukunft. http://www.zeit.de/2011/01/Psi-Beweis

[29] Picard, Winfried (2014, S. 173). Schamanismus und Psychotherapie. Kräfte der Heilung. Ahlerstedt: Param Verlag.

[30] Brandstätter, Ursula (2013). Erkenntnis durch Kunst. Theorie und Praxis der ästhetischen Transformation. Köln: BöhlauVerlag.

Nah-Lebens-Erfahrung

Verbunden mit dem Urgrund

Von einer Nah-Tod Erfahrung haben viele schon gehört. Nach einem Herzstillstand, so berichten Betroffene, treten sie aus dem Körper heraus, schweben über dem Geschehen, einige sehen ein Licht, andere hören Musik, und haben das Gefühl nach Hause zu kommen. Wenn man die uns seit der Aufklärung prägende Idee eines materialistisch-mechanistischen Weltbildes aufgibt und eine holografische Perspektive zulässt, haben diese Erfahrungen einen Erklärungshintergrund und Sinn. Das holografische Weltbild überschreitet die Grenzen der dreidimensionalen Realität, der Materie, in den virtuellen universellen Raum. Jedes System ist danach ein Holon, Teil eines größeren Ganzen, das gleichzeitig das Ganze repräsentiert. Auch der Mensch ist als ein Bestandteil und Spiegel des gesamten Universums, eines Mikrokosmos im Makrokosmos, zu verstehen. Wir sind immer und überall mit allem verbunden. Im Tode verbinden wir uns wieder mit dem, woher wir kommen, diesem Urgrund des Seins. Dieser Urgrund hat je nach Tradition und Kultur sehr unterschiedliche Namen, wie beispielsweise Tao[1], Prana[2], Äther[3], Gott, Akasha[4], Nullpunkt[5], NICHTS[6] und in der Quantenphysik Hyperraum[7].

Eine Nah-Lebens Erfahrung, der Begriff stammt von der Heilpraktikerin und Trauma Beraterin Andrea Wandel, spiegelt die Kehrseite der Medaille, nämlich das Berührtwerden von diesem Urgrund im Leben. Kinder haben diese Verbindung noch ganz natürlich inne. Im Laufe des Lebens geht diese Verbindung oft verloren, da wir in unserem Kulturkreis mehr auf das Außen (die denkende, männliche, aktive Seite) und nicht auf das Innen (die weibliche hingebende fühlende Seite) fokussieren. Wir alle leben zwischen den Polen der weiblichen und männlichen Kraft. Die Begrifflichkeiten haben nichts mit der Geschlechterzuordnung  zu tun. Das weibliche Prinzip steht für Hingabe und Empfänglichkeit. Die Energie ist eher diffus, fließend und formlos. Gleichzeitig ist sie schöpferisch-gestaltend, gebärend, verwandelnd und heilend. Das männliche Prinzip beschreibt das Handeln und die Aktivität. Die männliche Energie gibt Inspiration. Sie ist fokussiert und zielgerichtet, kämpferisch, dynamisch, leistungs- und wettbewerbsorientiert. Die männliche Energie schützt und hält gleichzeitig die weibliche Energie.

Wenn wir in diese Urkräfte eintauchen, verbinden wir uns mit dem Urgrund, dem universellen Bewusstsein, mit dem wir immer verbunden sind. Dieses Eintauchen geschieht in einer Aufmerksamkeit für das Jetzt. „Aus dem Nichts heraus zu sprechen und zu handeln führt zu einer anderen Wahrnehmung der Welt und zu einem anderen kreieren der Welt. Das große Nichts ist prozesshaft, unberechenbar, frei und fühlt im Hier und Jetzt, im echten wahrhaftigen Sein“, beschreibt es Hueber.[8]

Wir lassen das rationale Denken los, legen den Verstand „schlafen“ und kommen in Kontakt mit unserem Gefühl und der Bilderwelt der Seele. Neben körperlichen Empfindungen, inneren Bildern, intuitiven Impulsen, „Bauchgefühlen“,  Eingebungen und den Hellsinnen sind auch Träume Sprachrohr interagierender Bewusstseinsfelder, die uns „In-Form-ationen“ geben können. Lösungen für Fragen und Probleme lassen sich in eine manifeste Form gießen, die wir etwa im künstlerischen Ausdruck zeigen und verstehen können.

 

© Ulrike Hinrichs

http://www.lösungskunst.com

 

Ähnliche Themen:

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Literatur

[1] Der Begriff stammt aus dem Taoismus, chinesische Philosophie.
[2] Der Begriff Prana stammt aus dem Sanskrit.
[3] Der Begriff stammt von der „vier-Elemente-Lehre“ der Alchemisten.
[4] Der Begriff stammt auch aus dem Sanskrit, meint so etwas wie ein „allumfassendes Weltgedächtnis, ein universelles Bewusstsein.
[5] Cassou, Michelle (2015), S. 30. Point Zero – entfesselte Kreativität. Bielefeld: Aurum Kamhausen Mediengruppe GmbH.
[6] Zum Begriff siehe etwa im Kontext mit dem Synergiemodell, Dr. Hans Hein. http://www.forumsynergie.de und Hueber Simone Leona (2017, S. 64). Das Große Nichts. Tattva Viveka, Zeitschrift für Wissenschaft, Philosophie und spirituelle Kultur. Ausgabe  72, 2017, S. 64 ff.
[7] Schwartz, Gary E., Beauregard Mario, Miller, Lisa (2016), Manifest für eine post-materialistische Wissenschaft. Tattva Viveka, Zeitschrift für Wissenschaft, Philosophie und spirituelle Kultur. Ausgabe  6, 2016, S. 74 ff.
[8] Hueber Simone Leona (2017, S. 64). Das Große Nichts. Tattva Viveka, Zeitschrift für Wissenschaft, Philosophie und spirituelle Kultur. Ausgabe  72, 2017, S. 64 ff.

Meine stärkste Ressource

 

Ressourcenzugang und Selbst-Regulation

Uns stehen innere Kräfte und Quellen ebenso wie äußere Mittel zur Verfügung, die uns in schwierigen Situationen unterstützen und stärken. Diese Kräfte können wir in einer schwierigen Situation bewusst aktivieren. Dazu gehört aber auch, dass wir uns dieser Ressourcen bewusst sind. Was ist deine stärkste Ressource, Kraftquelle, Kraft?

  • Welche Talente, Begabungen und Fähigkeiten hast du?

Was hat dir bisher im Leben geholfen dich zu stabileren?
Was gibt dir Kraft? Was entspannt dich? Was muntert dich auf?
Wann kannst du am besten genießen?

  • Welche Personen haben dich auf deinem Lebensweg bisher unterstützt, dir geholfen, Impulse gegeben?
  • Welche weiteren (äußeren) Ressourcen hast du (etwa Natur, Musik, Essen, Sport, Reisen, etc.)
  • Welche Gewohnheiten, Tätigkeiten, Verhaltensweisen, Eigenschaften unterstützen dich im Alltag?
  • Welche weiteren Ressourcen hast du?

Welches ist deine stärkste Ressource? Setze diese Ressource durch eine Bewegung und/oder einen Ton um. Wenn du eine/n Partner/in zur Verfügung hast, dann zeig dieser/diesem deine Bewegung und lasse dir rückmelden, was bei deinem Gegenüber ankommt, welche Bilder entstehen.

Anschließend  setzt du deine stärkste Ressource künstlerisch um.

Das Bild einer Teilnehmerin eines Workshops zeigt ihre stärkste Ressource in künstlerischer Form. Die von ihr zunächst mit den Worten „eine pulsierende Kraft“ benannte Ressource zeigt sich im Kunstwerk als eine wunderschöne Blüte, die eher langsam wächst und erblüht, so die Teilnehmerin, oder auch als einen Querschnitt  durch das Rückenmark, die Verbindung zwischen Geist und Körper.

Das emotionale Herz

Um das Überleben eines Menschen in der Zeit der Schwangerschaft bis zur Geburt und auch in den Monaten nach der Geburt sicherzustellen, wird der werdende Mensch mit einer Anzahl von Reflexen ausgestattet. Sie bilden das Fundament für die späteren bewusst gesteuerten Fertigkeiten des Menschen. Die ersten embryonalen Reflexe bestehen aus dem Moro-Reflex und dem Rückzugsreflex. Der Moro-Reflex, benannt nach dem Kinderarzt Ernst Moro, ist ein Überlebensreflex, der durch ein plötzliches erschreckendes Ereignis ausgelöst wird. Beim Embryo kommt es zu einer plötzlichen Rückwärtsbewegung, Arme und Beine, soweit schon ausgebildet, werden ruckartig gestreckt, die Finger abgespreizt. Das Baby fängt an zu schreien. Beim Ausatmen werden die Finger zu Fäusten geballt. Der Moro-Reflex wird nach der Geburt im Laufe der ersten vier Monate durch den Schreck-Reflex ersetzt. Bei einem persistierenden (verharrenden) Moro-Reflex bleibt der Reflex über diesen Altersabschnitt manchmal sogar  bis ins Erwachsenenalter bestehen.

Der Rückzugsreflex beinhaltet die entgegengesetzte Bewegung, nämlich ein Wegziehen bzw. Zusammenziehen durch Kontraktion aller Muskeln, beispielsweise ausgelöst durch einen äußeren Schmerzreiz.

Die embryonalen Bewegung ist durch eine tanzende „Vor- und Zurückbewegung“ (Moro- und Rückzugsreflex) um die Mittellinie des Körpers gekennzeichnet.  Diese Ausdehnung und Kontraktion spiegelt ein Urmuster des Lebens, das wir etwa auch beim Atmen (einatmen und ausatmen) beobachten können. Die Bewegung zeigt sich in vielen Lebensmustern der Natur, beispielsweise in den Jahreszeiten (Werden und Vergehen) bis ins gesamte Universum, das ebenfalls vom Impuls der Ausdehnung und der Anziehung (Gravitation) geprägt ist.[1]

Durch diese embryonale Bewegung, die wir in der Trauma-Begleitung nutzen können,  kann der Innen- und Außenraum erfahrbar gemacht werden. Eine Wiederholung dieses Urmusters durch Adaptation der embryonalen Bewegung kann die Raumerfassung neu definiert und erlebbar gemacht werden. Im Anschluss an das Bewegungsmuster folgt man einem Impuls der Entladung (ausführlich in der Anleitung). In der künstlerischen Begleitung manifestiert sich diese Erfahrung. Über das Kunstwerk wird eine erweiterte Leibwahrnehmung geschaffen. Dadurch wird eine Verstärkung der Bewegung erlebt und sichtbar gemacht. Zudem schafft das Kunstwerk eine neue Bedeutungsebene, die eine Sprache jenseits des kognitiven Denkens ermöglicht und mit der Bilderwelt der Seele einhergeht. Diese Sprache der Intuition die sich im künstlerischen Ausdruck zeigt, führt zu einem Verstehen auf einer tieferen Ebene des Seins.

Übungsanleitung als pdf. Das emotionale Herz

Ulrike Hinrichs

www.lösungskunst.com

 

Ähnliche Themen:

 

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[1] Es wird in der Physik vermutet, dass sich das in Ausdehnung befindliche Universum irgendwann komplett wieder zusammenzieht (stirbt), um wieder neu zu entstehen.

 

Mit den Engelsflügel flattern

Spielen, Imaginieren, Fantasieren, Träumen… das ist für Kinder ganz selbstverständlich. Im Laufe des Lebens wird uns diese großartige Eigenschaft des Menschen abtrainiert. Dabei ist gerade dieses Spielerische für die Erweckung unserer Intuition unerlässlich. Darauf weist auch der Hirnforscher Gerald Hüther[1] immer wieder hin, der sogar ein appellierendes Buch geschrieben hat mit dem Titel: Rettet das Spiel. Weil Leben mehr als funktionieren ist.

Das spielerische Ritual der „Engelsflügel“, das gleichzeitig unsere inneren Kräfte stärkt, stammt von Jan Becker[2], einem der großen Magier unserer Zeit.

Stellen Sie sich vor, Sie sind ein Menschenengel mit zwei Flügeln.

Imaginieren Sie ihre Engelsflügel:

  • Wie sehen sie aus? Welche Form haben sie?
  • Wie groß sind sie? Welche Schwingweite haben die Flügel?
  • Aus welchem Material sind sie? Wie fühlen sie sich an?
  • Haben sie sogar einen eigenen Geruch?
  • Wie klingen sie, wenn sie die Flügel bewegen, damit flattern oder fliegen?
  • Wie fühlt es sich an mit den Flügeln zu flattern?

Anschließend kann der innere Engel künstlerisch umgesetzt werden. Das ankert gleichzeitig diesen faszinierenden Moment ein Engel zu sein, die innere Stärke, das gute Gefühl dabei. Ankern (ein Begriff aus dem NLP[3]) bedeutet, dass Sie zwei Ereignisse miteinander verknüpfen. Das kennen wir alle aus dem „wirklichen Leben“. Wenn ich beispielsweise frisch gemähten Rasen rieche, dann ist sofort der Moment aus meiner Kindheit präsent, als ich bei meinen Großeltern war und mein Opa den Rasen mähte. Sie verbinden durch das künstlerische Schaffen das Kunstwerk mit dem Moment des Engelsseins. Betrachten Sie ihr Kunstwerk, so erweckt es diesen Moment immer wieder neu. Speichern sie sich ihren Engel als Hintergrundbild auf das Handy oder den Laptop, rahmen Sie ihren Engel und hängen ihn an einen Ort in ihrer Wohnung oder am Arbeitsplatz. Sie werden die Magie erleben!

Wo würden Sie mit ihren Flügeln hinfliegen?

Literatur

[1] – Hüther, Gerald; Quarch, Christoph (2016). Rettet das Spiel! Weil Leben mehr als funktionieren ist. München: Carl Hanser Verlag. // Hüther, Gerald (2005). Die Macht der inneren Bilder. Wie Visionen das Gehirn, den Menschen und die Welt verändern. Göttingen: Vandenhoeck& Ruprecht. // Hüther, Gerald (2011). Was wir sind und was wir sein könnten. Frankfurt a.M.: S. Fischer.

[2] Jan Becker (2016, S. 85 ff.). Das Geheimnis der Intuition. Wie man spürt, was man nicht wissen kann. Verlag Piper.

[3] Mohl, Alexa (2010, 9. Auflage). Der Zauberlehrling. Das NLP Lern- und Übungsbuch. Paderborn: Jungfermann.

 

 

Die Intuition: das Wissen aus dem NICHTS

 

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Die Intuition ist wie eine Katze. Sie kommt nicht auf Befehl.
Sondern nur dann, wenn sie sich sicher fühlt.

Jan Becker[1]

Die Intuition: das Wissen aus dem NICHTS

Die auf inneren Bildern, Gefühlen und Empfindungen basierende Intuition konkret zu definieren, ist wegen ihrer Subjektivität bereits ein schwieriges Unterfangen. Sie kann als ein unmittelbares, nicht diskursives, nicht auf Reflexion beruhendes oft ahnendes bzw. plötzliches Erfassen beschrieben werden.[2] Die Quelle der Intuition liegt jenseits des rationalen Denkens.[3] „Intuition als Ahnung ist nicht ein Produkt eines willkürlichen Aktes, sondern ein unwillkürliches Geschehen, das von inneren und äußeren Umständen abhängt. Intuition ist eher wie eine Sinneswahrnehmung (…)“, beschreibt es C.G. Jung anschaulich.[4] Die Intuition dient aus holografischer Perspektive als Schwingungskanal für die Wahrnehmung von Feldinformationen. Die Informationen zeigen sich in Gefühlen, inneren Bildern, inneren Stimmen und plötzlichen Eingebungen und Inspirationen. Die Intuition wird durch die Fokussierung auf den Moment, durch ein Gewahrsein, eine Achtsamkeit für das Jetzt, begünstigt. Sie „entspringt aus dem riesigen Ozean des Nichtwissens. Sie bringt das Unerwartete und Nonverbale zum Vorschein. Sie lebt außerhalb der mentalen Grenzen und verleiht Gefühlen und dem Geist eine Stimme“, so Cassou.[5]

„Aus dem Nichts heraus zu sprechen und zu handeln führt zu einer anderen Wahrnehmung der Welt und zu einem anderen kreieren der Welt. Das große Nichts ist prozesshaft, unberechenbar, frei und fühlt im Hier und Jetzt, im echten wahrhaftigen Sein“, beschreibt es Hueber.[6] Der Mensch, der künstlerisch tätig wird, „befindet sich im Fluss des schöpferisch-seelischen Prozesses, er ist ganz bei sich, kann über das Gestalten seinem Seelenzustand Ausdruck verleihen, sich darüber aus seiner Isolation holen, seine Identität finden und formen. Ein direkter Bezug zu sich selbst in der Gegenwart entsteht. In diesem Zustand geistiger seelischer Verdichtung kann der eigene Sinn wieder gefunden werden.“[7] Diese Verdichtung, das Gewahrsein im Moment fördert intuitive Prozesse. Die Kunst basiert auf einer sinnlichen Wahrnehmung, statt auf rational analytischen Denkprozessen. „Echtes sinnliches Erleben ist auch bewusstes intuitives Erleben.“[8] 

Jenseits der Einordnung von Kunst in Denkschablonen wie „spiritueller Akt“ oder „Muse“ kann festgehalten werden, dass sowohl das Betrachten von Kunst als auch das schöpferische Tun die Intuition befördern. Das Kunstwerk spricht unbewusste intuitive Themen an. Es „spricht“ mit dem  Betrachter in einer metaphorischen Bildsprache, die sich jenseits der Ratio bewegt. Der Betrachter geht in Resonanz mit dem Werk. Oft sind die durch Kunstbetrachtung hervorgebrachten Gefühle und Eingebungen rational nicht nachvollziehbar. Oder sie bringen erst in der Reflexion auch einen rational nachvollziehbaren Aspekt zu Tage. Die intuitiven Empfindungen schaffen oft einen Sprung auf eine Metaebene der Betrachtung, die auf einen größeren Zusammenhang anspielt.

Ulrike Hinrichs (2017)

Zum Thema auch meine Beiträge:

Literatur

[1] Jan Becker, (2016). Das Geheimnis der Intuition. Man spürt, was man nicht wissen kann.  S. 23

[2] Duden Online, Begriff.

[3] Cameron, Julia (2009). Der Weg des Künstlers. Ein spiritueller Pfad zur Aktivierung unserer Kreativität. München: Verlagsgruppe Droemer Knaur.

[4] Franz, Marie-Luise von; Henderson, Joseph L.; Jacobi, Jolande; Jaffé, Aniela (2012, S. 61). C.G. Jung. Der Mensch und seine Symbole. Ostfildern: Patmos.

[5] Cassou, Michele (2015, S. 156)  Point Zero – entfesselte Kreativität. Bielefeld: Aurum Kamhausen Mediengruppe GmbH.

[6] Hueber Simone Leona (2017, S. 64). Das Große Nichts. Tattva Viveka, Zeitschrift für Wissenschaft, Philosophie und spirituelle Kultur. Ausgabe  72, 2017, S. 64 ff.

[7] Leutkart, Christine; Wieland, Elke;Wirtensohn-Baader,Irmgard(2003, S. 14). Kunsttherapie – aus der Praxis für die Praxis: Materialien – Methoden – Übungsverläufe. Dortmund: vml Verlag.

[8] Wallner, Sabrina (2016, S. 100). Hypersensitiv. Das unbegrenzte Potenzial des menschlichen Geistes. Nördlingen: C.H. Beck.

Kritzelbilder

 

Krizelbilder

Ein Motor der Intuition sind künstlerische Prozesse, die als eine Form der instantanen Wahrnehmung bzw. universellen präkognitiven Sprache zu verstehen sind.

„Während traditionelle Problemlösungsmethoden unter Einsatz der rechten und linken Gehirnhälfte von der Komplexität gelähmt werden, blüht die spontane Erkenntnis im Chaos auf – wie ein hypereffizienter Editor, der in der Lage ist, in Sekundenschnelle lösungsrelevante Fakten von unwichtigen zu trennen.“[1] Mittlerweile gibt es eine wissenschaftliche Betrachtung von zwei Grundformen des Denkens, das schnelle und das langsame. Das schnelle entspricht der intuitiven instantanen Wahrnehmung, das langsame eher der logisch sequenziellen Wahrnehmung.

Auch Krizelbilder sind eine gute Möglichkeit intuitive Prozesse zu fördern und vom „Zufall“ zum Thema zu gelangen. Die kreative Ausdruck im Kritzelwerk ist eine Form der Kommunikation der Intuition bzw. ein Feedback resonierender Felder.

siehe zum Thema z.B.  auch  Resonanz

Ein Krittelbild kann mit einem bestimmten Anliegen oder auch frei gestartet werden. Ein Kritzelbild entsteht indem mit geschlossenen Augen auf einem Blatt Papier mit einem Stift gekritzelt wird. Dabei sollte der Hand freier Lauf gelassen werden.  Sie führt den Prozess, der erst beendet ist, wenn der Impuls entsteht, dass das Kritzelbild fertig ist. Um die Kontrolle der Ratio noch mehr zu begrenzen, kann man auch die Seiten der Hände wechseln, so dass ein Rechtshänder mit links malt oder ein Linkshänder mit rechts.

Anschließend wird das Kritzelwerk betrachtet und nach Resonanzen geschaut, wo in dem Wirrwarr erkenne ich etwas, ein Muster, ein Bild? Das Werk wird dann entsprechend weiter gemalt und reflektiert.

Erst danach erfolgt eine Rückbindung zu einem Anliegen. Dabei geht es um individuelle Resonanzen und Assoziationen der Klientin zum entstandenen Werk, nicht um interpretative Zuschreibungen des Therapeuten/Coach.

In der Abbildung sehen wir ein vollendetes Kritzelbild. Die Klientin war mit einen inneren Konflikt bezüglich eines gemeinsamen Projektes mit einer Kollegin zu einem kunstanalogen Coaching erschienen. Die Klientin wollte die Kollegin nicht enttäuschen oder gar verletzten. Sollte sie die Zusammenarbeit dennoch beenden und das Projekt allein weiterführen oder an der Kooperation festhalten? Die Klientin konnte von der Gemeinschaftsarbeit enorm profitieren, gleichzeitig wehrte sich ihr „Inneres“, so ihre Worte, gegen die Fortsetzung der Zusammenarbeit.

Die Klientin fertigte ein Kritzelbild und gestaltete es hinterher. Sie entdeckte bei der Betrachtung ihres Werkes einen Adler, der über die Erde fliegt. Ein spontaner poetischer Titel fiel ihr ein: „Der Adler und die Welt, die aus den Fugen fällt.“ Zudem fielen ihr die vielen bunten sich überlappenden Formen und Kreise auf. Sie beschrieb das Bild wie einen Blick aus der Vogelperspektive weit über der Erde, wo sie im bunten „Klein Klein“ das größere Ganze übersah. Der Adler ließ all das unter sich, beachtete die Details nicht. Auf Rückfrage, wofür der Adler für sie stehe, welche Bedeutung er habe, assoziierte die Klientin noch die Begriffe: Klarheit, Freiheit bzw. Freiraum, Mut und neue Wege gehen, Potentiale entfalten. Für die Klientin war nach diesem Kritzelbild ihre Entscheidung, die innerlich bereits gefallen war und sich in einem „unguten Bauchgefühl“ geäußert hatte,  klarer geworden: sie sollte eigene Wege gehen, den Mut dazu haben, auf sich und ihre Potentiale vertrauen. Sie hatte die überwiegende Arbeit in das Projekt gesetzt, so dass sich auch klar ihre Handschrift zeigen musste.

 

 

 

 

[1] Costa (2012, S. 242).

 

 

[1] Costa, Rebecca (2012, S. 242). Kollaps oder Evolution? Wie wir den Untergang unserer Welt verhindern können. Weinheim: Wiley-VCH.

Der innere Heiler

 

„Was wir tun können, ist, dem Arzt, der in uns wohnt,
eine Gelegenheit zur Wirkung zu geben.“

Albert Schweitzer

Ein Schlüssel für den Kontakt zum inneren Heiler  ist die Intuition. Der Biologe Rupert Sheldrake[1]  betrachtet die Spiegelneuronen als eine Art „Zweithirn“, mit dem Informationen im Quantenfeld ausgetauscht werden. Er konstatiert, dass der Intuition immer eine Art von Verbundenheit mit einem höheren Bewusstsein zugrunde liege. Das durch die Intuition vermittelte „innere Wissen“ entspringt diesem höheren Selbst.

Mehr zum Thema unter

„Der innere Heiler, oder oft benannt als Medicus internus (der innere Arzt) scheint, physikalisch gesehen, so etwas zu sein wie ein eingebauter Resonanzdetektor, der sensibel auf die Wahrnehmung von körperlichen, emotionalen und seelischen Unstimmigkeiten ausgerichtet ist. Seine Fähigkeit innere Differenzen und Dissonanzen zu balancieren und in harmonisierende und korrigierende Impulse zu verwandeln nutzt eine geniale Hyperintelligenz.
Der physiologische Hintergrund dieser Fähigkeit speist sich aus all den Anteilen in unserem Nervensystem die mit dem evolutionären und archaischen Urwissen unserer Körperinformation verbunden sind. Die Kunst ist es genau das wahrnehmbar und zugänglich zu machen. Der Zugang gelingt über das Training der Intuition und die Übersetzung der inneren Wahrnehmungen in Bilder von Gestalten, die sehr oft mythischen Charakter haben, also eine Verbindung zum kollektiven Unbewussten herstellen. Mittlerweile gibt es eine wissenschaftliche Betrachtung von zwei Grundformen des Denkens, das schnelle und das langsame. Das schnelle entspricht der intuitiven holografischen instantanen Wahrnehmung, das langsame eher der dem logisch sequenziellen. Der innere Heiler ist eine Funktion der instantanen Wahrnehmung der individuellen Realitäten mit der Chance die verzerrenden und krankmachenden Schwingungsmuster zu identifizieren und zu verändern.“ Dr. Hans Hein www.forumsynergie.de

Mehr dazu auch in meinem Buch

Kunst als Sprache der Intuition – Der holografische Ansatz in der Kunsttherapie und kunstanalogen Transformationsprozessen Synergia-Verlag, ISBN 9783906873824

 

 

 

 

 

 

Literatur

[1] Rupert Sheldrake (2010). Das schöpferische Universum. Die Theorie der morphogenetischen Felder und der morphischen Resonanz. München: Nymphenberger

Die vier Elemente

Die vier Elemente

Feuer  – Wasser – Erde – Luft

Bilder von Geflüchteten

Wann bin ich in meinem Element?

  • Wie kann ich die Dinge leichter nehmen? (Luft)
  • Was soll jetzt ins Fließen kommen? (Wasser)
  • Wo sind meine Wurzeln? (Erde)
  • Wo brennt es ? Wofür brenne ich? (Feuer)

Die Bedeutung der vier Elemente

Das Leben werde wahrnehmbar durch innere Bilder, die sich fragmentarisch in Metaphern und Symbolen wiederfinden“, beschreibt es Wallner.[1] Symbole kommen in unserer Welt immer wieder vor. Sie sind Sinnbilder; Zeichen, die für etwas Anderes stehen. Ein Symbol  schließt nicht aus, sondern ein. Anders als Worte, begrenzt es nicht. Symbole – wie