Das emotionale Herz

Um das Überleben eines Menschen in der Zeit der Schwangerschaft bis zur Geburt und auch in den Monaten nach der Geburt sicherzustellen, wird der werdende Mensch mit einer Anzahl von Reflexen ausgestattet. Sie bilden das Fundament für die späteren bewusst gesteuerten Fertigkeiten des Menschen. Die ersten embryonalen Reflexe bestehen aus dem Moro-Reflex und dem Rückzugsreflex. Der Moro-Reflex, benannt nach dem Kinderarzt Ernst Moro, ist ein Überlebensreflex, der durch ein plötzliches erschreckendes Ereignis ausgelöst wird. Beim Embryo kommt es zu einer plötzlichen Rückwärtsbewegung, Arme und Beine, soweit schon ausgebildet, werden ruckartig gestreckt, die Finger abgespreizt. Das Baby fängt an zu schreien. Beim Ausatmen werden die Finger zu Fäusten geballt. Der Moro-Reflex wird nach der Geburt im Laufe der ersten vier Monate durch den Schreck-Reflex ersetzt. Bei einem persistierenden (verharrenden) Moro-Reflex bleibt der Reflex über diesen Altersabschnitt manchmal sogar  bis ins Erwachsenenalter bestehen.

Der Rückzugsreflex beinhaltet die entgegengesetzte Bewegung, nämlich ein Wegziehen bzw. Zusammenziehen durch Kontraktion aller Muskeln, beispielsweise ausgelöst durch einen äußeren Schmerzreiz.

Die embryonalen Bewegung ist durch eine tanzende „Vor- und Zurückbewegung“ (Moro- und Rückzugsreflex) um die Mittellinie des Körpers gekennzeichnet.  Diese Ausdehnung und Kontraktion spiegelt ein Urmuster des Lebens, das wir etwa auch beim Atmen (einatmen und ausatmen) beobachten können. Die Bewegung zeigt sich in vielen Lebensmustern der Natur, beispielsweise in den Jahreszeiten (Werden und Vergehen) bis ins gesamte Universum, das ebenfalls vom Impuls der Ausdehnung und der Anziehung (Gravitation) geprägt ist.[1]

Durch diese embryonale Bewegung, die wir in der Trauma-Begleitung nutzen können,  kann der Innen- und Außenraum erfahrbar gemacht werden. Eine Wiederholung dieses Urmusters durch Adaptation der embryonalen Bewegung kann die Raumerfassung neu definiert und erlebbar gemacht werden. Im Anschluss an das Bewegungsmuster folgt man einem Impuls der Entladung (ausführlich in der Anleitung). In der künstlerischen Begleitung manifestiert sich diese Erfahrung. Über das Kunstwerk wird eine erweiterte Leibwahrnehmung geschaffen. Dadurch wird eine Verstärkung der Bewegung erlebt und sichtbar gemacht. Zudem schafft das Kunstwerk eine neue Bedeutungsebene, die eine Sprache jenseits des kognitiven Denkens ermöglicht und mit der Bilderwelt der Seele einhergeht. Diese Sprache der Intuition die sich im künstlerischen Ausdruck zeigt, führt zu einem Verstehen auf einer tieferen Ebene des Seins.

Übungsanleitung als pdf. Das emotionale Herz

Ulrike Hinrichs

www.lösungskunst.com

 

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[1] Es wird in der Physik vermutet, dass sich das in Ausdehnung befindliche Universum irgendwann komplett wieder zusammenzieht (stirbt), um wieder neu zu entstehen.